Auf regionale Stärken setzen

Wie wirken sich die aktuellen geopolitischen Entwicklungen auf die Wirtschaft hierzulande aus? Darüber diskutierten die Unternehmerinnen und Unternehmer des IHK-Gremiums Cham zu Gast bei der Zollner Elektronik AG in Zandt. Das familiengeführte Unternehmen mit mittlerweile rund 13.000 Mitarbeitenden feierte vor kurzem seine 60-jährige Erfolgsgeschichte. Neben dem neuen IHK-Präsidenten Christian Volkmer begrüßte Gremiumsvorsitzender Dr. Alois Plößl zur Sitzung Ludwig Zollner, Sprecher des Vorstands der Zollner Elektronik AG, und Franz Xaver Feiner, Vice President Marketing & Sales, die einen Einblick in die Strategie des Global Players in wirtschaftlich unruhigen Zeiten gaben.
„Die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sowie ein unberechenbarer US-Präsident – noch vor wenigen Jahren hätten wir uns geopolitische Konfliktsituationen und Unsicherheiten, wie wir sie heute nahezu täglich neu erleben, nicht vorzustellen gewagt“, sagte Gremiumsvorsitzender Plößl mit Blick auf die Herausforderungen insbesondere für international aufgestellte Unternehmen.

Bürokratie massiv reduzieren

Mehr denn je müssten daher die regionalen Betriebe Gehör bei den politischen Entscheidungsträgern finden. IHK-Präsident Volkmer betonte: „Die aktive Gremiumsarbeit vor Ort ist die Basis unserer Interessenvertretung. Die Meinungen und Bedürfnisse der Betriebe tragen wir über die IHK-Organisation an die Politik auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene. Ebenso wichtig ist aber auch die Vernetzung der Unternehmen untereinander, um gemeinsame Stärken und Chancen zu nutzen.“ Vor diesem Hintergrund sei es zu begrüßen, dass Deutschland in Europa nun wieder mehr Verantwortung übernehme.
Das Heft in die Hand zu nehmen, sei ein überfälliger Schritt, da die globalen Herausforderungen in Zukunft nicht weniger werden, bestätigte Ludwig Zollner. Darüber hinaus brauche es die massive Reduzierung von bürokratischen Hürden, um die Wettbewerbsfähigkeit und die Exportkraft des Standorts Deutschland zu sichern. Die Zollner Elektronik AG setze auf eine breite Branchenaufstellung, langfristige Partnerschaften und Globalisierung – vor allem international wolle man künftig noch schneller wachsen. Mit insgesamt 26 Standorten auf vier Kontinenten zählt das Unternehmen heute zu den weltweit führenden EMS-Dienstleistern. Gemeinsam mit seinen Kunden entwickelt und produziert Zollner innovative Lösungen in Branchen wie Automotive, Bahntechnik, Datentechnik, Healthcare & Lifesciences, Industrieelektronik, Luftfahrt oder Messtechnik.

Der Mensch im Fokus

Im internationalen Gefüge werde dabei die Strategie Local-for-local immer wichtiger – was bedeute, dass der Produktionsstandort einer Firma im jeweiligen Zielmarkt verortet sei und hauptsächlich für diesen produziere, erläuterte Franz Xaver Feiner. Insbesondere komplexe Produkte mit einem hohen Serviceanteil erforderten oft eine geringe Entfernung zum Herstellungsort – was auch eine Chance für ein Hochlohnland wie Deutschland bedeuten könne. Schlüsselbranchen hierzulande wie der Automotive-Sektor müssten zudem mit Blick auf die massive Konkurrenz aus Asien Alleinstellungsmerkmale herausarbeiten, um künftig vor allem im Volumengeschäft zu bestehen.
Um eine gewisse Resilienz auf den Weltmärkten zu erlangen und lokale Bedarfe schnell anzupassen, seien alle Standorte von Zollner mit den gleichen Systemen sowie Produktionsmöglichkeiten ausgestattet und untereinander verknüpft. Auch wenn dafür ein hohes Maß an Digitalisierung nötig sei und KI die Arbeitswelt nachhaltig verändere, bleibe der Faktor Mensch bei Zollner das Maß aller Dinge, betonte Vorstand Ludwig Zollner. Das Unternehmen setze seit der Gründung 1965 erfolgreich auf „die regionale Fachkräftesicherung sowie die klare Verantwortung für die Regionen, in denen Zollner aktiv ist.“