Pressemeldung

Deepfakes auf der Spur

Die Künstliche Intelligenz (KI) birgt Chancen und Herausforderungen, auch im Sachverständigenwesen. 180 Expertinnen und Experten diskutierten darüber beim 20. Ostbayerischen Sachverständigentag.
Ist es ein echter Rembrandt oder eine Fälschung? Aus der Kunstbranche sind Sachverständige seit jeher nicht wegzudenken. Auch in der digitalen Welt sind sie heute gefragt. Medienforensiker etwa enttarnen KI-generierte Deepfakes in Bild und Ton. Neben Experten z.B. für Schäden an Gebäuden, Kfz-Schäden und -bewertung oder Metallbau können auch sie als Sachverständige öffentlich bestellt und vereidigt werden. Beim 20. Ostbayerischen Sachverständigentag der IHKs Passau und Regensburg, der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz sowie der Sachverständigenverbände BVS Bayern, LVS Bayern und VöS letzten Freitag in Regensburg am 28.03.2025, stand der fachliche Austausch beim Thema KI auf der Agenda. Die gut besuchte Jubiläumsveranstaltung nutzten die rund 180 Teilnehmer zum fachlichen Austausch.
IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes betonte in seiner Begrüßung, dass Sachverständige in Zeiten zunehmender Digitalisierung wichtiger denn je seien: „Die öffentliche Bestellung und Vereidigung ist ein Gütesiegel, welches die Nachfrager zu schätzen wissen. In Zeiten von Informationsüberfluss und Fake News sind Ihre Gutachten die verlässlichen Ankerpunkte bei schwierigen Fragestellungen.“

Fluch und Segen von KI

Der für Medienproduktion und Mediendesign öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige Dr. Stefan K. Braun zeigte die unterschiedlichsten Manipulationsmöglichkeiten bei Fotos, Audio und Video und gab Einblick in die analytische Vorgehensweise des Medienforensikers. So ermöglicht der Einsatz von KI etwa täuschend echt wirkende Äußerungen, was man sich als Mediennutzer immer wieder bewusst machen sollte.
„Bildmanipulation gibt es eigentlich schon, solange wie es die Fotografie gibt“, so Braun. Doch nahmen die Fälscher damals noch Pinsel und Farbe in die Hand, so gibt es heute mannigfache digitale Möglichkeiten. Dabei gibt es jedoch fast nichts, dem der Medienforensiker nicht auf die Spur kommen könnte. An die 3.000 Analysemöglichkeiten seien das heute. Bestehen Inkonsistenten bei den Lichtverhältnissen im Bild, wie sind die Farbverläufe, was sagen die Metadaten? Braun zeigte etwa anhand eines Pressefotos aus dem britischen Königshaus, dass an dem Bild so gut wie nichts unverändert war.
Bei der Videoanalyse greifen ähnliche Analyseverfahren, hinzu kommen aufgrund der Datenmenge Auswertungsmöglichkeiten mit KI. Brauns Kunden sind etwa Gerichte, aber auch Journalisten, kriminalpolizeiliche Ermittler und Privatpersonen. „Kaum eine Woche, wo nicht irgendjemand bei mir anruft, und ausspionierte Bild- oder Videoaufnahmen vom untreuen Ehepartner analysieren lassen möchte.“
Inwiefern KI-Tools wiederum die Arbeit im Sachverständigenbüro erleichtern, erläuterte Experte Jens Kestler. Als spannend erweist sich dabei die Grenzziehung zwischen künstlicher Unterstützung und dem Urteilsvermögen der menschlichen Expertise. Fazit: KI ist auch für Sachverständige sinnvoll, sie kann gegebenenfalls ergänzen, darf die höchstpersönliche Leistungserbringung aber nicht gefährden.
(02.04.2025)