Ausbau der Infrastruktur essenziell

Um auch in Zukunft global wettbewerbsfähig und regional leistungsfähig zu bleiben, müssen Politik und Wirtschaft gemeinsam die richtigen Weichen stellen. Eine der größten Herausforderungen ist es, die dafür nötige Infrastruktur zu schaffen – und den Menschen diese Notwendigkeit verständlich zu vermitteln.
"Deutlich aktiver müssen wir beim Thema Digitalisierung werden.“ Mit diesem Appell eröffnete IHK-Präsident Christian Volkmer die Sommervollversammlung der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim bei der Bayernwerk AG. Für ihn steht fest: Nur wenn Politik, Unternehmen und Kommunen ihre Anstrengungen spürbar intensivieren, wird es gelingen, international wettbewerbsfähig zu bleiben und den digitalen Anschluss nicht zu verlieren. Dafür braucht es aber auch die richtigen Rahmenbedingungen.
Damit es auch zukünftig eine moderne Volkswirtschaft in Deutschland gebe, müsse jetzt in die richtigen Infrastrukturmaßnahmen investiert werden – davon ist der bayerische Finanz- und Heimatminister Albert Füracker (CSU) überzeugt. Bei der Vollversammlung machte er deutlich, dass man genau das auch klar und offen kommunizieren müsse: Deutschland habe mittlerweile eine überbordende Bürokratie und höchst komplexe Prozesse. Die Menschen verstünden vieles davon nicht mehr – das werde immer mehr zu Gefahr für die Demokratie.
Ein zentrales Thema seiner Ausführungen: Der dringend benötigte Ausbau der Infrastruktur. Der wohl wichtigste Hebel sei das Stromnetz, so Füracker. Hier gebe es noch viel zu tun. Als Beispiel nannte er Unternehmen, die sowohl große Photovoltaikanlagen als auch große Stromspeicher betrieben. Statt aber den selbst erzeugten Strom in Überschusssituationen zu speichern, ließen sich diese für das Abregeln der Anlage entschädigen. Die Batterien würden stattdessen dazu genutzt, um günstigen Strom zu speichern und bei hohen Strompreisen wieder zu verkaufen. Dieses Geschäftsmodell führe nicht selten zu einer Überlastung der Netze. Ein „Paradoxon“, so Füracker, das es aufzulösen gelte – etwa durch dezentrale Netze und eine angepasste Energiepolitik.
Füracker hob hervor, dass die aktuelle Entwicklung bezüglich der Stromsteuersenkung grundsätzlich in die richtige Richtung gehe. Etwa 600.000 Betriebe im produzierenden Gewerbe würden durch die Stromsteuersenkung bereits entlastet, was ein wichtiger erster Schritt sei. Doch es zeige auch, dass weiteres Handeln der Bundesregierung notwendig sei, um die Unternehmen – insbesondere die von der bisherigen Senkung unberücksichtigten Klein- und Mittelbetriebe – angemessen zu unterstützen.

Auf starke Unternehmen angewiesen

Auch geopolitische Entwicklungen sprach Füracker an: „Wir können uns nicht aussuchen, wer in den USA Präsident ist. Und wir können uns auch nicht aussuchen, was Putin macht. Aber wir können das Beste daraus machen.“ Gerade in herausfordernden Zeiten brauche es nachhaltige Partnerschaften. „Unsere Heimat ist auf starke Unternehmen angewiesen! Bereits seit Jahrhunderten ist zudem die IHK Regensburg verlässlicher Partner von Freistaat und Unternehmen. Als zentrale Säule unserer Wirtschaft und Gesellschaft trägt sie entscheidend dazu bei, den Wirtschaftsstandort Oberpfalz zukunftssicher zu gestalten. Mit praktischer Unterstützung, innovativen Ideen und einer starken Ausbildung fördert sie die Entwicklung unserer Unternehmen und Talente. Das gibt Zuversicht, die aktuellen Herausforderungen erfolgreich zu meistern und die Oberpfalz als lebendigen, vielfältigen Wirtschaftsraum mit großem Potenzial zu erhalten“, so Füracker.

„Die alte Energiewelt ist abgerissen“

Dass die Wirtschaft an sich bei der Gestaltung der Zukunft eine tragende Rolle spielt, betonte auch Dr. Egon Westphal, Vorstandsvorsitzender der Bayernwerk AG. Zusammen mit der IHK und der Staatsregierung bilde man eine Verantwortungsgemeinschaft. Westphal sagte: „Nur gemeinsam wird uns die Transformation in eine nachhaltige, bezahlbare und sichere Energiezukunft gelingen. Ein Zurück gibt es nicht. Die alte Energiewelt ist abgerissen. Die neue muss gebaut werden.“

Herausforderungen für Unternehmen und die Region

Für Unternehmen im IHK-Bezirk bedeutet diese Transformation eine enorme Herausforderung – vor allem aus Kostensicht. Die Energiekosten seien weiterhin zu hoch, so Thomas Genosko, Abteilungsleiter Standortpolitik, Innovation und Umwelt bei der IHK, in der anschließenden Diskussion mit Minister Füracker. Aus Sicht der IHK liege das auch an den hohen Gesamtsystemkosten, etwa durch Umlagen und Abgaben – aber auch an den hohen Baukosten der Stromtrassen.
Gleichzeitig hat sich die Region in den vergangenen Jahren positiv entwickelt – das zeigt der Prognos-Zukunftsatlas 2025. Mit Cham, Neustadt an der Waldnaab und Tirschenreuth finden sich gleich drei Oberpfälzer Landkreise unter den bundesweiten Aufsteigern. Die Stadt Regensburg schafft es sogar auf Platz 8 der deutschlandweiten Rangliste. „So etwas trägt auch zu einem neuen Selbstbewusstsein der Oberpfalz bei“, betonte Sybille Aumer, IHK-Bereichsleiterin Regionalpolitik, Arbeitsmarkt und Statistik.
Trotz der positiven Signale sorgen sich viele Unternehmen um ihre Zukunft. Der weiterhin schwelende Zoll- und Handelsstreit mit den USA – für die Oberpfalz einer der wichtigsten Handelspartner – sei dabei nur ein Aspekt. Vorsichtiges Abwarten sei hier angesagt.