Wettbewerbsfähigkeit duldet keinen Aufschub mehr

Der Industrieausschuss der IHK fordert von der Bundesregierung grundlegende Reformen und spürbare Maßnahmen für mehr Wachstum. Bürokratie müsse zügig abgebaut, Standortkosten gesenkt und Infrastrukturmaßnahmen priorisiert werden.
Die regionale Industrie sendet bereits seit Jahren Warnungen an die Politik, dass der Standort Deutschland dringende Reformen für mehr Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum braucht. Doch noch immer sind die Maßnahmen zu zaghaft. Hinzu kommt, dass auch vom Außenhandel kaum Impulse kommen. Die Folge: Nach einer drei Jahre anhaltenden Rezession bleibt die Stimmung in der Industrie auch in diesem Herbst angespannt. Nur wenige produzierende Betriebe konnten ihren Auftragsbestand steigern.
Die Unternehmerinnen und Unternehmer des Ausschusses Industrie, Umwelt, Energie und Technologie der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim waren sich bei ihrer Herbstsitzung bei der Maschinenfabrik Reinhausen GmbH einig: Drei Jahre ohne nennenswertes Wachstum seien ein deutliches Warnsignal für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Die strukturellen Herausforderungen im Inland duldeten keinen Aufschub, dringend notwendige Reformen müssten nun beherzt angegangen werden.

Rahmenbedingungen verbessern

Wer im globalen Wettbewerb bestehen wolle, müsse seine Hausaufgaben machen – so auch die Politik, waren sich die Ausschussmitglieder einig. Die ersten Entlastungsinitiativen der Bundesregierung zeigten im unternehmerischen Alltag noch keine Wirkung. Deshalb müsse der eingeschlagene Reformkurs nachgebessert sowie beständig weiterverfolgt werden. „Viele, oft hausgemachte Standortnachteile lasten im harten internationalen Wettbewerb schwer auf den Industriebetrieben“, betonte Ausschussgeschäftsführer Thomas Genosko von der IHK.
„Die Unternehmen brauchen mehr Planungssicherheit bei wirtschaftspolitischen Entscheidungen, spürbare Entlastungen bei der Bürokratie und mehr unternehmerischen Freiraum“, sagte Genosko. Darüber hinaus müssten eine Senkung der Energiekosten, niedrigere Lohnnebenkosten, steuerliche Anreize für Investitionen, eine schlanke und digitalisierte Verwaltung sowie Zukunftsinvestitionen in die wirtschaftsnahe Infrastruktur angegangen werden. Hier müsse die Politik mit konkreten Maßnahmen schnell verlässliche Rahmenbedingungen schaffen, so der Konsens.

Innovation aus der Region

Dass die heimischen Unternehmen leistungsstark und innovativ sind, zeigte Gastgeber Dr. Nicolas Maier-Scheubeck, Sprecher der Geschäftsführung der Maschinenfabrik Reinhausen GmbH (MR). Bei MR gestalten weltweit mehr als 5.500 Mitarbeitende an mehr als 60 Standorten die Zukunft der Energieversorgung. Das Familienunternehmen stellt intelligente Systeme zur Regelung von Lastfluss und Spannungsqualität her und sorgt für maximale Verfügbarkeit kritischer Netzbetriebsmittel.
Ziel sei es, zu einer sicheren, wirtschaftlichen und resilienten Stromversorgung beizutragen. „Wir wollen die globale Energiewende mit Erfolg vorantreiben“, erklärte Maier-Scheubeck. Das jahrzehntelange, hohe Wachstum belege, dass es MR kontinuierlich gelinge, den Drang nach Neuem mit Lösungskompetenz in wirtschaftlichen Erfolg zu münzen, so Maier-Scheubeck. Die Innovationsstrategie des Unternehmens verbinde Technologie und Wertschöpfung unter Berücksichtigung wichtiger Megatrends. Der Klimawandel, die mit der Energiewende verbundene, zunehmende Elektrifizierung von Prozessen sowie die Digitalisierung seien die Treiber der Nachfrage. Weltweit wachsender Protektionismus sowie Forderungen nach lokaler Produktion und Lieferketten, erforderten aber je nach Land unterschiedliche Strategien, um erfolgreich zu bleiben.

Energiewende lohnt sich

Prof. Dr.-Ing. Stephan Rupp, bei MR verantwortlich für die Geschäftsentwicklung der Leistungselektronik, erläuterte, dass sich durch Investitionen in die Energiewende langfristig Kosten einsparen ließen – verglichen mit einem Szenario ohne Transformation mit fossilen Brennstoffen.
IHK-Energieexperte Richard Röck zeigte auf, welche Hürden bei der Energiewende noch genommen werden müssen. „Das aktuelle BIHK-Energiewendebarometer zeigt, dass vor allem zu viel Bürokratie, die fehlende Verlässlichkeit der Energiepolitik sowie langsame Planungs- und Genehmigungsverfahren die Energiewende hemmen“, sagte Röck. Hinzu käme, dass hohe Energiekosten den Betrieben allgemein wenig Spielraum für Investitionen lassen. Dennoch packten viele Unternehmen an und investierten in die Energiewende. Dazu seien sie aber mehr denn je auf Planungssicherheit, Fortschritte beim Netzausbau und schnellere Genehmigungsverfahren angewiesen.
Pascal Benoit, Geschäftsführer der Enit Energy IT Systems GmbH aus Freiburg, berichtete abschließend, wie sich mittelständische Firmen am Energiemarkt der Zukunft gewinnbringend aufstellen können. Vor dem Hintergrund volatiler Preise lohne es sich, mit Hilfe digitaler Tools Stromverbräuche im Unternehmen zu analysieren und die eigene Stromnachfrage wo möglich flexibel anzupassen.