Gute Chancen für Jugendliche - Unternehmen kämpfen mit Fachkräftemangel
Zum Beginn des Ausbildungsjahres 2025 ziehen die IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim und die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz eine gemischte Bilanz. Einerseits haben Jugendliche weiterhin hervorragende Aussichten auf einen Ausbildungsplatz. Andererseits sehen sich die Unternehmen der Region mit großen Herausforderungen bei der Nachwuchsgewinnung konfrontiert.
Zum 31. August 2025 wurden im Kammerbezirk der IHK 3.796 neue Ausbildungsverträge eingetragen. Das sind knapp vier Prozent weniger als im Vorjahr (3.949 Verträge). Entscheidend ist dabei weniger die Gesamtzahl, sondern vielmehr das Missverhältnis von Angebot und Nachfrage: Im Juli 2025 waren in den drei Arbeitsagentur-Bezirken Regensburg, Weiden und Schwandorf noch rund 5.163 Ausbildungsplätze unbesetzt – quer durch alle Berufe.
Regionale Entwicklungen unterschiedlich
Insgesamt ist das Bild sehr unterschiedlich. Während in Teilen der Süd- und Mittleren Oberpfalz – etwa in den Landkreisen Regensburg und Cham – leichte Zuwächse erzielt wurden, verzeichnen andere Regionen spürbare Rückgänge. Besonders auffällig ist die Nordoberpfalz, wo die Entwicklung in entgegengesetzte Richtungen verläuft: Der Landkreis Neustadt an der Waldnaab (NEW) ist mit einem Plus von 5,2 Prozent der stärkste Gewinner im gesamten Kammerbezirk, während der Landkreis Tirschenreuth (TIR) mit −14,5 Prozent den deutlichsten Verlust hinnehmen musste.
Branchen und Berufe klassisch verteilt
Bei den Ausbildungsberufen zeigt sich ein vertrautes Bild: Ganz vorne liegen die technischen IT- und Metallberufe. Fachinformatiker/-in und Mechatroniker/-in führen die Rangliste an, ebenfalls stark nachgefragt sind klassische Industrie- und Elektroberufe wie Elektroniker/-in für Betriebstechnik oder Industriemechaniker/-in. Auf der anderen Seite sind die kaufmännischen Berufe sehr beliebt – und hier zeigt sich auch ein deutlich höherer Frauenanteil. Vor allem Industriekaufmann/-frau und die Kaufleute für Büromanagement gehören zu den Top-Ausbildungen im Kammerbezirk. Auch der Einzelhandel mit den Berufen Kaufmann/-frau im Einzelhandel und Verkäufer/-in bleibt ein wichtiger Einstieg in die Berufswelt.
Darüber hinaus schaffen spezialisierte Berufe wie der Zerspanungsmechaniker oder die klassische Bankausbildung weiterhin eine solide Basis. Auffällig bleibt die klare Geschlechtertrennung: Während technische Berufe stark männlich dominiert sind, finden sich in kaufmännischen Bereichen deutlich mehr junge Frauen.
Viele Lehrstellen bleiben unbesetzt
„Die Lage ist paradox“, sagt Ralf Kohl, Bereichsleiter Berufliche Ausbildung bei der IHK. „Für junge Leute war es noch nie so einfach, den Wunschberuf zu ergreifen. Für die Unternehmen dagegen ist es so schwer wie nie, genügend Auszubildende zu finden.“ Ursache seien vor allem der demografische Wandel sowie der Trend zu höheren Schulabschlüssen. Verstärkt werde die Situation 2025 durch die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9) in Bayern: Da es in diesem Jahr keinen Abiturjahrgang gibt, fehlen viele potenzielle Bewerberinnen und Bewerber.
Die Zahl der Auszubildenden mit ausländischer Staatsbürgerschaft ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. 2024 lag sie bei 1.735 – das entspricht rund 14 Prozent aller Azubis im Kammerbezirk. „Das zeigt, wie wichtig Vielfalt für die Sicherung des Fachkräftebedarfs ist“, so Kohl.
Um Betriebe und Jugendliche besser zusammenzubringen, setzt die IHK auf eine Reihe von Initiativen: Mit der bundesweiten Kampagne #KÖNNENLERNEN, der bayerischen Aktion „Switch – zur Ausbildung“ für Studienzweifler und mit Social-Media-Aktivitäten wie @ausbildungostbayern auf Instagram und TikTok sollen junge Menschen für die duale Ausbildung begeistert werden. Ergänzend sind die AusbildungsScouts direkt an Schulen unterwegs, um ihre eigenen Erfahrungen aus erster Hand weiterzugeben.
Der diesjährige Start in die Ausbildung ist eine Herausforderung. Kohl ist dennoch überzeugt: „Die duale Ausbildung bleibt das Fundament unserer Fachkräftesicherung. Damit sie zukunftsfähig bleibt, brauchen wir das Engagement der Betriebe, eine enge Zusammenarbeit mit den Schulen – und junge Menschen, die Lust haben, ihre Karriere im Betrieb zu starten".