Unternehmen & MĂ€rkte

ProduktivitÀt gesteigert und Preis gewonnen

In Greven steht die „Die Fabrik des Jahres“: Beim gleichnamigen Wettbewerb wurde egeplast international ausgezeichnet. Außerdem steht die grĂ¶ĂŸte Investition der Firmengeschichte an.   (Von Tobias Hertel)
Das Familienunternehmen aus Greven gewann in der Kategorie „Hervorragende Serienfertigung“  – und befindet sich damit in einer Reihe mit bekannten Vorjahressiegern wie ABB, BSH HausgerĂ€te oder Continental Automotive. Auf den Erfolg hat egeplast gezielt hingearbeitet, wie Torsten Ratzmann, GeschĂ€ftsfĂŒhrer Operations und Innovation, betont: „Wir haben schon frĂŒh einen Kategorie-Sieg in unsere Strategie mit eingebunden.“
Zuletzt hat egeplast im Werk fĂŒr Kunststoffrohrsysteme die ProduktivitĂ€t kontinuierlich gesteigert. So kletterte der Umsatz in den letzten fĂŒnf Jahren im Schnitt um jeweils zehn Prozent pro Jahr auf 216 Millionen Euro in 2022. Der Umsatz ist aber nur ein Aspekt des Wettbewerbs: Insgesamt 300 Kennzahlen wurden ausgewertet und im Vergleich zu denen der letzten Jahre betrachtet, um Entwicklungen bewerten zu können.

Stabilere Prozesse und mehr Effizienz

Bei egeplast lag der Fokus auf ProzessstabilitĂ€t, QualitĂ€t und Effizienz, unter anderem durch den Einsatz von Digitalisierung speziell in der Produktion. So implementierte der Hersteller von Kunststoffrohren fĂŒr die unterirdische Leitungsinfrastruktur ein selbst entwickeltes System zur Betriebsdaten-Erfassung. Dieses ĂŒberwacht und steuert MaschinenzustĂ€nde. „Wir erfassen sĂ€mtliche relevanten Daten, um schnell auf VerĂ€nderungen reagieren zu können“, erklĂ€rt Torsten Ratzmann.
Außerdem baute egeplast ein umfangreiches Energiemonitoring an Maschinen und Anlagen auf. „Das trĂ€gt dazu bei, im Sinne der Nachhaltigkeit den Verbrauch gezielt zu senken und Störungen frĂŒhzeitig zu erkennen“, erlĂ€utert er. Ein Tracking-System fĂŒr den Warentransport ermöglicht es zudem, Lieferungen in Echtzeit zu verfolgen und Kunden ĂŒber den Lieferfortschritt zu informieren. Mehr Nachhaltigkeit erzielten die Grevener mit Hilfe des Wettbewerbs, indem sie durch die ermittelten Kennzahlen zu Ausschuss und Materialverschwendung konkrete Möglichkeiten zur Verbesserung erkannten – und diese auch umsetzten. „Unsere Quoten haben sich deutlich verbessert“, betont Ratzmann.

KontinuitÀt entscheidet

2 Mitarbeiter
Zwei Mitarbeiter von egeplast bedienen die moderne Messtechnik, die die ProduktqualitĂ€t kontinuierlich ĂŒberwacht. © egeplast
Durch den Einsatz von RoutenzĂŒgen und Kanban-Versorgung zur Steuerung des Materialflusses reduzierte egeplast deutlich den Aufwand zur Ver- und Entsorgung der Produktionslinien. Außerdem verbesserte das Unternehmen die ProzessstabilitĂ€t und verkĂŒrzte so die RĂŒstdauern. Dadurch wurden BestĂ€nde an Rohstoffen und Fertigwaren signifikant reduziert und gleichzeitig wurde die LieferfĂ€higkeit erhöht. AblĂ€ufe zu optimieren, auch im Sinne der Ergonomie und der Gestaltung der ArbeitsplĂ€tze, half darĂŒber hinaus, Ausfallzeiten der BeschĂ€ftigten zu reduzieren.

Weiterbildung unterstĂŒtzt

FĂŒr die Jury entscheidend ist, dass die Optimierung ein kontinuierlicher Prozess ist. Möglich ist das nur als Mannschaftsleistung, unterstreicht Ratzmann. Viel Engagement wurde in die Weiterbildung gesteckt. Ergebnis ist ein „verbessertes VerstĂ€ndnis fĂŒr unsere Produktion und Produkte“. Dadurch hĂ€tten die Mitarbeitenden in der Produktion „eine neue Art der Awareness fĂŒr eben diese Punkte entwickelt“. „Die Auszeichnung bestĂ€tigt unseren Anspruch als QualitĂ€tsfĂŒhrer“, freut sich Dr. Ansgar Strumann, GeschĂ€ftsfĂŒhrender Gesellschafter.
FĂŒr egeplast steht nun am Hauptsitz in Greven die bei weitem grĂ¶ĂŸte Investition in der 114-jĂ€hrigen Unternehmensgeschichte an. Auf 11000 Quadratmetern entsteht eine neue Produktionshalle fĂŒr Microduct-Rohre, die fĂŒr den flĂ€chendeckenden Breitbandausbau in Europa gebraucht werden. Das neue ProduktionsgebĂ€ude wird ergĂ€nzt durch knapp 40000 Quadratmeter LagerflĂ€che. Durch die Ausgliederung der Microducts aus der bestehenden Produktionshalle wird egeplast die komplette Fertigungslogistik neu aufsetzen.
Hintergrund:
Die „Fabrik des Jahres“ zĂ€hlt zu den renommiertesten und anspruchsvollsten Industrie-Wettbewerben in Deutschland und Europa. Die Awards werden jĂ€hrlich von der Unternehmensberatung Kearney in Zusammenarbeit mit der Fachzeitschrift „Produktion“ vergeben.