„Wirtschaft und Klimaschutz sind keine Gegensätze“
Dr. Caroline Foyer-Clitheroe machte erfolgreich Karriere in einem internationalen Konzern. Dann kehrte sie zurück – in den Familienbetrieb, in die Verantwortung, in eine neue Rolle. Heute führt sie gemeinsam mit ihrem Ehemann die Janinhoff-Ziegelei in vierter Generation. Und trifft mutige Entscheidungen: für den Standort, fürs Klima, für eine Zukunft, die nicht nur wirtschaftlich sein will, sondern nachhaltig.

Dr. Caroline Foyer-Clitheroe: Ein Wendepunkt war, als ich meinen Job bei Siemens WindPower aufgegeben habe, um in die familiengeführte Ziegelei einzusteigen. Nachdem ich meine eigene Karriere aufgebaut hatte, bedeutete dieser Schritt für mich persönlich eine große Veränderung. Erst durch diesen Wechsel wurde mir wirklich bewusst, welche enorme Verantwortung meine Eltern und Großeltern über all die Jahre getragen haben.
Zwar hatte ich diese Verantwortung immer am Rande miterlebt, doch nun bin ich selbst diejenige, die bestimmte Herausforderungen auch nach Feierabend im Kopf mit nach Hause nimmt. Gleichzeitig weiß ich aber, dass ich im Familienbetrieb aktiv Veränderungen gestalten kann – und genau das macht mir große Freude.
Zwar hatte ich diese Verantwortung immer am Rande miterlebt, doch nun bin ich selbst diejenige, die bestimmte Herausforderungen auch nach Feierabend im Kopf mit nach Hause nimmt. Gleichzeitig weiß ich aber, dass ich im Familienbetrieb aktiv Veränderungen gestalten kann – und genau das macht mir große Freude.
Welche Entscheidung war besonders mutig – und warum war sie notwendig?
Foyer-Clitheroe: Wir haben uns letztes Jahr für einen Klimaschutzvertrag beim Bundeswirtschaftsministerium beworben. Und im Oktober 2024 haben wir tatsächlich den Zuschlag bekommen. Den Klimaschutzvertrag zu unterschreiben, war ein besonders mutiger Schritt. Wir haben uns verpflichtet, schrittweise unsere komplette Produktion von Erdgas auf Wasserstoff umzustellen und so ab 2030 mindestens 60 Prozent und bis 2042 mindestens 90 Prozent an Emissionen gegenüber dem Referenzsystem einzusparen. Es fühlt sich an, als würden wir unser Unternehmen ganz neu aufstellen – mit dem Mut und der Energie eines Start-ups. Die Entscheidung war aber notwendig, da Erdgas als Energieträger für uns nicht zukunftsfähig ist und wir die Klimaveränderungen ernst nehmen.
Wovon waren Sie mal überzeugt und denken heute anders?
Foyer-Clitheroe: Früher war ich überzeugt, dass Wirtschaft und Klimaschutz eher Gegensätze sind. Heute sehe ich das anders. Langfristig bedingen sie sich immer stärker. Nachhaltigkeit erfordert zwar oft Investitionen, deren Nutzen sich erst mit der Zeit zeigt, doch sie ist nicht nur ein Kostenfaktor, sondern auch ein Motor für Ideen und Fortschritt und kann auch ein Wettbewerbsvorteil sein. Letztendlich sind Wirtschaft und Klimaschutz zwei Seiten einer zukunftsfähigen Entwicklung. Eine zukunftsfähige Wirtschaft muss klimaverträglich sein und Klimaschutz braucht wirtschaftliche Stärke und Innovation. Wir sollten daher zeigen, dass wir gemeinsam eine Wirtschaft gestalten können, die nicht nur wächst, sondern auch unsere Lebensgrundlagen bewahrt.
Was hat Sie beruflich am meisten geprägt – obwohl es nicht zur Karriereplanung gehörte?
Foyer-Clitheroe: Beruflich haben mich vor allem meine Eltern und mein Großvater geprägt. Ihre Werte und die Erfahrung, schon früh Verantwortung zu übernehmen, haben mich stark beeinflusst. Mein Großvater dachte stets an die nächste Generation und handelte entsprechend. Durch den Klimaschutzvertrag wollen wir als vierte Generation nun das Unternehmen nachhaltig gestalten, um es eines Tages in grüner Form an die nächste Generation weiterzugeben.
Was können andere von Ihnen lernen, das in keinem Businessratgeber steht?
Foyer-Clitheroe: In keinem Businessratgeber steht, wie herausfordernd es manchmal sein kann, das eigene Unternehmen zu führen und gleichzeitig den unsichtbaren Mental Load des Alltags zu tragen. Familie, Kunden, Projekte, Termine – und irgendwo dazwischen auch noch die eigenen Bedürfnisse. Ich bin sicherlich kein klassisches Lehrbuch-Beispiel, aber vielleicht bin ich genau deshalb ein gutes Beispiel für Unternehmerinnen, die Tag für Tag alles gleichzeitig stemmen, die zwischen Kindergeburtstag und Kundentermin noch schnell irgendwelche Unterlagen einreichen müssen– und die dabei irgendwie versuchen, sich selbst nicht zu vergessen. Es ist nicht immer perfekt, oft sogar chaotisch – aber genau darin liegt vielleicht die Stärke.
Gibt es eine Regel in Ihrer Führungsarbeit, von der Sie nie abweichen?
Foyer-Clitheroe: Bei uns ist die Tür immer offen – jeder kann jederzeit hereinkommen und Ideen, Fragen oder Anregungen einbringen. Gerade in einem produzierenden Betrieb ist uns diese Nähe besonders wichtig. Nur so spüren wir, was im Team wirklich passiert.
- Dr. Caroline Foyer-Clitheroe
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Name: Dr. Caroline Foyer-Clitheroe
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Position: Geschäftsleitung
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Unternehmen: Ziegel- und Klinkerwerke Janinhoff GmbH & Co. KG
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Gründungsjahr: 1907
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Branche: Ziegelindustrie
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Mitarbeiterzahl: 85
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Beruflicher Werdegang / Meilensteine: BWL Studium, Promotion, Siemens WindPower
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Lieblingszitat in Zusammenhang mit Business: „Wer morgen bestehen will, muss heute den Mut zum Wandel haben.“
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Mitglied bei Frauen u(U)nternehmen seit: Februar 2025
Der Businessclub Frauen u(U)nternehmen wurde 1999 mit Unterstützung der IHK Nord Westfalen gegründet und verbindet Unternehmerinnen, Frauen in leitenden Positionen und Gründerinnen. Mit einer Mitgliederzahl von derzeit 230 Frauen bietet der Club eine Plattform für verschiedene Veranstaltungen wie das beliebte Unternehmerinnenfrühstück, After-Work-Treffen, Vortragsveranstaltungen oder das WIB-Dinner. Diese Events dienen nicht nur dazu, das berufliche Netzwerk zu erweitern, sondern bieten auch wertvolles Wissen für den Geschäftserfolg.
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