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Nr. 6491974
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Unternehmen & Märkte
Gesund und munter mit 450 Jahren
Wer ein Rezept sucht gegen den Zahn der Zeit, könnte in der Elefanten-Apotheke in Burgsteinfurt fündig werden. Das älteste Unternehmen im IHK-Bezirk Nord-Westfalen ist anno 1575 an den Start gegangen.| Text: Dominik Dopheide
Der erste seiner Vorgänger, Jorgen Pepper, hatte im Januar 1575, wohl auf Veranlassung des gräflichen Leibarztes Arnold Holtermann, in dessen Haus in der Steinstraße das Geschäft eröffnet. Damals war der Stein der Weisen noch Gegenstand des wissenschaftlichen Diskurses. Und gegen die Pest, die ein halbes Jahr später mit verheerenden Folgen für Europa in Venedig anlanden würde, war kein Kraut gewachsen. Dennoch habe die Apotheke die Bevölkerung kontinuierlich versorgt, erzählt Rose, und verweist auf den Nachfolger Peppers, Heinrich Holtermann. Er erlag der Krankheit 1636 in Ausübung seiner Pflicht. Danach, mitten in der Pandemie, übernahm sein Sohn Arnold. Aufzugeben war in diesem Unternehmen offensichtlich nie eine Option.
Comeback der Paracelsus-Perspektive
Roses Vater, Apotheker Walter Rose, hat zur Geschichte der alten Apotheken in Steinfurt ein Buch verfasst. Dort ist auch beschrieben, welchem Umstand das Unternehmen seinen Namen verdankt: Er bezieht sich auf den dänischen Elefanten-Orden, der dem Grafen Karl Paul Ernst von Bentheim-Steinfurt im 18. Jahrhundert verliehen wurde. Bei aller Liebe für die Vergangenheit, behielt Walter Rose die Zukunft fest im Blick und hat in Umbau und Modernisierung der Apotheke kräftig investiert.
Die historischen Gefäße stehen sinnbildlich für die Verbindung von Geschichte und Gegenwart.
Mitte der 1990er-Jahre stieg sein Sohn Olaf ins Geschäft ein. Im Gepäck: eine hohe Dosis innovativer Ideen. Dr. Olaf Rose hat nach Abschluss seines Pharmazie-Studiums an der Universität Münster in Japan an neuen Arznei- und Therapieformen gearbeitet und in dieser Zeit auch seine Frau Makiko kennengelernt, die damals in Kyoto studiert hat und jetzt das 30-köpfige Apotheken-Team verstärkt. Damals beschäftigt er sich intensiv mit neuen Denkansätzen und Konzepten in der Medikation. Schließlich will er selbst den Wandel mitgestalten und absolviert ein Studium der klinischen Pharmazie an der University of Florida. „Die Impulse für eine neue Pharmazie gingen von dieser Uni aus, dort waren die führenden Vordenker tätig“, berichtet Rose, der 2009 mit der Verleihung des „Outstanding Leadership Award“ selbst in den Kreis der Innovatoren aufgenommen wird.
PD Dr. Olaf Rose will die Idee von Paracelsus und Top-Technologie verbinden.
„Pharmakotherapien, also die Behandlungen von Erkrankungen mit Hilfe von Arzneimitteln, müssen aus dem Blickwinkel der Patienten gesehen und folglich passgenau individualisiert werden“, beschreibt er die Idee, die er aus Gainesville nach Deutschland, getragen hat. „Wir besprechen mit den Patienten die Gesamttherapie, fragen nach Verträglichkeit, Risiken, Sorgen und möglichen Verbesserungen“, erklärt der Apotheker, um dann den Bogen in die Renaissance zu schlagen: „Paracelsus hatte den gleichen Ansatz, nämlich die Patienten als Individuum zu sehen und personalisiert zu behandeln“, erläutert er und fügt an: „Heute nennen wir das Medikationsanalyse und Medikationsmanagement“.
Beratung in den Blickpunkt gebracht
Rückenstärkung erhielt Rose aus der Wissenschaft. Auf Vorschlag eines Professors aus Münster hat er eine Studie gestartet, die ein großes gefördertes Forschungsprojekt nach sich zog. Grund genug für die Deutsche Apothekerzeitung, ihn als Autor zu gewinnen – für eine Serie über die Aspekte der patientenorientierten Pharmazie, die seit 2013 läuft. „Damit standen die packungslosgelösten Dienstleistungen, die damals noch nicht entlohnt wurden, im Fokus der Öffentlichkeit“, erzählt Rose. Eines nämlich hat sich in 450 Jahren nicht geändert: Jede Apotheke hat betriebswirtschaftliche Herausforderungen zu meistern. Schon Jorgen Pepper musste, neben der Gesundheit eines Kunden, auch dessen Zahlungsmoral stärken, wie ein Mahnschreiben aus dem Gründungsjahr belegt.
PD Dr. Olaf Rose wechselt regelmäßig vom Handverkaufstisch ans Hörsaal-Pult der Paracelsus Medizinischen Universität Salzburg, wo er als Privatdozent die Forschungseinheit Pharmakotherapie leitet.
Dass die Beratung rund um die Medikation heute honoriert wird ist auch den Impulsen zu verdanken, die aus der Elefanten-Apotheke kamen. Rose, seit 2024 habilitiert, ist der Wissenschaft nach wie vor verbunden. Regelmäßig wechselt er vom Handverkaufstisch ans Hörsaal-Pult der Paracelsus Medizinischen Universität Salzburg. Dort ist er Privat-Dozent und leitet die Forschungseinheit Pharmakotherapie. Auch die drei Filialen seiner Apotheke bindet er gern in die Forschungsarbeit ein, wie Studien zur Akzeptanz von Impfungen und Testungen zur Zeit der Corona-Pandemie zeigen. Den nächsten Schritt der Unternehmensentwicklung hat er übrigens schon geplant: Die Hauptfiliale wird modernisiert. Rose will beides unter ein Dach bringen: die Idee des Paracelsus und Top-Technologie unserer Zeit. In bester Tradition also – mit Fachwissen, Zuversicht und unternehmerischer Initiative – steuert die Elefanten-Apotheke die Zukunft an. Vielleicht kann ein Unternehmen mit diesem Rezept sogar ein halbes Jahrtausend am Markt bestehen.
PD Dr. Olaf Rose, Geschäftsführer der Elefanten-Apotheke, im modernen Medikamentenlager.
So sah die Fassade der Elefanten-Apotheke vor den Zerstörungen Ende des Zweiten Weltkrieges aus.
Geschäftsführer Rose will die Elefanten-Apotheke in Burgsteinfurt modernisieren.
Das historische Tor ist das Markenzeichen der Elefanten-Apotheke. PD Dr. Olaf Rose (l.) und sein Vater Walter Rose sind stolz auf die mittlerweile 450-jährige Geschichte der Apotheke.
PD Dr. Olaf Rose will die Idee von Paracelsus und Top-Technologie verbinden.
Die historischen Gefäße stehen sinnbildlich für die Verbindung von Geschichte und Gegenwart.
PD Dr. Olaf Rose wechselt regelmäßig vom Handverkaufstisch ans Hörsaal-Pult der Paracelsus Medizinischen Universität Salzburg, wo er als Privatdozent die Forschungseinheit Pharmakotherapie leitet.