Unternehmen und Märkte

Wie KI Energiekosten drückt

Küche, Kühlkammer und KI: Das Ringhotel Teutoburger Wald wird immer vernetzter und senkt mit Künstlicher Intelligenz seine Energiekosten. | Text: Tobias Hertel
Erneuerbare Energien sind für das Hotel in Tecklenburg-Brochterbeck schon seit 30 Jahren ein Thema, als das erste Blockheizkraftwerk in Betrieb genommen wurde. Vor 15 Jahren folgte die erste Photovoltaikanlage. Jetzt setzt Olaf Kerssen, Geschäftsführer der Hotel Teutoburger Wald GmbH, beim Energiesparen Schritt für Schritt auf Künstliche Intelligenz. Dazu hat er ein Pilotprojekt mit einem großen Partner, Schneider Electric, gestartet.
Der Hotelier kauft die Geräte, darunter Stromzähler, Server und Kommunikationstechnik für Gebäude, beim Konzern ein. Der wiederum stellt einen Programmierer, der den hauseigenen Elektriker unterstützt. Dafür kann Schneider Electric die entwickelten Lösungen auch anderen Kunden zur Verfügung stellen. Der Elektrotechnik-Konzern aus Frankreich betritt mit den Konzepten speziell für die energieintensive Hotel- und Gastronomiebranche ebenfalls Neuland. Kerssen betont: „Wir setzen hier keine Produkte von der Stange ein.“
Kerssen ist stellvertretender Vorsitzender im DIHK-Tourismusausschuss. In dieser Funktion stellte er beim „breAIkfast“ des DIHK vor, wie er mit KI Energie sparen und wettbewerbsfähig bleiben will. Auf etwa 1,2 Millionen Euro beziffert er die gesamten Investitionen der vergangenen zwei Jahre. Doch die rechnen sich sehr schnell: 140.000 Euro habe er 2023 gespart, sogar 200.000 Euro im vergangenen Jahr. „Für 2025 bis 2027 rechne ich mit jeweils 150.000 Euro“, berichtet er.

Viele Zähler eingebaut

Künstliche Intelligenz braucht vor allem Daten. „Wir mussten deshalb viele Zähler einbauen, um zu ermitteln, wo genau welche Menge Energie zu welcher Zeit hingeht“, erklärt Kerssen. Ab Sommer ist die KI so weit, um Vorschläge zu unterbreiten, wie das Hotel seine Anlagen für einen möglichst geringen Energieverbrauch steuern soll. „Davon erwarten wir noch einmal fünf bis sechs Prozent Einsparung.“
Daten zur Energieerzeugung und zum -Verbrauch fließen dabei mit ein, auch Wetterdaten – die ein dänischer Anbieter zur Verfügung stellt. „Der Deutsche Wetterdienst gibt seine Daten nicht frei“, berichtet der Hotelier von einem unerwarteten Hindernis. Die KI ermittelt auf diesen Grundlagen, wie viele Sonnenstunden, wie viel Energie und welche Verbräuche zu erwarten sind.
Künftig sollen auch noch die Übernachtungen in die Berechnungen einbezogen werden. „Dazu fehlt uns aktuell eine Schnittstelle, die Software ist zu alt“, räumt er ein. Auch wegen solcher Tücken der Technik bleibt es zunächst beim Handbetrieb, die KI gibt nur Empfehlungen. „Ab Sommer 2026 soll dann die KI die Steuerung selbst übernehmen.“ Dann entscheidet sie, wann das Blockheizkraftwerk anspringt, das Schwimmbad beheizt wird, der Wäschetrockner läuft oder der Speicher gefüllt wird.

Investitionen in Erneuerbare

Darüber hinaus wird weiter investiert in erneuerbare Energien. Vergangenes Jahr wurde eine zusätzliche Photovoltaikanlage installiert, in Kürze werden zwei Pufferspeicher mit je zwei Heizstäben errichtet. Sie sollen mit überschüssiger Energie Warmwasser erzeugen. „Das spart etwa 100.000 Kilowattstunden Gas“, erwartet Kerssen.
Ohne Lieferungen der örtlichen Stadtwerke kommt das Hotel aber nicht aus. Mit 120.000 Kilowattstunden Strom und 850.000 Kilowattstunden Gas kalkuliert der Hotelier pro Jahr. Den Stromverbrauch hat er damit schon auf ein Viertel gedrückt, den Gasverbrauch mehr als halbiert. All dies hat er, wie er in der Runde des DIHK mitteilte, ganz aus eigenen Mitteln geschafft: „Eine Förderung bekommen wir nicht“, erklärte er.
Beim „breAIkfast“ des DIHK stießen diese Konzepte auf großes Interesse und viele Nachfragen. Die beantwortet Kerssen auch gern in seinem Hotel. Sein Tipp an alle, die ihm den KI-Einsatz nachmachen wollen: „Kommen Sie vorbei und schauen Sie es sich vor Ort an.“
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