Flohmarkt das ganze Jahr
Die Schwestern Elena (34) und Ricarda Weber (32) vermieten in Rheine Regale, in denen Privatleute ihre Second-Hand-Schätze fürs Kind feilbieten.
Inspiration aus Skandinavien: Die Schwestern Elena (l.) und Ricarda Weber haben das in Dänemark, Schweden und Finnland verbreitete Konzept der „Floh-Supermärkte“ ins Münsterland gebracht.
Der Zeitpunkt für die Gründung passte gut, denn beide Schwestern wünschten sich nach der Elternzeit im Herbst 2023 einen Neuanfang: Elena Weber zog nach sechs Jahren in den USA zurück nach Deutschland. Sie wollte den letzten Teil ihrer Promotion in Theaterwissenschaft an der Northwestern University in Illinois remote in Deutschland beenden und plante, nicht länger in der Wissenschaft zu arbeiten. Ricarda Weber, die einen Master in Nachhaltige Dienstleistungs- und Ernährungswirtschaft an der FH Münster absolviert hat, suchte nach einer Alternative zu ihrem Job in der Lebensmittelindustrie.
Doch bevor „LOPPI“ im Februar 2025 seine Pforten öffnen konnte, beschäftigte die Weber-Schwestern vor allem die Suche nach der passenden Immobilie. Elena Weber wohnt in Köln, ihre Schwester Ricarda im nördlichen Münsterland. Köln schied aus verschiedenen Gründen aus, in Münster waren die Mieten zu hoch. Im Herbst 2024 stießen die beiden auf ein schon länger leerstehendes Ladenlokal im EmsForum in der Innenstadt von Rheine. Viel Platz und trotzdem bezahlbar. „Unser Laden ist 480 Quadratmeter groß – das ist etwas kleiner als ein Aldi“, erklärt Elena Weber.
Und diesen Platz brauchen sie auch. Damit sich Familien bei LOPPI wohlfühlen, gibt es eine Spielecke, einen Wickeltisch und eine Stillecke Auf der restlichen Fläche stehen rund 120 Regale mit Kinderkleidung in sämtlichen Größen, Sonderverkaufsflächen für größere Gegenstände wie Kinderwagen, Fahrräder oder Beistellbetten und Bereiche für saisonale Artikel wie UV-Kleidung, Matschhosen oder Schneeanzüge. „Besonders schnell verkaufen wir Tonie-Figuren, Buggys, Laufräder und Engelbert-Strauss-Kleidung für Kids“, erklärt Weber.
Dabei hilft den Unternehmerinnen auch ihr Instagram-Kanal. Täglich veröffentlichen die beiden hier bis zu 30 Stories, in denen neu eingetroffene Produkte zu bewundern sind. „Viele Standmieterinnen posten selbst Stories zu ihrem Regal. Wir teilen das dann – so haben wir viel Reichweite und wenig Arbeit.“ Obwohl das Second-Hand-Geschäft erst vor wenigen Monaten eröffnet wurde, folgen LOPPI auf Instagram schon 6000 Menschen. „Dieser Kanal ist wie unsere Service-Hotline – hier melden sich die Kunden“, erklärt Elena Weber, die die Onlinepräsenz von LOPPI oftmals aus dem Homeoffice in Köln betreut, während ihre Schwester im Laden steht.
Digital geht es auch bei der Regalvermietung zu: Mit der finnischen Software „Zellr“ können sich die Standmieterinnen und -mieter ein Kundenkonto anlegen und dann Etiketten für die zu verkaufende Ware erstellen – Produktart, Marke und Kennzeichen werden eingetragen. „Wir drucken die Preisschilder vor Ort aus und die Kunden können dann ihren Stand mit den professionell etikettierten Kleidungsstücken und Spielwaren einräumen“, beschreibt Elena Weber. An der Kasse lassen sich die Produkte durch den Code den jeweiligen Verkäufern zuordnen. In der Zellr-App können die Verkäufer dann live sehen, wie viel sie schon eingenommen haben. LOPPI verdient an der Standmiete und am Verkauf der Waren: Die Miete eines Regals kostet bei 28 Tagen 96 Euro. Wenn ein Artikel über den Warentisch geht, bekommen die privaten Verkäufer 83 Prozent, LOPPI 17 Prozent des Preises.
Wenn schon die Software und die Geschäftsidee aus Skandinavien sind, musste auch der Name passen: Flohmarkt heißt auf Dänisch „Loppemarked“ – daraus wurde bei den Weber-Schwestern kurz „LOPPI“. „Das klingt süß und passt zu uns“, findet Elena Weber.
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Redaktion Wirtschaftsspiegel