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Frauen als Erfolgsfaktor für die Wirtschaft
Würden so viele Frauen wie Männer ein Unternehmen gründen oder übernehmen, so hätten nicht nur sie selbst, sondern auch die Wirtschaft insgesamt mehr Trümpfe in der Hand. Die IHK Nord Westfalen unterstützt Frauen verstärkt im Gründungs- und Übernahmeprozess. | Text: Michael Meese
Ein Unternehmen zu gründen oder die Nachfolge in einem Betrieb anzutreten - dazu sind immer weniger Menschen bereit. Die Gründerquote, sprich der Anteil der Gründer und Nachfolger an der Bevölkerung im Alter von 18 bis 64 Jahren, hat sich in den letzten 15 Jahren mehr als halbiert und liegt nur noch knapp über einem Prozent.
Unternehmen sind wichtig für die Gesellschaft, darin sind sich alle einig: Sie bringen neue Arbeitsplätze und Ideen. Eine dynamische Wirtschaft lebt von Innovationen. Die kommen aus dem innovationsstarken Mittelstand, und eben auch aus Unternehmensgründungen mit ihren innovativen Geschäftsmodellen.
Dazu brauchen wir kreative Köpfe, die den Mut und die Tatkraft haben, ihre Visionen umzusetzen und ein Unternehmen zu gründen oder zu übernehmen. Da- mit auch zukünftig genügend Unternehmensnachfolger und -gründer vorhanden sind, müssen wir alle potenziellen Kandidaten – und eben auch Kandidatinnen – ermutigen und unterstützen.
Zahlen und Fakten
Noch immer wird nur jedes dritte Unternehmen von einer Frau gegründet. Aus der Beratungspraxis der IHK Nord Westfalen wissen wir, dass die Zahlen bei der externen Familiennachfolge noch niedriger sind. In Nord-Westfalen führen Frauen insbesondere klei- ne Betriebe, bei Kleingewerbetreibenden machen sie 34 Prozent aus, bei im Handelsregister eingetragenen Unternehmen nur 18 Prozent. Diese Zahlen sind in den letzten Jahren konstant. Frauen gründen insbesondere im Nebenerwerb. Die von ihnen gegründeten Unternehmen sind im Schnitt kleiner und werden mit weniger Kapital gegründet.
Potenziale heben
Die IHK möchte in den kommenden Jahren verstärkt Frauen ermutigen, ihre vorhandenen Fähigkeiten, Talente und Qualifikationen für eine Selbstständigkeit einzusetzen. Wir werden weiter mit den vorhandenen Initiativen kooperieren. Dazu werden wir ein speziell auf die Zielgruppe zugeschnittenes Angebot entwickeln, um zu sensibilisieren und gleichzeitig zu motivieren, die eigenen Ideen umzusetzen. Wir sind uns sicher, das Potenzial von Frauen im Gründungs- und Nachfolgebereich in der Region ist bei Weitem nicht ausgeschöpft.
Vorbilder schaffen
Aus einer IHK-NRW-Studie „Unternehmertum“ ist bekannt, dass Jugendliche Vorbilder brauchen. Es gibt genügend Frauen, die als Unternehmerin tagtäglich einen exzellenten Job machen, Familie und Be- ruf unter einen Hut bringen und ganz bestimmt ein Vorbild sind. Rollenvorbilder wie die hier im Titelthema vorgestellten müssen stärker gezeigt und stärker wahrgenommen werden, um junge Frauen zu er- mutigen.
Politik gefordert
Unsere Politik muss die nötigen Rahmenbedingungen schaffen. Unternehmerinnen sollten, statt sich durch ein Verwaltungsdickicht zu quälen, Information, Beratung und Anmeldung in einer zentralen Anlaufstelle erledigen können. Viele unterschiedliche Anlaufstellen verzögern häufig den Start und können ihr Engagement bremsen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sollte das Ziel verfolgen, in einem One-Stop-Shop alle Gründungs- und Nachfolgefragen zu bündeln und gesetzgeberisch zu vereinfachen.
Dazu ist es erforderlich, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Unternehmerinnen gezielt zu verbessern. Beispielsweise muss es flexiblere Betreuungsmöglichkeiten geben. Mehr Frei- raum bei der individuellen Gestaltung und weniger restriktive Vorschriften bei den vorhandenen Angeboten können hier helfen. Die Politik muss sich dafür einsetzen, dass Kind oder Karriere eben keine Entweder-oder-Entscheidung mehr ist.
Familieninterne Nachfolge macht Mut Dass Frauen und Unternehmertum zusammengehen, zeigen die Beratungsgespräche beim familieninternen Generationenwechsel. Seit mehreren Jahren beobachten wir, wie Söhne und Töchter absolut gleichberechtigt von den Eltern als potenzielle Nachfolger betrachtet werden.
Die vielen guten Beispiele von Unternehmensnachfolge und -gründung durch Frauen machen hoffentlich vielen weiteren Frauen Mut. Die IHK Nord Westfalen unterstützt die Mutigen mit zahlreichen Beratungsangeboten.
IHK-Ansprechpartner:

Michael Meese
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Redaktion Wirtschaftsspiegel