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Breites Themenspektrum beim regionalen Wirtschaftsausschuss Goslar
Der Schutz vor Cyber-Kriminalität, das Lehrangebot der ortsansässigen Fachschule für Wirtschaft und Technik, die Reform des Schuld- und Kaufrechts sowie das im November stattfindende Wirtschaftsforum Harz standen im Mittelpunkt der jüngsten Sitzung des regionalen Wirtschaftsausschusses Goslar am 4. Oktober bei der Fachschule für Wirtschaft und Technik in Clausthal-Zellerfeld.
Das Gebäude der Fachschule für Wirtschaft und Technik in Clausthal-Zellerfeld.
© FWT
Dabei ermahnte Lars Dörhage, Ausschussvorsitzender und geschäftsführender Gesellschafter der Firma Med-X-Press in Goslar, die Teilnehmer gleich zur Begrüßung zu mehr Wachsamkeit in Sachen Schutz vor Cyberkriminalität. Nicht nur die IHK Braunschweig sei jüngst das Opfer einer großangelegten Cyber-Attacke geworden, auch immer mehr mittelständische Unternehmen in seinem Umfeld seien betroffen.
Spezialisierte Weiterbildungsangebote
Der Geschäftsführer der Fachschule für Wirtschaft und Technik (FWT), Dr. Michael Richter, stellte den Teilnehmern anschließend seine Einrichtung vor. Die Technische Universität Clausthal und die FWT hätten gleiche Wurzeln, so Richter, denn beide Institutionen seien eng mit dem Bergbau im Harz verbunden. Der Fachschul-Vorläufer, eine Berg- und Hüttenschule, lasse sich bis in das Jahr 1775 zurückverfolgen. Mitte des 19 Jahrhunderts sei dann eine Trennung in Bergakademie sowie Berg- und Hüttenschule vorgenommen worden. Nachdem diese ihren Betrieb 1998 einstellte, erfolgte noch im gleichen Jahr ein Neubeginn. Somit stehe 2023 das 25-jährige FWT-Jubiläum an, bevor im Jahr 2025 dann die TU Clausthal und die ehemalige Bergschule gemeinsam auf 250 Jahre zurückblicken können. Die Bildungsgänge der FWT deckten heute insbesondere die Bereiche Bergbautechnik, Maschinentechnik und Elektrotechnik ab. Im Rahmen einer vier Semester dauernden Ausbildung können hier Abschlüsse zum staatlich geprüften Techniker und zum Bachelor Professional in Technik erworben werden. Eine Besonderheit sei, dass auch staatlich geprüfte Techniker mit einschlägiger Berufstätigkeit einen Abschluss als Ingenieur erwerben können. Darüber hinaus gebe es noch einige spezialisierte Weiterbildungsangebote und Seminare, zum Beispiel „Sich selbst und andere führen“, so Dr. Richter. Bei den Aus- und Weiterbildungsangeboten werde neben der fachlichen Kompetenz, die natürlich im Mittelpunkt steht, auch die soziale Kompetenz und die Methodenkompetenz der Teilnehmer gefördert.
Cyberversicherungen böten einen Risikoschutz für Schäden, die in Zusammenhang mit Hacker-Angriffen und sonstigen Fällen von Cyberkriminalität entstehen können, berichtete Christian Gerstung von der Döhler Hosse Stelzer Versicherungsmakler GmbH & Co. KG in seinem Impuls. Gerade in den letzten Jahren sei ein sprunghafter Anstieg von Cyberkriminalität zu beobachten. Häufig würden von den Unternehmen hohe Lösegelder erpresst, wenn diese den Zugriff auf ihre Daten zurückerlangen wollten. In vielen Betrieben sei das Problembewusstsein noch zu gering ausgeprägt; ein Indiz dafür seien verhältnismäßig schmale Budgets, die für Schutzmaßnahmen vor Cyberkriminalität zur Verfügung stünden. Komme es dann zum Schadensfall, sei es vielfach zu spät. Um den Schaden im Einzelfall zu begrenzen, könnten spezielle, individuell auf den Einzelfall zugeschnittene Versicherungslösungen helfen.
Schutz vor Cyberkriminalität ist nicht nur Chefsache
Zu Beginn seines Vortrags räume Jörg Peine-Paulsen aus dem Arbeitsbereich Wirtschaftsschutz der Abteilung Verfassungsschutz im niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport gleich mit einer weit verbreiteten Fehleinschätzung auf: Schutz vor Cyberkriminalität ist nicht nur Chefsache, er gehe vielmehr jeden an. Erfahrungsgemäß entstehe in der Praxis ein nicht unerheblicher Teil der Sicherheitsrisiken nicht im, sondern vor dem Rechner – oder in seinen Worten: „Digitale Souveränität benötigt analoge Kompetenz“. So hätten sich professionelle Angreifer längst darauf spezialisiert, unterschiedliche Einfallstore zu suchen. Neben dem Angriff auf Systeme habe der Angriff auf Menschen deutlich zugenommen. In diesem Zusammenhang gab er den Beschäftigten die Empfehlung, nicht zu viele Details aus ihrem beruflichen Leben auf Social-Media-Plattformen zu posten. Auch sollte man bei der Verwendung von vermeintlich firmeneigenen USB-Sticks vorsichtig sein, da diese heutzutage schon per Drohne auf das Firmengelände transportiert würden. Den Unternehmen empfahl er, das Thema ernst zu nehmen und ein internes RISK-Management einzurichten, das sich insbesondere mit den Möglichkeiten der Datensicherung auseinandersetzen könne.
Volljurist Alexander Gündermann, Abteilungsleiter Wirtschaft der IHK Braunschweig, gab den Teilnehmern einen kurzen Überblick zur Reform des Schuld- und Kaufrechts 2022. Dabei ging er auf den Begriff des Sachmangels ein, auf die neuen Regelungen in Zusammenhang mit dem Kauf von Sachen mit dauerhafter Bereitstellung von digitalen Elementen und die damit verbundenen Aktualisierungspflichten. Ebenfalls ging er auf die Verlängerung der Beweislastumkehr auf ein Jahr unter bestimmten Voraussetzungen ein.
Wirtschaftsforum Harz
Unter dem Punkt „Sonstiges“ erinnerte Ralf Grimpe, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Wernigerode, die Teilnehmer zum Abschluss an die gemeinsame Großveranstaltung „Wirtschaftsforum Harz“, die am 10. November in der Goslarer Kaiserpfalz stattfindet. Anmeldungen könnte online über die Seite www.wirtschaftsforum-harz.de vorgenommen werden. Zum Abschluss stellte Samet Kibar, der Zentrumsmanager des neuen Gründungszentrums auf dem Gelände der TU Clausthal, den Teilnehmern seine Einrichtung vor.
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