Fachlich am „Puls der Zeit“

Martin Gerlach hat seine Affinität zum Handwerk zum Beruf gemacht. Heute bildet er Nachwuchskräfte aus – für ihn ein „Traumjob“. Um sein Fachwissen stets up to date zu halten, hat sich Gerlach vor ein paar Jahren für die Tätigkeit im IHK-Prüfungsausschuss entschieden und ist bis heute überzeugt von dem Ehrenamt.
Von klein auf hat der gebürtige Braunschweiger, der zusammen mit seiner Schwester in Wolfenbüttel aufwuchs, im elterlichen Haushalt Verantwortung übernommen. Sei es Geschirr abwaschen, Rasenmähen oder Gassigehen mit dem Hund, laut Gerlach „gab es immer etwas zu tun“. In den Hobbys des Jungen zeigte sich schon bald die Vorliebe zum handwerklichen Arbeiten. Ob Fahrräder, Mopeds oder Modellbau – Gerlachs Fingerfertigkeit und sein technisches Talent waren weitreichend. In einem Schulpraktikum kanalisierte sich sein Interesse schließlich für die Metallverarbeitung und mündete nach seinem Schulabschluss 1995 in die Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker mit der Fachrichtung Feinblechbautechnik bei der MKN Maschinenfabrik Kurt Neubauer GmbH & Co. KG.
Ich mag es, Menschen zu fordern und zu fördern und dabei ebenso strukturiert, wie auch kreativ zu arbeiten.

Martin Gerlach

Gerlach widersetzte sich damit dem Wunsch seiner Mutter, die für ihn eine Karriere als Ingenieur vorgesehen hatte. Sein Karriereweg bestätigt jedoch, dass es die richtige Entscheidung für den heute 47-Jährigen war: Nach seiner Ausbildung war Gerlach zunächst für dreieinhalb Jahre als Montageschlosser in einem Konzern tätig, absolvierte berufsbegleitend seinen Ausbilderschein sowie die Weiterbildung zum Industriemeister Metall und kehrte schließlich im Jahr 2002 zu MKN zurück. „Mit der Rückkehr zu meinen Wurzeln bekam ich die Möglichkeit, in der Arbeitsvorbereitung und als Meisterstellvertreter zu arbeiten“, erzählt Gerlach, der 2013 in den Bereich des Lean Management wechselte und ein Jahr später die Leitung des „LeanTeams“ übernahm. Seit 2019 ist er als Ausbilder für die gewerblichen Berufe in der hauseigenen Lehrwerkstatt des global agierenden Mittelständlers tätig. „Seit meiner Ausbildung war das immer eine Funktion, die mich sehr interessiert hat“, so der Wolfenbütteler, der angehende Konstruktionsmechaniker und Auszubildende zur Fachkraft für Metalltechnik auf dem Weg zur Abschlussprüfung begleitet.

Zeitgemäße Ausbildung

Gerlach übernehme gerne Verantwortung für die Entwicklung der „YoungTalents“ – so nennt MKN seine Auszubildenden im Rahmen des firmeneigenen Förderprogramms für junge Nachwuchskräfte. „Ich mag es, Menschen zu fordern und zu fördern und dabei ebenso strukturiert, wie auch kreativ zu arbeiten“, sagt der sympathische Ausbilder, der auch bereitwillig selbst mit „anpackt“, wenn sein handwerkliches Know-how gefragt ist. Er könne auch mal streng sein, wenn es die Situation erfordere, räumt Gerlach ein. Denn sein Ziel sei es, den ihm anvertrauten jungen Menschen die bestmögliche Ausbildung angedeihen zu lassen. Dabei setze er nicht nur an seine Auszubildenden hohe Maßstäbe, sondern gehe auch selbst vorbildhaft voran. So sei es für ihn unerlässlich, sich als Ausbilder mit den neuesten Veränderungen im Prüfungswesen auszukennen, erklärt der Industriemeister und fügt hinzu: „Seit meiner Ausbildung hat sich einiges verändert und ich möchte zeitgemäß unterrichten.“ Seine Einstellung, fachlich am „Puls der Zeit“ arbeiten zu wollen, prädestinierte ihn regelrecht für die Tätigkeit als Arbeitgebervertreter im IHK-Prüfungsausschuss, für den MKN ihn vorschlug. Seit 2020 nimmt Gerlach Prüfungen zum Konstruktionsmechaniker und zur Fachkraft Metalltechnik ab. Für ihn sei es eine Win-win-Situation: Er investiere seine Zeit ehrenamtlich und profitiere dadurch vor allem für seine Ausbildertätigkeit enorm. „Ich bleibe nicht nur fachlich auf dem neuesten Stand, sondern kann mich im Rahmen der Prüfungen auch von den Ausbildungsprozessen anderer Unternehmen inspirieren lassen.“ Laut ­Gerlach „ticken“ die Mitglieder des Gremiums alle ähnlich und schätzen es, sich über den eigenen Betrieb hinaus auszutauschen, Netzwerke aufzubauen, Probleme zu besprechen sowie sich selbst und die eigene Arbeit zu reflektieren. Insbesondere die Aufregung vor seinem ersten Prüfungseinsatz ist ihm bis heute in Erinnerung geblieben, denn seine eigene Ausbildung lag lange zurück. Aber dank der Einarbeitung durch seine Prüferkolleginnen und -kollegen erlangte er schnell Routine. „Wenn ich merke, dass ein Prüfling nervös ist, aber grundsätzlich die Prüfungsanforderungen erfüllt, versuche ich, mit gezielten Fragen eine Hilfestellung zu geben“, berichtet Gerlach, der den Prüflingen stets zugewandt ist, aus seinem Prüfungsalltag.

Werbung in den eigenen Reihen

Um auch Nachwuchskräfte für das IHK-Ehrenamt begeistern zu können, empfiehlt der Prüfer Werbung in den eigenen Reihen: „Grundsätzlich bietet es sich an, Kolleginnen und Kollegen über die Arbeit in den Ausschüssen zu informieren und die Vorteile hervorzuheben.“
Der Spagat zwischen der Tätigkeit als Ausbilder und IHK-Prüfer gelingt ­Martin Gerlach, indem er ein hohes Maß an Diskretion wahrt und so für alle Prüflinge die gleiche Ausgangssituation gewährleistet. „Grundsätzlich hand­haben wir es so, dass die eigenen Auszubildenden von anderen Mitgliedern des Ausschusses geprüft werden.“
Gleichzeitig meistert Gerlach die Vereinbarkeit von Hauptjob, Ehrenamt und Privatleben – dies gelinge dem Vater eines Sohnes vor allem dank seiner Frau, die ihm den Rücken freihalte. In seiner Freizeit schraubt Martin Gerlach auch heute noch gerne, mittlerweile bevorzugt am eigenen Auto, oder verbringt Zeit mit seiner Familie und Jack Russel „­Henry“ im angepachteten Kleingarten.
ar
2/2025