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Wie ValiKom Transfer Unternehmen neue Fachkräfte sichert und Menschen ohne Berufsabschluss neue Chancen eröffnet
In Deutschland arbeiten etwa 2,9 Millionen Menschen ohne formalen Berufsschulabschluss in Positionen, die wertvolle Fachkenntnisse erfordern. Ohne offizielle Nachweise bleiben Qualifikationen zumeist unsichtbar, was die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erheblich schmälert. Um die beruflichen Fähigkeiten und Leistung dieser Menschen zu würdigen und Betrieben gleichzeitig den Zugang zu Fachkräften zu erleichtern, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Projekt „ValiKom“ (2015 bis 2018) und das Folgeprojekt „ValiKom Transfer“ (2018 bis 2024) ins Leben gerufen.
Im Rahmen dieses Projekts war es möglich, informell erworbene Berufskompetenzen strukturiert zu bewerten und zu zertifizieren. Aufbauend auf diesen Erfahrungen wurde ValiKom Transfer an über 32 Standorten bundesweit eingeführt. Auch in der IHK Braunschweig wurden zwischen 2019 und 2024 insgesamt 110 Validierungen erfolgreich abgeschlossen, davon allein 63 Verfahren in 2024 – Tendenz steigend.
Besonders gefragt waren die Zertifizierungen in den Berufen „Kaufmann/-frau für Büromanagement“, „Fachlagerist/-in“ sowie in verschiedenen gastronomischen Bereichen. Das Validierungsverfahren eröffnete Teilnehmenden eine berufliche Perspektive und ermöglichte den Betrieben, sich die so dringend benötigten Fachkräfte zu sichern. Dank ValiKom Transfer ist es uns in der IHK Braunschweig möglich, einen entscheidenden Beitrag zur Fachkräftesicherung und somit auch zur Zukunft der Arbeitswelt in Deutschland zu leisten.
Einige unserer persönlichen Erfolgsgeschichten aus den letzten Jahren zeigen, wie wertvoll das Validierungsverfahren für Teilnehmende und Firmen sein kann.
Erfolg durch Anerkennung – Ein Wendepunkt für Timo Münnch
Timo Münnch, Politikwissenschaftler mit 15 Jahren Erfahrung in der Logistik, suchte beruflich neue Wege, doch seine Bewerbungen blieben erfolglos – bis er das ValiKom-Zertifikat im Beruf „Kaufmann für Büromanagement“ erwarb. Schon die erste Bewerbung mit diesem Zertifikat führte zum Erfolg, heute arbeitet er als Operations Manager in einem regionalen Betrieb.
Dr. Florian Löbermann (links) überreicht Timo Münnch (rechts) das Validierungszertifikat.
© Josip Karacic/IHK Braunschweig
Für Münnch bedeutete diese Möglichkeit nicht nur berufliche, sondern auch persönliche Anerkennung. Die Validierungsexperten würdigten seine herausragenden Ergebnisse, und der Geschäftsführer der NovaNox GmbH & Co. KG, Deniz Demirci, sprach ihm ein großes Kompliment aus: „Herr Münnch, wenn ich einen Nachfolger suchen würde, wäre ich sicher, dass Sie die richtige Person dafür wären.“
Anerkennung für Treue und Können: Lema Gülseren-Ahmad erhält Validierungszertifikat und neue Perspektiven
Lema Gülseren-Ahmad ist seit 20 Jahren in der Gastronomie tätig, davon 15 Jahre beim gleichen Arbeitgeber. Durch das Validierungsverfahren und die Unterstützung ihres Arbeitgebers erhielt sie nun die verdiente Anerkennung: Sie wurde als Fachkraft eingestuft und konnte somit nicht nur neue Aufgaben übernehmen, sondern auch ihr Selbstbewusstsein stärken.
Lema Gülseren-Ahmad präsentiert stolz das Validierungszertifikat.
© Noemi Ródriguez-López/IHK Braunschweig
Mit Stolz hält Gülseren-Ahmad ihr Zertifikat zur „Restaurantfachfrau“ in den Händen – diese Auszeichnung markiert für sie den nächsten Schritt in ihrer beruflichen Entwicklung und bekräftigt, dass Engagement und Können wertgeschätzt werden.
Maria Macchitelli: Von der Küchenhilfe zur Köchin – ein Beispiel für Entschlossenheit und Leidenschaft
Maria Macchitelli hat sich in über zehn Jahren in der Gastronomie ihren Weg zur Köchin erarbeitet. Nach ihrer Ausbildung in der Tourismusbranche in Italien zog sie 2014 nach Deutschland. Hier begann sie zuerst im Service eines Restaurants und arbeitete sich bis zur Küchenhilfe hoch. Ihr Engagement führte 2019 schließlich zur Position als Köchin in der Dr. Barner Klinik GmbH in Braunlage.
Maria Macchitelli schabt Spätzle während der Validierung.
© Daniela Hein/IHK Braunschweig
Ermutigt durch ihre Vorgesetzte, entschied sich Macchitelli im Oktober 2024, ihre Kompetenzen durch das Validierungsverfahren offiziell anerkennen zu lassen. Ihr Berufsexperte, Patrick Glaße, würdigte ihre Leistungen und empfahl ihr, die Externenprüfung zur Köchin abzulegen, was auch ihr Unternehmen tatkräftig unterstützen wird.
Validierungsverfahren als Schlüssel zur Fachkräftesicherung und Transformation in Unternehmen
In Zeiten des Wandels haben einige regionale Unternehmen das Validierungsverfahren als wertvolles Instrument zur Fachkräftesicherung und beruflichen Weiterentwicklung erkannt. In Kooperation mit der IHK Braunschweig gaben sie ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit, sich durch das Verfahren offiziell zertifizieren zu lassen. Betriebe wie die Wentronic GmbH stellten ihre Mitarbeitenden sogar teilweise frei, um ihnen eine reibungslose Teilnahme zu ermöglichen.
ValiKom Transfer ist ein herausragendes Beispiel für die Wirkung und den Wert gezielter Bildungsinitiativen.Dr. Kirsten van Elten
Dr. Kirsten van Elten, Leiterin der Abteilung Beruf und Bildung der IHK, zeigt sich angesichts des Kooperationserfolgs zwischen der IHK und den regionalen Firmen begeistert: „ValiKom Transfer ist ein herausragendes Beispiel für die Wirkung und den Wert gezielter Bildungsinitiativen. Es verdeutlicht, wie entscheidend das Engagement und die Fachkompetenz unserer regionalen Unternehmen für die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der IHK Braunschweig sind, um Menschen auf ihrem Weg zur beruflichen Integration zu unterstützen. Der Erfolg von ValiKom Transfer bestätigt die Relevanz unserer gemeinsamen Arbeit und bietet immer wieder Anlass zur positiven Weiterentwicklung. Die Initiative beweist somit, wie gemeinsam ein wertvoller Beitrag zur Fachkräftesicherung und zur beruflichen Integration geleistet werden kann. Es erfüllt mich mit Freude, durch die gezielte Bildungsmaßnahme aktiv daran mitzuwirken. Ein ganz besonderer Dank gilt damit auch unseren Berufsexperten.“
Die Zusammenarbeit mit der IHK und den Berufsexperten erwies sich als entscheidend: Das Verfahren wurde reibungslos umgesetzt und die Mitarbeitenden erhielten Zertifikate, die in vielen Unternehmen als Weiterbildung anerkannt wurden. Auf diese Weise wurde den Mitarbeitenden der Weg auf eine höhere Position erleichtert. Die Maßnahme motivierte die Belegschaft in ihrer beruflichen Weiterentwicklung und half den Betrieben, sich qualifizierte Fachkräfte langfristig zu sichern. René Reif, Bereichsleiter Logistik & Customer Service bei der Wentronic GmbH, erklärt: „Unsere Logistikkollegen erhielten durch das Validierungsprogramm die Möglichkeit, ihre Kompetenzen als Fachlageristen anzuerkennen und ein IHK-Zertifikat zu erlangen. Diese Chance unterstützt ihre berufliche Entwicklung und eröffnet neue Perspektiven.“
Neue Möglichkeiten ab 2025: Das Feststellungsverfahren wird zur festen Größe
Ab Januar 2025 wird das Validierungsverfahren im Rahmen des neuen Berufsbildungsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetzes (BVaDiG) unter dem neuen Namen „Feststellungsverfahren“ fortgeführt. Menschen ohne Berufsabschluss können künftig weiterhin ihre beruflichen Kompetenzen offiziell anerkennen lassen und sich weiter qualifizieren. Die IHK Braunschweig wird dieses Verfahren weiterhin als gebührenpflichtige, hoheitliche Leistung anbieten. Für eine individuelle Beratung stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
9/2024
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Daniela Hein