Sitzung des IHK-Handelsausschusses

Im Gespräch mit Goslars Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner und Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum.
Am 22. November hatte Vizepräsident und Ausschussvorsitzender Olaf Jaeschke zur Sitzung des Handelsausschusses in den Sitzungssaal der IHK Braunschweig eingeladen, zu der  Goslars Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner und Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum herzlich empfangen wurden. Im Fokus der Sitzung und der Diskussion mit beiden Stadtoberhäuptern stand die Einzelhandels- und Innenstadtentwicklung in Goslar und Braunschweig.
Gleich in seiner Begrüßung stellte Olaf Jaeschke fest, dass es keine pauschalen Lösungsansätze zur Belebung der Stadtzentren und des innerstädtischen Einzelhandels gibt. In den einzelnen Städten und Gemeinden in der Region müssen geeignete Strategien und Konzepte erarbeitet werden, die sich an der spezifischen Situation des jeweiligen Standortes orientieren. Maßnahmen zur Steigerung der Besucherfrequenz und Aufenthaltsqualität sind von besonderer Bedeutung: In den Kommunen gibt es eine Vielzahl an Projekten und Initiativen, die auch mit Fördermitteln von Bund und Land unterstützt werden. Gleichzeitig werden zahlreiche Events und Veranstaltungen durchgeführt, die tausende Besucher in die Innenstädte locken. Die bevorstehenden Weihnachtsmärkte in Goslar und Braunschweig haben sich als Besucher-Magnete fest etabliert. Zudem sind Maßnahmen zur Stärkung der Multifunktionalität von Innenstädten erforderlich, indem Einrichtungen in die Innenstädte geholt werden, die für kaufkräftige Frequenz sorgen. In diesem Zusammenhang hat Olaf Jaeschke die Entwicklung des Kaiserpfalzquartiers in Goslar als auch die Umsetzung des Handlungs- und Investitionspakets „Bildungs- und Arbeitsort Innenstadt“ der Stadt Braunschweig positiv hervorgehoben.

Goslar ist krisenresilient

Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner zeigte deutlich auf, dass die Auswirkungen der Coronapandemie deutschlandweit die Zentren unter Druck gesetzt haben. Nach dem Lockdown sind die Menschen glücklicherweise nach Goslar zurückgekehrt. Die Stadt profitiert nach wie vor vom Tourismus. „Die wunderschöne Altstadt, ein umfangreiches kulturelles Angebot sowie die Gastronomie und der Handel ziehen die Menschen nach Goslar“, so Urte Schwerdtner. Mit großer Erleichterung und Freude berichtete die Oberbürgermeisterin zugleich über den Erhalt der Goslarer Filiale von Galeria Karstadt Kaufhof, die für den Einzelhandelsstandort von größter Bedeutung ist. Zudem wurden zahlreiche Projekte und Initiativen mithilfe des Sofortprogramms „Perspektive Innenstadt“ des Landes Niedersachsen und mit dem Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ zur Steigerung der Aufenthaltsattraktivität und unter anderem zur Nachnutzung von Leerständen per Wettbewerb auf den Weg gebracht. Gleichzeitig verfügt die Stadt Goslar – auch dank ihrer Tourismus- und Stadtmarketing-Gesellschaft – über ein breites Veranstaltungsangebot.
Autofreie Innenstädte schrecken Kunden ab.
Olaf Jaeschke

Mit der Entwicklung des Kaiserpfalzquartiers verfolgt die Stadt ein herausragendes Projekt zur städtebaulichen Aufwertung in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kaiserpfalz und damit im Bereich des UNESCO-Weltkulturerbes in Goslar. Auf dem seit Jahren brach liegenden Areal soll ein Vier-Sterne-Hotel mit Tiefgarage sowie eine Veranstaltungshalle in einzigartiger Lage mit finanzieller Unterstützung durch Goslars Ehrenbürger und IHK-Vollversammlungsmitglied Hans-Joachim Tessner, der Hans-Joachim-Tessner-Stiftung und der Tessner Real Estate GmbH & Co. KG entwickelt werden. Die Projektentwicklung erfolgte jederzeit durch breite Beteiligung der Bürgerschaft, um höchstmögliche Transparenz und Akzeptanz für das Vorhaben zu erreichen. Aktuell wird das Zukunftsprojekt leider durch ein Bürgerbegehren ausgebremst, das sich gegen die finanzielle Beteiligung der Stadt für die Baukosten der Stadthalle richtet. In diesem Zusammenhang positionierte sich Schwerdtner eindeutig für das Vorhaben: Mit der Projektrealisierung werden die Voraussetzungen geschaffen, dass Goslar weiterhin ein attraktiver Standort für den Tourismus und auch für große und überregionale Tagungen wie dem Deutschen Verkehrsgerichtstag bleibt.

Braunschweig steht gut da

Auch Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum verdeutlichte die Herausforderungen der großen Transformation der Innenstädte infolge des geänderten Konsumentenverhaltens. Die Passantenfrequenz in der Braunschweiger Innenstadt zeigt zwar eine im Vergleich zum Vorjahr positive Entwicklung, hat allerdings noch nicht vollständig das Vor-Corona-Niveau erreicht. Seit 2021 konnte Braunschweig von Fördermitteln aus den Programmen „Perspektive Innenstadt“ und „Resiliente Innenstädte“ des Landes Niedersachsen profitieren, mit denen unter anderem aufwendige Maßnahmen zur Entsiegelung und Gestaltung von Grünflächen geplant sowie die Installation von neuem Stadtmobiliar oder die Nachnutzung von Leerständen realisiert wurden. Im Zuge der Umsetzung des Handlungs- und Investitionspakets „Bildungs- und Arbeitsort Innenstadt“ bekräftigte Dr. Kornblum, dass städtische Institutionen außerhalb der Innenstadt in die Innenstadt geholt werden sollen. Unter Hochdruck wird aktuell zum Beispiel ein städtebaulicher Wettbewerb für das Areal Großer Hof durchgeführt, auf dem die Städtische Galerie „Halle267“ aus der Hamburger Straße angesiedelt werden soll. Die südliche Innenstadt soll von dem Projekt „Okerterrassen“ profitieren. Mit dem neuen Bürger-Rathaus im Bereich des Bohlwegs sollen sämtliche Verwaltungsleistungen mit hohem Kundenaufkommen im zentralen Bereich der Braunschweiger Innenstadt konzentriert werden.
Gleichzeitig ist die Stadt mit den Eigentümerinnen und Eigentümern leerstehender Innenstadtimmobilien im Gespräch, um diese zu erwerben und frequenzstarke Nutzungen unterzubringen. Nicht alle Verhandlungen laufen trotz lukrativer Kaufangebote der Stadt zielführend, wie der Oberbürgermeister bedauerte: „Es ist sehr schade, weil wir alle in dieser Stadt das Interesse haben sollten, diese Innenstadt voranzubringen.“ Die Stadt ist auf allen erdenklichen Wegen bemüht, die Innenstadt und die hier ansässigen Unternehmen zu unterstützen: Trotz Kopplung an Preisindizes wurden in diesem Jahr die Parkgebühren als auch die Grundsteuer und die Gewerbesteuer nicht wie in anderen Großstädten in Niedersachsen erhöht. Große Aufmerksamkeit und hunderttausende Besucherinnen und Besucher sind anlässlich der Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften 2024, dem Tag der Niedersachsen 2026 und dem Gauß-Jubiläum 2027 in der Braunschweiger Innenstadt zu erwarten. Mit der Stadthallen-Sanierung und der Errichtung eines Tagungs-Hotels sollen zudem die Kongress-Kapazitäten erhöht werden, die weitere Frequenz für die Innenstadt versprechen.
In seinen Ausführungen ging Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum auch auf den Mobilitätsentwicklungsplan der Stadt Braunschweig ein und versicherte, dass Braunschweigs Innenstadt für den Motorisierten Individualverkehr – „am liebsten elektrifiziert“ – erreichbar bleiben wird. „Wir sind Einkaufsstadt Nummer Eins in der Region, und das soll auch so bleiben“, wie Kornblum bekräftigte.
cs