5 min
Lesezeit
Virtueller Austausch zum Thema Fachkräftesicherung mit Teilqualifikation
Am 13. Juni fand eine hochinteressante und erfolgreiche Videokonferenz zum Thema „Teilqualifizierung: Strategien zur Fachkräftesicherung für KMUs“ statt. Anlässlich des bundesweiten Aktionstages Teilqualifikation vom Bundesministerium für Bildung und Forschung hat die Abteilung Beruf & Bildung der IHK Braunschweig diese Veranstaltung für Unternehmen, Bildungsträger und Experten aus verschiedenen Branchen ausgerichtet. Ziel war es, Möglichkeiten und Strategien zur Fachkräftesicherung durch die gezielte Nutzung von Teilqualifikationen zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen.
Teilqualifikation bringt Anerkennung
Die Videokonferenz begann mit einer Begrüßung und Einführung in die Thematik durch die Moderatorin, Dr. Christina Schlegl, Teamleiterin Weiterbildung, Prüfungen und Bildungsprojekte bei der IHK. Zur Rolle der IHK bei der Unterstützung der Mitgliedsunternehmen sagte Schlegl: „Die IHK berät über Möglichkeiten der (Nach-)Qualifizierung von Arbeitskräften, stimmt TQ-Maßnahmen mit den Bildungsträgern und Betrieben ab und vergibt beim Bestehen einzelner TQ-Bausteine ein bundesweit anerkanntes Zertifikat. Zudem besteht nach Absolvierung aller TQ-Bausteine die Möglichkeit, den Berufsabschluss bei der IHK nachzuholen.“
Ein nachgeholter Berufsabschluss mit Teilqualifikation ist monetär attraktiv.
Roman Wink
Was sind die Vorteile für den Arbeitgeber?
Neben der Erweiterung des eigenen Fachkräftebestands können Unternehmen auf vierfache Weise von Teilqualifikationen (TQ) profitieren:
- Anpassung an den Arbeitsmarkt: Mehr Wettbewerbsfähigkeit durch qualifizierte Mitarbeitende.
- Flexibilität: Teilqualifizierungen können berufsbegleitend erfolgen.
- Finanzielle Entlastung: Lehrgangskosten und Gehaltszuschüsse können über das Qualifizierungschancengesetz bei der Agentur für Arbeit beantragt werden.
- Anerkennung: Teilqualifizierung wirkt sich positiv auf die Motivation und Arbeitsleistung von Mitarbeitenden aus.
Der Hauptteil der Videokonferenz bestand aus mehreren Vorträgen. Zunächst teilte Roman Wink, Senior Project Manager bei der Bertelsmann Stiftung, seine Erkenntnisse in dem Vortrag „mit Teilqualifikationen in den Job und zum Berufsabschluss“. In seinen Ausführungen konnte Wink klar belegen, dass ein nachgeholter Berufsabschluss mit Teilqualifikation nicht nur Vorteile bei der Jobsuche bringt, sondern auch monetär attraktiv ist. In einer Studie hat die Stiftung zudem 4,3 Millionen Online-Jobanzeigen analysiert. Die Analyse bestätigte, dass die Nachfrage nach teilqualifizierten Arbeitskräften hoch ist. Vier Berufe dominieren bundesweit: die Bürofachkraft, der Fachlagerist, die Fachkraft im Gastronomiebereich und der Beruf der Verkäuferin beziehungsweise des Verkäufers.
Einblicke in Best Practice
Einblicke in die Praxis der Teilqualifikation gaben Oliver Schwenkau, Versandleiter bei der Firma Streiff & Helmold, und Patrick Blume, Logistikdozent beim Bildungsträger Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft (BNW). Schwenkau betonte, dass er mit einem Mitarbeiter aus der Teilqualifikation, der bei ihm den Praxisteil der Weiterbildung absolvierte, sehr gute Erfahrungen gemacht hätte. „Ich würde wieder jemanden nehmen“, sagte er im Gespräch.
Zum Thema Praxiserfahrungen passte ausgezeichnet der nachfolgende Vortrag von Dr. Christoph Kahlenberg, Manager der Randstad Akademie & Ausbildungsmarktprojekte. Kahlenberg bot allen Teilnehmern konkrete Einblicke in die Herausforderungen einer Teilqualifikation. Dabei benannte er konkret Ross und Reiter: Die Maßnahme fordere sowohl den Mitarbeiter als auch das Unternehmen. Die Weiterbildung von an- und ungelernten Arbeitnehmern, um die es bei TQ geht, verlange eine enge Begleitung der Teilnehmer und deren stetige Motivierung zum Durchhalten.
Das Thema Weiterbildung hat eine ganz neue Dimension erreicht.
Robert Kierski
Wie Kahlenberg in seiner Präsentation anhand zweier Beispiele zeigte, lohnt sich die Anstrengung aber. Die Randstad Akademie ist mit ca. 100 Umschulungen und TQs im Jahr ein wichtiger Player in diesem Markt. Zum Schluss regte Kahlenberg an, dass es aus seiner Sicht erfolgsversprechend ist, in der Region einen Qualifizierungsverbund ins Leben zu rufen, in dem sich die Beteiligten mit ihrem Angebot und ihren Leistungen zusammen präsentieren und gegenseitig unterstützen.
Fördermöglichkeiten
Abschließend gewährte Robert Kierski, Teamleiter Arbeitgeber-Service bei der Arbeitsagentur in Braunschweig, Einblicke in die Finanzierungsmöglichkeiten von TQ-Maßnahmen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Durch den Wandel in der Arbeitswelt aufgrund der „drei D“, Digitalisierung, Demografiewandel und Dekarbonisierung, habe das Thema Weiterbildung eine ganz neue Dimension erreicht. Die Agentur für Arbeit unterstützt Qualifizierungen mit unterschiedlichen Fördermöglichkeiten. Zudem haben Arbeitnehmer einen Rechtsanspruch auf den nachträglichen Erwerb eines Berufsabschlusses. Mit bis zu 100 Prozent können abschlussorientierte Weiterbildungen oder auch Anpassungsqualifizierungen gefördert werden. Betriebe erhalten weitere Informationen zu den Voraussetzungen beim Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen:
Der Austausch zur Fachkräftesicherung mit Teilqualifikation erwies sich als äußerst erfolgreich und informativ. Die Teilnehmer erhielten wertvolle Einblicke in die Möglichkeiten und Herausforderungen der Teilqualifikationen und konnten konkrete Ideen und Strategien für ihre eigenen Organisationen mitnehmen.
Ein wichtiges Ergebnis der Videokonferenz war die Erkenntnis, dass Teilqualifikationen eine effektive Lösung für Unternehmen darstellen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und vorhandene Mitarbeiter besser zu qualifizieren. Durch die gezielte Förderung von Teilqualifikationen können Unternehmen ihr Fachkräftepotenzial maximieren und gleichzeitig Mitarbeiterbindung und -motivation stärken.
Darüber hinaus wurde deutlich, dass die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Bildungsträgern von großer Bedeutung ist, um die Entwicklung, Anerkennung und Durchführung von Teilqualifikationen voranzutreiben. Es wurde empfohlen, Partnerschaften und Kooperationen zu fördern, um den Bedürfnissen der Unternehmen gerecht zu werden und gleichzeitig qualitativ hochwertige Weiterbildungsangebote anzubieten. Bedarfsgerechte Teilqualifikationen, so lässt sich abschließend festhalten, sind ein wichtiger Fachkräftehebel der regionalen Weiterbildungspolitik.
Sie sind neugierig geworden und möchten aktiv an der Gestaltung der Fachkräftesicherung mit Teilqualifikationen teilhaben? Wir laden Sie herzlich ein, sich an diesem wichtigen Thema zu beteiligen und Ihre eigenen Erfahrungen und Ideen einzubringen. Nehmen Sie Kontakt zu uns auf und werden Sie Teil eines inspirierenden Netzwerks von Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Experten, die gemeinsam die Zukunft der Fachkräftesicherung gestalten möchten. Seien Sie dabei und setzen Sie ein Zeichen für die Fachkräftesicherung mit Teilqualifikationen!
sle
Kontakt
