Unternehmerinnen-Power aus Peine

Angela Di Punzio-Kühn weiß, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen. Seit mittlerweile 2009 ist sie als Geschäftsführerin bei der familiengeführten dima Unternehmensgruppe tätig und teilt sich dort mit ihrem Bruder Marco Di Punzio und Ingo Osterkamp die Unternehmensführung in zweiter Generation. Auch im IHK-Ehrenamt stellt die gebürtige Hannoveranerin ihre kaufmännischen Fähigkeiten unter Beweis und kann darüber hinaus als Mitglied der DIHK-Netzwerkorganisation „Business Women IHK“ als regionale Fürsprecherin die Rolle der Geschäftsfrau in der männerdominierten Unternehmerwelt mit anderen weiblichen Mitgliedern erörtern und insbesondere in der IHK-Peripherie stärker vergegenwärtigen. Wie sie ihr umfassendes Tätigkeitsspektrum meistert und welche Faktoren zur Ausübung des Ehrenamtes bei der IHK führten, hat sie uns verraten.
Auf das Abitur folgend absolvierte Di Punzio-Kühn zunächst eine Ausbildung zur Sparkassenkauffrau bei der Kreissparkasse Peine. Nach einem kurzen Sprachaufenthalt im italienischen Perugia folgte dann eine akademische Laufbahn im Studienfach „International Business Studies“ an der Uni Paderborn. Ins Berufsleben startete sie durch eine langjährige Tätigkeit bei der Deutschen Bank in Bielefeld: nach einem Traineeprogramm wurde Di Punzio-Kühn als Firmenkundenbetreuerin für das Auslandsgeschäft in Bielefeld und Minden eingesetzt. Nach Peine kehrte sie während ihrer Elternzeit zurück und stieg 2005 in den seit 1990 existierenden Familien­betrieb ein.

Netzwerken als Schlüssel

Selbst beschreibt sich die Diplom-Kauffrau als aufgeschlossen und interessiert. Auf das umfangreiche Ehrenamt bei der IHK Braunschweig wurde sie vor geraumer Zeit von der langjährigen IHK-Vizepräsidentin Ulrike Brandes-Peitmann hingewiesen. Bereits zuvor ergaben sich für Di Punzio-Kühn durch ihre Mitgliedschaft bei den Braunschweiger Wirtschaftsjunioren erste Berührungspunkte mit unterschiedlichen Gremien innerhalb der IHK und konnte dadurch ihr persönliches Unternehmernetzwerk erheblich ausbauen. „Für mich ist es schön, sich mit anderen Unternehmern auszutauschen und auf diese Weise auch viel dazuzulernen. Ein Blick über den Tellerrand tut immer gut“, erläutert die betriebsame Peinerin pragmatisch. Die Lebenswelt anderer Unternehmerinnen und Unternehmer kennenzulernen und sich gegenseitig mit theoretischem und praktischem Wissen unterstützen, das sei ihr wichtig. Das altbekannte Sprichwort „Geschäftliche Beziehungen schaden nur denjenigen, die keine haben“ belege ihrer Ansicht nach anschaulich, dass unterschiedliche Netzwerk­aktivitäten in verschiedensten Gremien zumindest einen Teil des Fundaments für unternehmerisches Handeln bilden.
2021 wurde Di Punzio-Kühn zusammen mit 79 weiteren Mitgliedern in die Vollversammlung der IHK Braunschweig gewählt. Zudem engagiert sie sich seit 2022 im regionalen Wirtschaftsausschuss Peine und widmet sich somit auch Themen, die innerhalb der eigenen Kammerbezirkssphäre im Fokus stehen. „Wenn in der regionalen Wirtschaft etwas verändert oder auf die Beine gestellt werden soll, dann ist das Vernetzen unumgänglich“, betont die 50-Jährige. Diese besondere Motivation trägt Di Punzio-Kühn über das erwähnte Engagement hinaus auch in das Stiftungskuratorium sowie in den Regionalbeirat der Sparkasse HGP und in den Pflegetisch des Landkreises Peine hinein, wo ehrenamtliches Wirken besonders dringlich ist.

Man muss sichtbar machen, dass Engagement auch Spaß macht.

Angela Di Punzio-Kühn

Business Women IHK

Eine weitere Tätigkeit brennt ­Angela Di Punzio-Kühn ganz besonders unter den Nägeln: neuerdings ist sie Mitglied der 2014 vom DIHK gegründeten und 200 Unternehmerfrauen starken Business Women IHK. Das deutschlandweite Netzwerk hat sich zum Ziel gesetzt, Unternehmerfrauen in der Wirtschaft eine Stimme zu geben und dort ihre Anliegen mit verschiedenen Projekten zu popularisieren. Ein Projekt zielt zum Beispiel darauf ab, das Interesse von Mädchen im Grundschulalter und jungen Frauen für unternehmerische Aktivitäten zu wecken. Anhand von Workshops an Schulen und Mentorships soll insbesondere auf die wichtige weibliche Komponente in der Wirtschaft aufmerksam gemacht werden. „Ich bin begeistert vom DIHK-Netzwerk für Frauen, denn hier fühlt man sich in seiner Arbeit gewürdigt und verstanden, vor allem, wenn man auf die Problematik der Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf blickt“, erzählt die zweifache Mutter, die ihre Geschäftsführertätigkeit gegenwärtig selbst in Teilzeit ausübt. Trotz der vielfachen Belastung scheut sie sich jedoch nicht, weithin Verantwortung zu übernehmen und sich einzubringen. Ihr starkes Engagement im Beruf sowie im Ehrenamt führt letztendlich auch dazu, dass die weibliche Stimme in der Wirtschaft innerhalb der sechs Kammerbezirke der IHK Braunschweig signifikanter wahrgenommen wird und dass das Bewusstsein dort für aktuell noch bestehende Probleme für Frauen im Beruf geschärft wird.

Familie und Ehrenamt als Mehrwert

Eine Deadline zur Aufgabe ihrer ehrenamtlichen Arbeit sei gewiss noch nicht in Stein gemeißelt. Di Punzio-Kühn betont, dass die ehrenamtliche Arbeit zumeist auch aus Selbsterfüllungszwecken und altruistischen Gründen ausgeübt wird und daher weniger als Last interpretiert werden sollte. „Engagement hat grundsätzlich auch etwas damit zu tun, dass ein bestimmter Mehrwert für die Gesellschaft erzeugt wird, der allen Menschen gleichermaßen zugutekommt. Diesen Mehrwert muss man sichtbar machen und aufzeigen, dass Engagement nicht immer nur Arbeit ist, sondern insbesondere auch Spaß macht. Ich werde mich noch so lange einbringen, wie ich kann“, erläutert die umtriebige Geschäftsfrau lächelnd. Diese Motivation wird vor allem durch das familiäre Fundament befeuert, welches sie auch durch kraft- und zeitraubende Alltagsmomente begleitet. „Ohne eine verständnisvolle Familie, die mich auch durch noch so mühsame und anstrengende Zeiten begleitet, sei das alles nicht möglich. Man kann schließlich nicht an mehreren Stellen gleichzeitig sein“, erzählt uns Angela Di Punzio-Kühn zum Abschluss demütig und zeigt damit konsequent auf, dass die Rolle der Frau im Berufsleben stärker unterstützt und wertgeschätzt werden sollte, da Doppelbelastungen zumeist erhebliche Auswirkungen auf Karriere­chancen haben können. Es liegt somit an uns allen, diesen Status quo endgültig aufzubrechen.
jk/pau