Selbstlosigkeit gesellschaftsfähiger gestalten

Zahlreiche Lebensbereiche innerhalb unserer Gesellschaft kommen ohne ehrenamtlichen Einsatz nicht aus. Grundsätzlich ist die Intensität des eigenen Zutuns eher zweitrangig – vielmehr kommt es doch auf den Willen an, mit anzupacken und weniger privilegierten Menschen das Gefühl zu vermitteln, dass niemand im Stich gelassen wird, selbst wenn das eigene Engagement am Ende nur ein Teil des Ganzen ist. Wie umfassend uneigennütziges Handeln im besten Falle sein kann, belegt das Wirken von Detlef Ohlms.
Der 61-jährige Prokurist des Braunschweiger Logistikkostenberater Frachtrasch International ist Ehrenamtler aus Leidenschaft beim hiesigen Ableger des „Lions Club“ und stellte dort bereits unzählige Aktionen auf die Beine, die vor allem benachteiligten Kindern und Jugendlichen in der Region zugutekommen. Vielen sind die bunt verzierten und für Benefizzwecke verkauften Christbaumkugeln sicherlich noch in Erinnerung.
Auch bei der IHK Braunschweig bringt er sich gleich mehrfach ein: als Handelsrichter und Verkehrsausschussmitglied setzt er sich hier für die Belange der regionalen Wirtschaft ein.
Detlef Ohlms‘ Lebenslauf liest sich aus der Perspektive einer Industrie- und Handelskammer beinahe wie ein Musterbeispiel. Seit mittlerweile 43 Jahren ist der gebürtige Braunschweiger – ohne Unterbrechung – Teil des auf Frachtenprüfung und Transportkostenoptimierung spezialisierten Beratungsunternehmens. Die Karriere des damals 18-Jährigen begann dort mit der Ausbildung zum Speditionskaufmann, wenige Jahre später absolvierte Ohlms bei der IHK Braunschweig berufsbegleitend seine Prüfung zum Verkehrsfachwirt. Neben dem zentralen Tätigkeitsfeld des Prokuristen bilden heute das Verantworten von Projekten und Beratungsmandaten im deutschsprachigen Raum sowie klassisches Unternehmernetworking die Schwerpunkte seiner Arbeit für Frachtrasch.

Allrounder im sozialen Kontext

Die Prämisse, auf der die gesamte Ehrenamtsidee fuße, sei aus Detlef Ohlms‘ Sicht ein grundsätzliches Verständnis von zwischenmenschlichem Geben und Nehmen, ein Bewusstsein dafür, dass der Gesellschaft etwas zurückgegeben werden darf, was einem selbst in privilegierter Position zuteil wurde. „Ohne gemeinnütziges Handeln würde vieles in unserer Gesellschaft schlicht nicht funktionieren“, folgert Ohlms. Zum Ehrenamt kam er im Wesentlichen über Mitglieder des Lions Clubs, die sich trotz ihres in der Regel umfang­reichen Berufsalltags bei unterschied­lichen Aktionen einbringen und damit dem Gemeinwohl in besonderer Form dienen. Zusammen mit seinem Lionsfreund Michael Schwarze habe er sich vorgenommen, Kindern zur Seite zu stehen, die in weniger glücklichen Verhältnissen aufgewachsen sind und sich womöglich von ihrem Umfeld oder auch der Gesamtgemeinschaft vernachlässigt respektive abgehängt fühlen.
Ohne gemeinnütziges Handeln würde vieles in unserer Gesellschaft schlicht nicht funktionieren.

Detlef Ohlms

Das vielleicht sichtbarste Beispiel seiner Unterstützung der Wohltätigkeitsorganisation ist der überregional bekannte Vertrieb selbst gestalteter Weihnachtskugeln, deren achte Auflage erst kürzlich medienwirksam in der Galerie von IHK-Vizepräsident Olaf Jaeschke präsentiert wurden. Die Benefiz-Kugeln sind in limitierter Stückzahl erhältlich und der Verkaufserlös kommt in vollem Umfang sozialen Zwecken zugute. In den insgesamt acht Kampagnenjahren konnte ein Erlös in Höhe von 170 000 Euro ausgeschüttet werden. Darüber hinaus engagiert sich Ohlms in weiteren Projekten, darunter eine Weihnachtsaktion, bei der Kinder entweder zu einer Kino- oder Theateraufführung eingeladen werden. Ein weiteres Kampagnenhighlight ist das kostümierte Superhelden-Fotoshooting unter familiärer Begleitung. In hochpandemischen Phasen sei vieles jedoch nicht mehr möglich gewesen, erläutert der dreifache Familienvater bedrückt. Gewiss seien alle gemeinnützigen Bemühungen auch Ergebnis des gelungenen gemeinschaftlichen Interagierens innerhalb des Clubs und die äußerst positive Resonanz gibt ihnen Recht. „All das wäre ohne starke Partner nicht möglich, die sich persönlich oder mit finanzieller Unterstützung einbringen. Hinter diesen Projekten stehen dutzende hilfreiche und helfende Menschen mit hohem bürgerlichem Engagement, denen in erster Linie ein großes Dankeschön gebührt“, so Ohlms.

Netzwerke für Wohltätigkeit nutzen

Zum Ehrenamt bei der IHK Braunschweig brachte ihn ein Zufall. Im Rahmen seiner Qualifizierung zum öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen bei der IHK traf er auf den damaligen Kammerjustiziar Ernst Arno Schmutzler, der ihn auf die anspruchsvolle Aufgabe des Handelsrichters hinwies und sie ihm schlussendlich schmackhaft machte. Nichts ahnend, wie zeitintensiv diese Tätigkeit einmal werden würde, sagte Ohlms nach einigem Überlegen zu. Der anfänglichen Skepsis zum Trotz avancierte die Handelsrichterrolle für ihn zur überaus bereichernden Funktion, die durch die Mitgliedschaft im Bundesverband der Richter in Handels­sachen nebenbei gefördert wird.
Die spätere Teilnahme im Verkehrsausschuss potenzierte das Gefühl der Bereicherung maßgeblich. Entsprechende Synergien zwischen beiden IHK-Ehrenämtern und der Arbeit in der Logistikbranche liegen klar auf der Hand, helfen sie ihm doch mitunter, berufliche Themen aus einem größeren Blickwinkel zu betrachten und Menschen zusammenzubringen – privat wie beruflich. Auch Frachtrasch-Geschäftsführer und IHK-Vollversammlungsmitglied Eike van Deest ließ sich beispielsweise für den Lions Club begeistern.
Schnell wird deutlich, dass Ohlms‘ ausgeprägte Schaffenskraft aus zeitlicher Sicht mehr als nur herausfordernd ist. Der Senior Consultant sieht das freilich differenzierter: „Ich habe nie darüber nachgedacht, welche Zeit ich hierfür aufwende. Vielleicht sind es um die vier bis fünf Stunden in der Woche. In meiner beruflichen Sphäre schränkt mich das nicht ein, da die meisten Themen in der Freizeit stattfinden. Außerdem trägt meine Lebenspartnerin Maria Debernardis mit ihrer Unterstützung alle Aktivitäten mit. Das Amt des Handelsrichters findet in den Geschäftszeiten statt, hier ist es für meinen Arbeitgeber jedoch selbstverständlich, mir diese Zeit zur Verfügung zu stellen.“

Potenziale intensiver ausschöpfen

Im gesamtgesellschaftlichen Kontext füllt das Ehrenamt eine große Lücke. Laut Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA) gab es in Deutschland im abgelaufenen Jahr 15,72 Millionen freiwillig Engagierte – eine auf den ersten Blick beeindruckende Zahl. Dennoch sei laut Ohlms ein weitaus höheres Einbringungspotenzial denkbar, vor allem, weil die intrinsische Motivation bei vielen Menschen durchaus vorhanden zu sein scheint. „Ich finde, hierüber sollte mehr berichtet werden. Auch jeder einzelne Beteiligte sollte viel mehr über sein karitatives Wirken sprechen. Nur so kann es gelingen, wesentlich mehr Leute für diese großartige Tätigkeit zu gewinnen. Ich bin erstaunt, wie viele bereit sind, etwas zu tun, wenn man sie nur fragt. Hier gibt es nach wie vor Optimierungsbedarf.“ Seiner persönlichen Einschätzung folgend, sollte das Ehrenamt auch stärker als Win-win-Situation wahrgenommen werden. „Unabhängig davon, innerhalb welcher Leitplanken und in welchem Umfang das eigene Engagement erfolgt: man bewirkt etwas in einem Bereich, um den sich sonst vielleicht niemand kümmert. Zurück erhält man jede Menge Dank und Wertschätzung. Ich durfte zudem Menschen kennenlernen, die ich sonst ganz bestimmt nicht kennengelernt hätte, die aber eine Bereicherung für mein Leben waren oder es bis heute sind.“
jk/pau