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Tag des Ehrenamts
Seit Januar 2017 gehört Anja Kröcher zu den rund 1400 ehrenamtlichen Prüfern bei der IHK Braunschweig und nimmt in der Aus- und Weiterbildung Prüfungen im Einzelhandel sowie der Ausbildereignungsprüfung (AEVO) ab. Dass eine fundierte Berufsausbildung sowohl gesellschaftlich als auch wirtschaftlich einen hohen Stellenwert hat, ist der gebürtigen Cellerin hinreichend bekannt. Anlässlich des Tags des Ehrenamts hat sie uns im Interview verraten, wie sich die ehrenamtliche Tätigkeit auf ihr Leben ausgewirkt hat und welche Botschaft sie potenziellen Ehrenämtlern vermitteln möchte.
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Hauptberuflich ist Kröcher in der Behindertenhilfe tätig und dort für die individuelle Qualifizierung und spätere Vermittlung in Beschäftigungsmöglichkeiten auf dem ersten Arbeitsmarkt verantwortlich. Zu ihren Klienten gehören Menschen mit multiplen Vermittlungshemmnissen sowie geistigen oder psychischen Handicaps.
Umfassende Berührungspunkte mit den Themen Ausbildung und Einarbeitung erlangte sie ursprünglich als Führungskraft im Wirtschaftssektor. Die gesammelten Erfahrungen sensibilisierten und erweiterten ihre Wahrnehmung für Qualifizierungsmethoden und individuelle Ausbildungsmöglichkeiten und führten so schließlich zur Ausübung der Prüfertätigkeit. „Es macht großen Spaß, sein Wissen weiterzugeben“, betont Kröcher.
Vielfalt auf ganzer Linie
Als Prüferin sei es möglich, verschiedene Faktoren miteinander zu verbinden. So könne sie etwas tun, das Freude und persönliche Erfüllung bringe und wovon sie etwas verstehe: „Ich treffe Gleichgesinnte und es ist eine sinnvolle und wichtige Tätigkeit, die mir ein gutes Gefühl gibt und nebenbei lerne ich selbst immer wieder etwas Neues dazu.“ Neben den oben genannten Punkten freut Kröcher sich mit jedem erfolgreichen Prüfling: „Ich freue mich über jede bestandene Prüfung. Das gibt mir zum einen ein zufriedenes Gefühl und die Zuversicht, dem Fachkräftemangel zu trotzen. Nur wer selbst gut ausgebildet ist, kann dieses Niveau weitergeben.“ Etwa acht Tage im Jahr bringt Anja Kröcher für die Ausbildungsprüfungen auf. Hierbei handelt es sich dann vorrangig um mündliche Prüfungen, Besprechungen oder gegebenenfalls Korrekturarbeiten – in der Weiterbildung ist die Organisation und Zeiteinteilung flexibler. „Das ist toll, denn so kann ich langfristig planen, aber auch spontan einspringen, wenn mal Not am Mann oder an der Frau ist“, ergänzt sie.
Dass ein Ehrenamt, neben der Abwechslung, auch herausfordernd sein kann, ist Anja Kröcher bewusst. Ein Unterschied liege vor allem im Altersniveau der Teilnehmer. „Hier kann die Herausforderung sein, mit den Gepflogenheiten junger Erwachsener gleichermaßen umzugehen, wie auch mit gestandenen Persönlichkeiten aus dem Berufsleben“, erläutert sie. Dabei sei es vor allem wichtig, auf jeden Teilnehmer individuell einzugehen und in sämtlichen Situationen einen respektvollen Umgang zu pflegen. „Da spielt das Alter erstmal keine Rolle, eher die Persönlichkeit“, fügt sie hinzu.
Vor Kurzem wurde Anja Kröcher für weitere fünf Jahre als Prüferin im Bereich der AEVO-Prüfungen berufen. Eine Anfrage, über die sie nicht lange nachdenken musste: „Es wird ja immer wichtiger, Fachkräfte auszubilden,“ begründet sie. „Viele Betriebe überlegen, ob sie überhaupt noch ausbilden. Wenn mein Betrieb einen gut ausgebildeten Ausbilder hat, habe ich auch gut ausgebildete Fachkräfte.“
Aufruf für ein Ehrenamt
Anja Kröcher sagt, dass sie durchaus Wertschätzung für ihre ehrenamtliche Tätigkeit erlebt. Dennoch findet sie, könnte die Vielfalt ehrenamtlichen Engagements in der Gesellschaft noch sichtbarer sein. Oft werde sogar vergessen, welche Bereiche nur durch ein Ehrenamt funktionieren würden, so die Prüferin nachdenklich. Besonders wichtig ist es ihr daher, andere für ein Ehrenamt zu begeistern: „Überlegen Sie für welches Thema Sie brennen, was Ihnen wichtig ist und Freude bereitet. Suchen Sie nach einer ehrenamtlichen Tätigkeit, die das alles vereint. Probieren Sie es aus! Sie werden vielleicht bemerken, dass Sie mehr zurückbekommen, als Sie vermeintlich dachten, geben zu müssen.“
hue/jk/akf