Start-Ups

Mit eigenen Ideen durch die Krise

Innovative Geschäftsideen hat es in den vergangenen Jahren viele im IHK-​Bezirk gegeben. Welche Früchte das tragen kann, zeigt die Entwicklung der Startup-​Landschaft.
Auch in Mecklenburg-​Vorpommern hat die Szene sich stark weiterentwickelt, sich in Sachen Wertschöpfung und Arbeitsplätzen zu einem wertvollen Teil der hiesigen Wirtschaft entwickelt. Doch kann es vor dem Hintergrund der Corona-​Pandemie so weitergehen? Schließlich bestimmt diese nachhaltig das gesamte wirtschaftliche Geschehen, zerrt an Finanzrücklagen, Nerven und körperlichen Kräften. Ist durch diese neue Realität zu befürchten, dass der Aufschwung der Startups wieder rückgängig gemacht wird?
Eine Antwort darauf kann unter anderem der deutsche Startup-​Monitor geben, der am 29. September 2020 veröffentlicht wurde. Er macht zunächst deutlich: Die Einschränkungen durch die Pandemie bekommen die deutschen Startups genauso zu spüren wie etablierte Unternehmen. Darin heißt es: „75 Prozent der Startups sehen sich in ihrer Geschäftstätigkeit beeinträchtigt.“ Allerdings gibt es einen großen Unterschied. So heißt es weiter: „Nichtsdestotrotz zeigen sich die Gründerinnen und Gründer optimistischer als die etablierte Wirtschaft. Sie planen, in den kommenden zwölf Monaten im Schnitt sechs neue Mitarbeitende einzustellen – trotz des aktuell schwierigen Umfelds.“
Herausgegeben wird der deutsche Start­up Monitor vom Bundesverband Deutsche Startups und der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-​Essen. Grundlage für die oben genannten Ergebnisse war eine groß angelegte Umfrage, an denen sich rund 2.000 deutsche Startups beteiligt haben.

Beratungsbedarf steigt

Ein optimistisches Bild kann auch das Zentrum für Entrepreneurship (ZfE) der Universität Rostock zeichnen. Von einem Nachlassen an Beratungs- und Unterstützungsbedarf könne nicht die Rede sein, sagt Leiter Dr. Martin Setzkorn. „Wir haben seit dem Beginn der Corona-​Krise 2020 sehr erfolgreich Mittel eingeworben“, fügt er hinzu. Die Nachfrage an den Leistungen des ZfE sei deutlich gestiegen.
Die Zahlen sprechen für sich: In normalen Jahren begleitet das ZfE maximal zehn Gründungen. „Das schaffen wir gerade locker“, sagt Setzkorn. Auch die über die verschiedenen Stipendien eingeworbenen Mittel haben eine klare Aussage. „Nehmen wir zum Beispiel das EXIST-Gründerstipendium. Normalerweise können wir davon null bis maximal fünf an den Mann bringen. 2020 waren es sogar acht.“

„Teambuilding ist deutlich schwieriger geworden“

Doch für diese Erfolge muss das ZfE-​Team aktuell härter denn je arbeiten. Denn während zwar das Gründungsinteresse auf einem sehr hohen Niveau ist, müssen auch andere Voraussetzungen erfüllt werden, damit am Ende auch ein eingetragenes Unternehmen herauskommt. Setzkorn: „Das Teambuilding ist deutlich schwieriger geworden. Und das ist ein entscheidender Faktor. Denn zu uns kommen die klugen Köpfe aus der Forschung mit ihren innovativen Ideen. Es ist aber unsere Aufgabe, ein funktionierendes Team zusammenzustellen.“ Eine Geschäftsidee brauche nicht nur den wissenschaftlichen Teil, sondern zum Beispiel auch Know-​how im Bereich der IT und Betriebswirtschaftslehre. Das zusammenzubringen erweise sich unter den Bedingungen des Distanzlernens als besonders schwierig.
„Normalerweise bin ich in eine Vorlesung reingegangen und habe dort einen kurzen Vortrag gehalten und um Interessierte geworben. Das ist aktuell nicht ganz so einfach. Denn auch der Kontakt zu den Professoren funktioniert aktuell nur noch über die Distanz. Es klappt, ist aber sehr viel komplizierter zu organisieren“, erklärt Setzkorn. Persönliche Gespräche seien zudem beim Thema Unternehmensgründung eine entscheidende Komponente. „Das ist etwas, das man nicht so oft im Leben macht. Da bedarf es engmaschiger Beratung.“

Gut funktionierendes ­Wirtschaftsnetzwerk

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Paul Mattukat, Martin Blum, Simon Brzoska von Intonica. Das Startup hat sich auf Lernsoftware für Musiker spezialisiert und wurde vom Zentrum für Entrepreneurship bei der Gründung begleitet. © Universität Rostock

Über die Entwicklung der Startup-​Szene in MV freut sich Setzkorn besonders. Den Erfolg sieht er auch darin begründet, dass viele entscheidende Akteure eng zusammenarbeiten. „Unser Schwerpunkt liegt zum Beispiel nicht auf den klassischen Gründungen, sondern aus neuen Ideen, die aus der Forschung kommen. Wir sagen immer, jemand muss über eine grüne Wiese gehen. Aber dennoch sind wir natürlich auch für alle da, die zum Beispiel ein Restaurant aufmachen wollen. Ansprechpartner können wir immer vermitteln.“
In diesem Sinne arbeitet das ZfE eng mit der IHK zu Rostock, anderen Wirtschaftskammern, dem Career Service der Universität und dem Wirtschaftsministerium zusammen. „So hat sich innerhalb der letzten zehn Jahre ein sehr gutes Wirtschaftsnetzwerk aufgebaut“, betont Setzkorn.
Hinzu komme, dass die etablierten Unternehmen im Land sich den innovativen Gründungen nicht verschließen, sondern eine sehr gute Willkommenskultur an den Tag legen würden. „Wir sind jetzt an einem Punkt, an dem sich die Old Economy und die New Economy gegenseitig unterstützen.“
In die für die Wirtschaft immer noch ungewisse Zukunft schaut Setzkorn nach wie vor optimistisch. Dass sich der Trend im Gründungsinteresse umkehre, glaube er nicht. Im Grunde sei es eine logische Entwicklung, sagt er. „Die Menschen schauen nicht mehr auf die Standard-​Jobs, da genau diese aktuell ja sehr wackelig sind. Sie suchen ihre eigenen Lösungen.“
Christina Milbrandt
Zentrum für Entrepreneurship
Das Zentrum für Entrepreneurship widmet sich seit 2012 der Bildung und Förderung unternehmerischen Denkens und Handels. Als zentrale Anlaufstelle für alle Gründungsinteressierten der Universität begleitet das Team des ZfE die Studierenden, Absolventen und Wissenschaftler der Universität Rostock von der Entwicklung der ersten Idee bis zur Gründung. Zusätzlich etabliert das ZfE Wettbewerbe und Konferenzen, wie den Ideenwettbewerb „Inspired“ oder den MV-​Preneur Day.
Mit einem einstimmigen Gründungsbeschluss wurde am 6. November 2020 das Zentrum für Entrepreneurship (ZfE) als Institut der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock gegründet und somit strategisch breiter aufgestellt, wodurch das Thema Entrepreneurship eine noch stärkere Durchdringung innerhalb der Universität erfahren soll.
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