Juni 2023 | Regionale Unternehmen

Kuchen an der Kaikante

Wir sind alle Jenny“, sagen Monika Knieß und ihr Team lachend, wenn sie von ihren Gästen gefragt werden, wer die Inhaberin von Jennys Hafencafé sei. Jenny, die Gründerin des Cafés an der Kaikante in Putbus, hatte ihr die Übernahme angeboten, weil sie sich zurückziehen wollte.
Die Geschichte ihrer Selbstständigkeit begann für Monika Knieß schon im Jahr 2000. Damals betrieb sie gemeinsam mit ihrem Mann den Marstall in Putbus, ein traditionsreiches Veranstaltungshaus, das sie nach drei Jahren wegen Sanierungsplänen aufgeben musste. Einen Namen machte sich das Paar zudem mit der Theaterklause, die sie auch noch betrieb, als sie schon die Snackbar am Hafen übernommen hatte.
Meine Tochter geht bei mir durch eine harte Schule.

Monika Knieß, Cafébetreiberin

Heute ist Monika Knieß jeden Dienstag und Donnerstag auf dem Rügenmarkt und an den anderen Tagen im Hafencafé zu finden. Die Snackbar und die Theaterklause hat sie abgegeben. „Ich hatte Angst, dass wir uns verzetteln“, sagt die geborene Thüringerin.
Im Café bringt sich auch Tochter Sabine Bode ein. Sie soll das Geschäft übernehmen, wenn Monika Knieß sich zurückzieht. „Sie geht bei mir durch eine harte Schule.“ Sabine Bode nickt bestätigend. Denn tatsächlich ist es schwere Arbeit, das kleine Café am Laufen zu halten. Jeden Tag gibt es eine größere Auswahl an frischen Kuchen – die die beiden Frauen alle selbst nach den alten Rezepten von Monika Knieß‘ Großmutter backen. Und das bedeutet eben Arbeit rund um die Uhr.
Monika Knieß hat sich als Geschäftsführerin von Jenny‘s Hafencafé einen Namen gemacht. Ihre Kuchen sind bei Einheimischen und Urlaubern beliebt. © Jenny's Hafencafé
„Oft sitzen schon Leute vor dem Café, wenn ich morgens ankomme, um alles für den Tag fertig zu machen“, erzählt Monika Knieß. „Sie fragen dann, ob ich schon was für sie habe. Ich kann dann nicht nein sagen. Aber es macht mir auch einfach Spaß.“ Selbst in Krankheitszeiten geht ihr dieser Arbeitseifer nicht verloren. Schon kurz nach einer Knie-OP habe sie mit Krücken im Café gestanden und weitergemacht. „Wenn man selbstständig ist, dann ist das halt so.“
Eine der größten Herausforderungen war für die Wahl-Rügenerin der Ausbruch der Corona-Pandemie. Für die Hafencafés waren die Einschränkungen ein besonders herber Schlag, denn sie mussten schon im Herbst 2019 wegen der Hafensanierung schließen. Als im März 2020 schließlich der Lockdown kam, war die Verzweiflung groß. Aber sie machten weiter – mit einem Stand auf dem Hafenvorplatz. „Nur Tische und Stühle durften wir nicht aufbauen, weil ja nur Außer-Haus-Verkauf erlaubt war.“
Ganz aufhören, das kann ich nicht. 

Monika Knieß

Aber auf diese Weise blieb Monika Knieß auch in Krisenzeiten ihren Stammgästen, Einheimischen wie Urlaubern, erhalten. Und die danken ihr das Engagement mit Treue – und Geschirr. „Wenn die älteren Putbusser sterben, kommt es oft vor, dass die Angehörigen deren Teller, Kaffeetassen oder auch ganze Services zu uns bringen, als Andenken. Das ist immer sehr rührend”, erzählt die Gastronomin.
Wann genau Tochter Sabine Bode den Chefinnenposten übernimmt, steht bislang noch in den Sternen. Abhängig ist das unter anderem davon, wie es mit der Pacht des Cafés weitergeht. Denn diese läuft offiziell bis Ende 2024. Doch egal was auch passiert – Monika Knieß wird immer dabei sein. „Ich gebe nur die Geschäftsführung ab, aber ganz aufhören, das kann ich nicht.“
Christina Milbrandt

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