Der Brunsdig@-Digitalkongress - Chancen und Risiken der Künstlichen Intelligenz (KI)

Mit gut 250 Gästen ist die historische Maschinenhalle des Steigenberger Parkhotels in Braunschweig richtig gut gefüllt, was wohl auch daran liegt, dass Künstliche Intelligenz (KI) und ChatGPT nicht nur Chancen bieten, sondern auch viele Unsicherheiten bei den Menschen auslösen.
Während Christian Klose, Chefredakteur der Braunschweiger Zeitung, die Gäste persönlich auf der Bühne zum ersten Brunsdig@-Digitalkongress der IHK Braunschweig und der Funke Medien Niedersachsen GmbH begrüßt, lässt sich der Hauptgeschäftsführer der IHK Braunschweig, Dr. Florian Löbermann, zunächst von seinem Avatar auf der Leinwand vertreten. „Erstaunlich einfach – ein Foto und schon konnte ich wieder gehen“, stellt Dr. Löbermann fest, als es um die Entstehung des Avatars geht. Auch wenn der auf der Leinwand noch etwas wackelig erscheint, ist das Ergebnis schon beeindruckend. KI sei Dank, oder auch nicht? „Einerseits die Möglichkeit, an vielen Orten gleichzeitig präsent zu sein, andererseits ein mulmiges Gefühl“, resümiert Dr. Löbermann. Vielen Gästen geht es ähnlich, sie wissen noch nicht, wie sie das Thema genau bewerten sollen und was es zukünftig nicht nur für die Arbeitswelt bedeutet. Um hier aufzuklären und verschiedene Aspekte rund um die KI zu beleuchten, bietet der Kongress den Gästen ein umfassendes Programm: Zehn Expertinnen und Experten aus ganz Deutschland referieren zu diesem großen Zukunftsthema in jeweils 20-minütigen Vorträgen aus ihrem fachlichen Blickwinkel. Um die Gäste einzubinden, gibt es nach jedem Vortrag die Möglichkeit, Fragen zu stellen.
Etwa zur Hälfte der Veranstaltung folgt wieder ein Beispiel aus der Praxis: In einem kurzen Einspieler beantworten die Geschäftsführerin der Funke Medien Niedersachsen GmbH, Tatjana Biallas, und IHK-Präsident Tobias Hoffmann Interviewfragen mit Formulierungen, die von der KI für sie generiert wurden. Grundsätzlich zeigt Hoffmann sich noch kritisch, was KI angeht und rät zur Vorsicht und Grundskepsis. „KI bietet sicherlich wertvolle Möglichkeiten für betriebliche Abläufe, aber im zwischenmenschlichen Bereich lasse ich die Finger davon“, so Hoffmanns Einschätzung. Trotzdem hätte er nur rund 25 Prozent der von der KI generierten Antworten korrigiert. Ähnlich sieht es auch Tatjana Biallas: „80 Prozent der Antworten hätten von mir sein können.“ Allerdings fehlte ihr die persönliche Note.

Die mit KI entwickelte Reise-APP

Ein interessantes Praxisbeispiel präsentiert Francesco Ferreri von der Funke Mediengruppe mit einer Reise-App für Vorschläge von Aktivitäten im Urlaub. Die Präferenzen der User werden individualisiert, Wetterprognosen tagesaktuell einbezogen und mit Hilfe von statischen und variablen Informationen – z. B. mit oder ohne Kinder, vegan oder vegetarisch – entstehen Tagespläne mit Empfehlungen für Aktivitäten, Ausflüge und Restaurants. Mit diesem Beispiel verdeutlicht Ferreri, dass sich Unternehmen immer die Frage stellen sollten, welchen Nutzen der Einsatz von KI für den Kunden hat.
Die extrem große Datenverfügbarkeit und die Rechenpower machen den Hype
„Alles andere als neu, KI gibt es seit 1955“, sagt Caroline Kleist von der Positive Thinking Company. „Aber erst jetzt verfügen wir über die Daten, die es braucht, um KI wirklich einzusetzen“, fährt sie fort. Damit das Potenzial wirklich genutzt werden könne, sollten Unternehmen alle ihre Mitarbeitenden mitnehmen und im Umgang mit KI befähigen.

KI macht die Arbeitswelt effizienter

In der Opening Keynote gibt Jonas Rashedi, Chief Data Officer bei der Funke Mediengruppe, Impulse, wie ChatGPT das Business verbessern kann. Es bietet z. B. die Möglichkeit, Texte zu generieren. „ChatGPT lernt durch die menschliche Interaktion“, was aus Sicht von Rashedi die wichtigste Funktion des Programmes ist. Ein weiteres spannendes Tool ist die Datenanalyse, mit der in kürzester Zeit verschiedenste Dateien und Datensätze analysiert werden können und so dazu beitragen, den Büroalltag zu vereinfachen.
Dr. Gerald Fricke, Politikwissenschaftler und Wirtschaftsinformatiker, berät Unternehmen zur Digitalen Transformation und bringt dem Publikum das Thema der erweiterten menschlichen Intelligenz – was die Zusammenarbeit zwischen KI und menschlichem Urteilsvermögen meint – näher. „Die erweiterte Intelligenz befördert das ‚gute Leben‘ in der nächsten Gesellschaft“, so die These von Fricke. Sie unterstütze mit der Analyse von großen Datenmengen, Entscheidungen müssten aber immer noch die Menschen treffen. Jenen schenkt Falk-Martin Drescher, Geschäftsführer der Call The Dude GmbH, in seinem nachfolgenden Vortrag zum Thema „Influencer-Marketing“ wieder mehr Beachtung. Er geht auf die Möglichkeiten ein, wie Unternehmen Influencer-Reichweiten für sich nutzen können und dass regionale Akteure mit kleineren Follower-Zahlen nicht unterschätzt werden sollten. Auch in Sachen KI hat sich in diesem Bereich längst etwas getan. So überrascht es nicht, als Drescher dem Publikum KI-Influencer präsentiert.
Carina Stöttner, Geschäftsführerin der Themis Foresight GmbH, widmet sich in ihrem Vortrag der Arbeitsmarktsituation: „Wir brauchen KI, um den Fachkräftemangel zu kompensieren“, sagt Stöttner. Bis 2035 werden allein in Deutschland sieben Millionen Erwerbstätige auf dem Arbeitsmarkt fehlen. Richtig eingesetzt könne KI viele Jobs effizienter gestalten. Das gehe aber nur gemeinsam, denn die KI müsse mit den richtigen Daten und Informationen gefüttert werden, um Ergebnisse zu liefern.
Die KI nachhaltig zu nutzen, ist der Ansatz von Ellen Goel, Head of Center for Digital GreenTech am August-Wilhelm Scheer Institut für digitale Produkte und Prozesse gGmbH. Echte Digitalisierung verändere Produkte und Prozesse nachhaltig, schaffe digitale Mehrwerte und sei mehr als nur Technologie. Dabei setze sie auf den Standort Deutschland und Europa: „Alle nachhaltigen Innovationen werden aus Europa kommen“, so Goel.
Dass KI nach unseren Vorgaben auch beliebige Bilder täuschend echt erzeugen kann, zeigt Nico Lummer, Managing Partner bei der NMA Venture Capital GmbH, am Nachmittag in der Closing Keynote. Er warnt davor, sich gegen KI zu wehren. Aus seiner Sicht werde in Deutschland noch zu wenig in KI investiert.

Cybercrime – Bedrohungsszenarien für Unternehmen

Cyberkriminalität wird zunehmend zum Problem, da immer mehr Schadsoftware in das Netz gespeist wird. Wie Unternehmen sich schützen können und welche Maßnahmen wichtig sind, verdeutlicht Christian Gerstung, Versicherungsmakler bei Döhler, Hosse, Stelzer GmbH & Co. KG, auf. Gerstung, dessen Spezialisierung Cyberkriminalität ist, rät zur Versicherung, um im Fall eines Hackerangriffs möglichst schnell wieder handlungsfähig zu sein. Zusätzlich empfiehlt er, trotz der Digitalisierung wichtige Kontakte und Adressen als Absicherung auf Papier zu bringen.
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