Interview: Holger Matzen

"Das Know-how ist exzellent"

Die geografische Lage Schleswig-Holsteins ist zugleich Stärke wie Herausforderung. Zwischen den Meeren gelegen, mit Anbindung an Skandinavien, brennen den Logistikern im Lande Themen wie Infrastruktur und Fachkräftesicherung auf den Nägeln. Um der Branche eine Plattform zu bieten, hat die IHK Schleswig-Holstein den Arbeitskreis Logistik ins Leben gerufen. Die Wirtschaft sprach mit dem Vorsitzenden Holger Matzen.
Wirtschaft: Mit den Gewerbeverbänden, der Logistik Initiative Schleswig-Holstein, der Sie ebenfalls vorsitzen, und auch regionalen Clusterinitiativen gibt es bereits einige "Kümmerer" für das Thema Logistik im Lande. Wo sehen Sie in diesem Kontext die Aufgaben für den Arbeitskreis Logistik der IHK Schleswig-Holstein?
Holger Matzen: In Schleswig-Holstein gibt es in der Tat bereits leistungsfähige "Kümmerer" in verschiedenen Logistikbereichen. Straße, Schiene und Hafen sind gut besetzte Themen, und neben den reinen Logistikdienstleistern haben auch die Produktions- und Handelsunternehmen vor allem in der "Logistik Initiative" eine Interessengemeinschaft. Der Arbeitskreis der IHK wird vor allem eine Plattform für den Austausch der "Kümmerer" im Land bieten und dabei natürlich auch IHK-Mitglieder direkt einbinden.
Wirtschaft: Welche Stärken besitzt für Sie der Logistikstandort Schleswig-Holstein - und wo liegen die besonderen Herausforderungen?
Matzen: Unsere Stärke ist erstens unsere Lage: das Land zwischen zwei Meeren mit einer landseitigen Anbindung an Skandinavien und mit der wohl schönsten künstlichen Wasserstraße der Welt. Zweitens schauen Sie in die Logistikunternehmen oder die entsprechenden Bereiche der Produktions- und Handelsunternehmen: Das fachliche - und auch sprachliche - Know-how der Beschäftigten dort ist exzellent. In beiden Stärken Schleswig-Holsteins liegen auch die Herausforderungen der Zukunft: Unsere anstehenden Infrastrukturprojekte brauchen die Anstrengungen und das Miteinander aller Akteure. Und wir müssen ebenfalls gemeinsam daran arbeiten, dass wir auch in 20 Jahren noch die Fachleute haben, die wir brauchen.
Wirtschaft: Welche Ziele verfolgt in diesem Zusammenhang der Arbeitskreis Logistik als landesweites Gremium, welche Themen werden besetzt?
Matzen: Erstes Ziel ist die Bündelung der Interessen der Logistikwirtschaft, frei von regionalen Einflüssen. Der Arbeitskreis ist landesweit aufgestellt und tätig und fungiert als Berater der Landesregierung. Die Palette der Fachthemen wird lang werden und beginnt - wen wundert es - mit der Entwicklung der Infrastruktur.
Wirtschaft: Die Landesregierung hat die Gründung des Arbeitskreises ausdrücklich begrüßt. Dieses offene Ohr gilt es zu nutzen. Welche Wünsche formulieren Sie?
Matzen: Die Landesregierung hat den Arbeitskreis nicht nur begrüßt, sie hat ihn sogar angeregt. Und wir freuen uns, dass damit die Bedeutung des Themas Logistik für die gesamte Wirtschaft in Schleswig-Holstein anerkannt wird; das war nicht immer so. Wir gehen davon aus, dass wir in unserer ehrenamtlichen Arbeit künftig stark und aktiv unterstützt werden.
Wirtschaft: Auch innerhalb des Landes gibt es nicht nur gleich gerichtete Interessen, denkt man zum Beispiel an den Standortwettbewerb der Häfen oder an den Wettbewerb um knappe Investitionsmittel für A 20, A 21, die Hinterlandanbindung der Fehmarnbelt-Querung oder den Nord-Ostsee-Kanal. Sehen Sie hierin eine besondere Herausforderung für den Arbeitskreis?
Matzen: Jeder Bauherr - gestatten Sie mir dieses Bild - hat vor allem seine eigene Baustelle im Blick. Wir müssen uns aber alle im Land bewusst machen, dass unsere Baustellen und ihr Gelingen voneinander abhängen. Und dass auch Gegner einer Baustelle berechtigte Interessen vertreten. Nur ein Miteinander aller Akteure lässt uns die "Baustelle SH" in den Griff bekommen. Da wird der Arbeitskreis eine große Hilfe sein, nicht zuletzt in der Beratung der Landesregierung und unserer gemeinsamen Positionierung im Bund.
Wirtschaft: Sehen Sie Ansatzpunkte für eine intensivere Zusammenarbeit mit den benachbarten Bundesländern, um die Bedeutung des Nordens insgesamt zu untermauern?
Matzen: Selbstverständlich! So wie wir als Unternehmen im internationalen Wettbewerb nur und gerade durch eine immer engere Zusammenarbeit mit unseren Kunden und Partnern bestehen können, bieten sich Kooperationen mit den benachbarten Bundesländern an. Die Palette gemeinsamer Themen könnte vom gemeinsamen Eintreten für die Verbesserung der norddeutschen Infrastruktur bis zu gemeinsamen Messeauftritten wie beim Deutschen Logistik-Kongress reichen.
Interview: Rüdiger Schacht und Michael Legband
Veröffentlicht am 3. Oktober 2014
Zur Person
Holger Matzen, Jahrgang 1963, ist hauptberuflich Logistikleiter der Spedition Herbert Voigt GmbH & Co. KG in Neumünster. Seit Juli 2014 ist er Vorsitzender des Arbeitskreises Logistik der IHK Schleswig-Holstein und bereits seit Juni dieses Jahres Vorsitzender der Logistik Initiative Schleswig-Holstein - beides im Ehrenamt.