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20 für die A 20: Sören Rose
In der digitalen Welt von inray Industriesoftware fließen Daten nahtlos zwischen Systemen. Doch für die Menschen, die diese digitalen Brücken bauen, stellt die analoge Verkehrsanbindung eine Herausforderung dar. Ein Gespräch mit Geschäftsführer Sören Rose zeigt: Der Weg zur digitalen Zukunft beginnt manchmal ganz wortwörtlich mit dem Weg zur Arbeit.
Wenn der Bus nicht fährt, fährt die Innovation nicht mit
"Sonntags fährt kein Bus", erklärt Rose mit einem Anflug von Frustration in der Stimme. Was für Wochenendausflügler ein kleines Ärgernis sein mag, stellt für ein wachsendes Technologieunternehmen in Schenefeld (Kreis Steinburg) ein echtes Hindernis dar. Während inray seine Kunden mit hochmodernen Lösungen für Industrie 4.0 versorgt, kämpft das Unternehmen mit einer Anbindung, die eher an Industrie 1.0 erinnert.
Die Situation ist paradox: Ein Unternehmen, dessen Kernkompetenz die nahtlose Datenübertragung ist, kann nicht garantieren, dass seine eigenen Mitarbeiter pünktlich und problemlos zur Arbeit kommen – zumindest nicht ohne eigenes Auto.
ÖPNV wichtiger als die A 20?
In einer überraschenden Wendung priorisiert Rose den öffentlichen Nahverkehr sogar über den lang diskutierten Ausbau der A 20. "Post-Corona reisen wir weniger zu Kunden", erklärt er pragmatisch. Der tägliche Arbeitsweg der mittlerweile rund 60 Mitarbeitenden hingegen bleibt eine konstante Herausforderung.
Die bestehende A 23 zeigt bereits positive Effekte für das Unternehmen, da sie Pendler aus dem Hamburger Raum anzieht. Ein Vorbild für die potenzielle Wirkung der A 20? Möglicherweise. Doch Rose beharrt: "Ohne einen funktionierenden ÖPNV wird die Gewinnung von Fachkräften – dem wichtigsten Bestandteil unseres Unternehmens – ein ständiger Kampf bleiben."
Digitale Brücken in einer analogen Welt
Diese Diskrepanz wird noch deutlicher, wenn man bedenkt, dass inray seit 30 Jahren Experte darin ist, Kommunikationsbarrieren zwischen Systemen zu überwinden. Der von Rose entwickelte OPC Router fungiert als Datendrehscheibe für Industrie 4.0-Projekte und ermöglicht es Maschinen, nahtlos miteinander zu kommunizieren. Das Ziel: manuelle Dateneingabe und Papier in der Produktion überflüssig machen. Während digitale Daten frei fließen, stockt der Menschenfluss aufgrund verkehrstechnischer Engpässe – ein symbolisches Beispiel dafür, dass selbst in einer zunehmend digitalisierten Welt physische Verbindungswege unverzichtbar bleiben.
Cloud-Zukunft trifft auf Bodenständigkeit
Die Zukunftsvision von inray liegt klar in der Cloud-Technologie: "Produktionssysteme werden in den nächsten Jahren zunehmend in die Cloud wandern", prognostiziert Rose. Mit Produkten wie manubes, eine Cloud-Plattform für Produktionsmanagement, bereitet das Unternehmen bereits heute diesen Übergang vor – trotz der traditionellen Neigung vieler Industrieunternehmen, "alles lokal zu halten".
Diese Spannung zwischen Innovation und Tradition spiegelt sich auch in der Infrastrukturdebatte wider. Während inray an der digitalen Infrastruktur von morgen arbeitet, muss es gleichzeitig die physischen Hürden von heute überwinden.
Unbürokratische Innovation trotz bürokratischer Hürden
Eine weitere Herausforderung liegt in der Verwaltungsinfrastruktur. Die Erfahrung mit Fördermitteln beschreibt Rose als so frustrierend, dass inray beschloss, Innovationen lieber aus eigener Kraft zu finanzieren. "Das erscheint mir unlogisch für ein Land, das Innovation fördern möchte", kommentiert er.
Persönlicher Kontakt bleibt unersetzlich
Trotz aller digitalen Möglichkeiten betont Rose die Bedeutung des persönlichen Austauschs. "Die Wellenlänge zu spüren" und Reaktionen unmittelbar einzuschätzen, gelinge in virtuellen Meetings nur bedingt. Fazit: Brücken bauen, in jeder Hinsicht
Für inray Industriesoftware bleibt die Infrastrukturfrage zweischneidig: Einerseits treibt das Unternehmen die digitale Transformation voran, andererseits wird es von analoger Verkehrsanbindung ausgebremst. Die Botschaft ist eindeutig: Wer die Daten der Zukunft fließen lassen will, darf die Menschen nicht vergessen, die diese Datenströme ermöglichen. Oder wie Sören Rose es zwischen den Zeilen verdeutlicht: Ein Bus, der nicht fährt, bremst auch die Innovation aus. In diesem Sinne ist inray nicht nur ein Spezialist für industrielle Dateninfrastruktur, sondern auch ein anschauliches Beispiel dafür, dass die digitale Revolution auf analogen Schienen fahren muss – idealerweise pünktlich und auch am Sonntag.
Gesichter hinter den Zahlen: Wie die A 20 Unternehmen und Menschen bewegt
Jedes Unternehmen hat eine Geschichte. Jede Geschichte hat ein Gesicht. Hinter den Planungen, Diskussionen und Debatten rund um die A 20 stehen Menschen – Unternehmerinnen und Unternehmer, Mitarbeitende, Familien. Sie alle verbindet eine gemeinsame Herausforderung: die tägliche Realität in einer Region, die noch auf ihre vollständige Verkehrsanbindung wartet. Wir haben 20 Unternehmen entlang der geplanten A 20-Trasse besucht und zugehört. Diese Unternehmensstorys sind Teil der Initiative „A 20 – Das wird gut" von sieben norddeutschen Industrie- und Handelskammern. Unser Ziel: eine sachliche, transparente Debatte über die A 20 führen – mit allen Fakten, allen Argumenten und im offenen Dialog mit Befürwortern wie Kritikern. Mehr zur Initiative erfahren Sie hier.
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Thorsten Scholz