20 für die A 20: Jannik Bojens

Wenn IT-Notfälle an der schleswig-holsteinischen Westküste auftreten, rückt das Team von Jannik Bojens aus. Doch der Geschäftsführer des IT-Systemhauses HFC Ihre IT- Abteilung. GmbH & Co. KG (vormals HF-Computersysteme e.K.) mit Niederlassung in Itzehoe und Heide steht vor einem massiven Hindernis: Die Einsatzreichweite seiner Fachkräfte wird durch fehlende Straßeninfrastruktur drastisch eingeschränkt.
Jannik Bojens leitet das HFC Systemhaus
"Jeder Tag bei uns ist anders, das macht die Arbeit interessant", erzählt Bojens über seinen Arbeitsalltag. Während feste Termin- und Personalplanung für Struktur sorgen sollten, bringt die Realität oft ungeplante Ereignisse mit sich: gestörte Telefonanlagen, durchtrennte Glasfaserkabel oder ausgefallene IT-Systeme. "Die Unvorhersehbarkeit ist die Würze unseres Berufs", wie er es ausdrückt.

Die geografische Falle

Während das Unternehmen für seine Kunden digitale Brücken baut, stößt es selbst auf analoge Hürden. Das IT-Systemhaus, dessen Standorte strategisch an der A 23 liegen, fühlt sich in seiner Expansion regelrecht eingeschränkt. "Derzeit müssen wir, wenn wir nach Osten fahren wollen, über zeitraubende Landstraßen ausweichen", beschreibt Bojens das Dilemma. Die unvollendete Ost-West-Verbindung entwickelt sich so zu einem ernsthaften Wachstumshemmnis. Die Konsequenzen sind unmittelbar spürbar: Zeit im Auto bedeutet für das Unternehmen verlorene Ressourcen. Eine einfache Fahrt nach Glückstadt – gerade einmal etwas mehr als 25 Kilometer entfernt – verschlingt eine halbe Stunde. Potenzielle Kundschaft östlich der A 23 in Regionen wie Bad Segeberg, Rendsburg oder Lübeck bleibt schwer erreichbar. Der Traum von Expansion endet an den Grenzen der bestehenden Infrastruktur.

Autobahn als Zukunftschance

Bojens' Begeisterung für die geplante Autobahn-Erweiterung wird schnell verständlich: "Die A 20 ist ein Gamechanger für die gesamte Region und das Land. Sie würde Schleswig-Holstein wirtschaftlich erheblich aufwerten." Die Fertigstellung der Autobahn verspricht für HFC deutliche Vorteile: Ein wesentlich vergrößertes Kundeneinzugsgebiet, besonders in östlicher Richtung, erhebliche Zeit- und Kostenersparnisse sowie einen verbesserten Zugang zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Potenzielle Auszubildende von der Ostküste Schleswig-Holsteins entscheiden sich gegen eine Ausbildung bei HFC. Ein konkretes Beispiel verdeutlicht die aktuelle Problematik: "Ein Auszubildender aus Wahlstedt, welcher dennoch unbedingt bei uns lernen wollte, fährt jeden Morgen mit dem Auto etwa eine Stunde in den Ausbildungsbetrieb nach Itzehoe. Mit der A 20 hätten wir einen wesentlich besseren Zugang zum Ausbildungsmarkt", ist Bojens überzeugt.

Mehr als nur eine Straße

Die Infrastrukturprobleme beschränken sich nicht nur auf den Asphalt. Während seiner Fahrten erlebt Bojens weitere Ärgernisse: "Das Mobilfunknetz ist immer noch nicht flächendeckend gut ausgebaut", berichtet er. Gespräche brechen ab, etwa auf der A 23, was Fahrzeit zu unproduktiver Zeit macht und im Kundenkontakt unprofessionell wirkt. Darüber hinaus kämpft das Unternehmen an einer weiteren digitalen Front: "Dringend benötigt wird flächendeckendes Glasfaser für den Transport enormer Datenmengen." Obwohl HFC, insbesondere seit der Corona-Krise, verstärkt auf Fernwartung setzt, stellt die mangelnde Glasfaserinfrastruktur bei vielen Kunden eine erhebliche Herausforderung dar. "Kunden ohne Glasfaseranschluss erleiden klare Wettbewerbsnachteile", stellt Bojens fest.

Das grüne Dilemma

Bojens verknüpft seine Infrastrukturwünsche bewusst mit der Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen. Zum Beispiel soll der Fuhrpark bis 2026 vollständig auf rein batterieelektrische Fahrzeuge umgestellt werden. Hier schlägt er eine Brücke zwischen der umstrittenen A 20 und ökologischen Zielen: "Die A 20 entlastet trotz der notwendigen Natureingriffe auch die Umwelt an anderer Stelle – durch reduzierte Staus und verbesserte Luftqualität durch die Umgehung von Städten." Sein dringender Appell lautet: "Den Ausbau der Ladeinfrastruktur entlang der A 20 für die Elektromobilität darf man nicht vernachlässigen."

Ein schleswig-holsteinischer Traum

Bojens' Vision reicht über das rein Geschäftliche hinaus. Die A 20 würde auch den innerstaatlichen Tourismus von der Westküste zur Ostküste und umgekehrt beleben. "Es geht auch um Lebensqualität und das Gefühl, unser schönes Bundesland in seiner Gesamtheit besser erleben zu können", erklärt er mit Überzeugung. Für den IT-Unternehmer aus Dithmarschen verkörpert die A 20 ein Symbol für Vernetzung – analog wie digital. In seinem Zukunftsbild von Schleswig-Holstein verbinden nicht nur gut ausgebaute Autobahnen die Regionen, sondern auch flächendeckendes Glasfaser und ein lückenloses Mobilfunknetz. Eine Vision, die für dieses IT-Systemhaus den entscheidenden Unterschied zwischen regionaler Begrenzung und landesweitem Erfolg bedeuten könnte.

Gesichter hinter den Zahlen: Wie die A 20 Unternehmen und Menschen bewegt

Jedes Unternehmen hat eine Geschichte. Jede Geschichte hat ein Gesicht. Hinter den Planungen, Diskussionen und Debatten rund um die A 20 stehen Menschen – Unternehmerinnen und Unternehmer, Mitarbeitende, Familien. Sie alle verbindet eine gemeinsame Herausforderung: die tägliche Realität in einer Region, die noch auf ihre vollständige Verkehrsanbindung wartet. Wir haben 20 Unternehmen entlang der geplanten A 20-Trasse besucht und zugehört. Diese Unternehmensstorys sind Teil der Initiative „A 20 – Das wird gut" von sieben norddeutschen Industrie- und Handelskammern. Unser Ziel: eine sachliche, transparente Debatte über die A 20 führen – mit allen Fakten, allen Argumenten und im offenen Dialog mit Befürwortern wie Kritikern. Mehr zur Initiative erfahren Sie hier.