20 für die A 20: Peter Plambeck
Ein Traditionsunternehmen mit globaler Reichweite verbirgt sich zwischen saftig grünen Wiesen und gepflegten Einfamilienhäusern in der 1000-Seelen-Gemeinde Brügge im Kreis Rendsburg-Eckernförde: die Futter-Manufaktur Plambeck. In fünfter Generation führt Peter Plambeck heute die J. August Plambeck GmbH & Co. KG, deren Grundstein vor mehr als 150 Jahren mit einer Windmühle gelegt wurde.

“Ich sehe mich als Fackelträger, der Erfolgspfade in die ungewisse Zukunft finden muss", beschreibt Plambeck sein Selbstverständnis als Unternehmer. Mit dieser Haltung hat er den Familienbetrieb seit seiner Übernahme 2008 konsequent weiterentwickelt.
Vom lokalen Mühlenbetrieb zum internationalen Nischenanbieter
Auf den Förderbändern der Manufaktur gleiten Spezialitäten-Mischungen aus Getreide, Saaten, getrockneten Gräsern und Grünmehlen in die vorbereiteten Futtersäcke. Diese werden unter sauerstoffreduzierter Atmosphäre verpackt, was ihre Frische bewahrt und zuverlässig vor Schädlingen schützt. Auf Paletten gestapelt, warten sie auf ihre Auslieferung – in nahegelegene Regionen wie Dänemark, aber auch bis in entferntere Länder wie Ghana.
Die Erfolgsformel besteht aus regionalen Grundzutaten und internationalen Spezialkomponenten: "Die Basis für unsere Futtermischungen, die Haferschälkleie, bekommen wir unmittelbar aus der Region", erläutert Plambeck. Sie fällt als Nebenprodukt bei den Haferflocken-Herstellern Peter Kölln GmbH & Co. KGaA in Elmshorn und H. & J. Brüggen KG in Lübeck an. "Genau diese Kleie enthält die für Pferde notwendigen Ballaststoffe und bildet die wertvolle Basis unserer Futtermischungen. Das ist ein Standortvorteil und dank der kurzen Wege nachhaltig."
Doch was das Futter aus Brügge besonders macht, sind die internationalen Zutaten: Flockiertes Getreide aus den Beneluxstaaten, getrocknete Gräser und Grünmehle aus Polen sowie Saaten und Hülsenfrüchte aus Spanien und östlichen Agrarländern. Selbst Apfeltrester für das Pferdefutter bezieht das Unternehmen mittlerweile aus Polen, nachdem viele deutsche Apfelsaftproduzenten ihre Produktion eingestellt haben.
Internationale Expansion als Schlüssel zum Erfolg
Mit 25 Mitarbeitenden produziert Plambeck heute Spezialfutter für Pferde, Hühner und Kälber. Die Absatzmärkte haben sich dabei deutlich verschoben: "Aktuell werden 30 bis 40 Prozent des Futters aus unserer Manufaktur in Brügge nach Skandinavien geliefert", berichtet der Unternehmer. "60 bis 70 Prozent von dem, was ich heute hier am Standort produziere und verkaufe, haben die Dänen vor ein paar Jahren noch selbst hergestellt."
Der Grund für diese Entwicklung liegt in Plambecks strategischer Ausrichtung: "Wir befinden uns als Futtermittelproduzent in einem Konsolidierungsprozess auf einem gesättigten Markt. Im Nischenmarkt Pet-Food ist mein Ansatz go international”, sonst habe ich zu wenig Volumen, um Skalenvorteile zu realisieren und die Wettbewerbsfähigkeit meines Hauses zu sichern."
Die Produktpalette zeigt die Anpassungsfähigkeit des Unternehmens an Markttrends: Ein Drittel des Umsatzes wird mit Kälberfutter erzielt, zwei Drittel entfallen auf Pferdefutter und Produkte für Lifestyle Farming wie Freizeithühner. "Der Markt ist nicht so groß wie bei Hund und Katze, aber sehr interessant für uns", erklärt Plambeck.
Infrastruktur als Hemmschuh für weiteres Wachstum
Der internationale Erfolg könnte noch größer sein, wäre da nicht ein entscheidender Standortnachteil: Trotz der zentralen geografischen Lage Schleswig-Holsteins in Europa sieht Plambeck erhebliche Probleme durch mangelhafte Infrastruktur.
"Meine Beschaffungskosten für zugekaufte Waren liegen fast durchweg höher als bei Konkurrenten in Niedersachsen. Warum? Die Randlage in Deutschland ist der Hauptgrund. Zusätzlich verschärfen überlastete Verkehrswege und das Nadelöhr Hamburger Elbtunnel die Situation."
Mit Nachdruck plädiert der Unternehmer für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, insbesondere den Bau der A 20: "Straßen sind die Lebensadern für Handel und Wirtschaftswachstum im EU-Binnenmarkt. Wir brauchen die A 20 nicht nur für die so wichtige Ost-West-Verbindung zwischen Polen und den Niederlanden, sondern auch für eine sinnvolle Anbindung der skandinavischen Märkte mit der Eröffnung des Fehmarnbelt-Tunnels."
Lehren aus der Vergangenheit für die Zukunft
Mit kritischem Blick auf die Versäumnisse der Vergangenheit mahnt Plambeck: "Wir dürfen nicht die Fehler bei der Öffnung des europäischen Binnenmarktes wiederholen. Wir haben die Standortvorteile unserer Lage und unseres Know-hows im Maschinenbau lange nicht ausgebaut und uns nicht im europäischen Binnenmarkt positioniert und gefestigt."
Als positive Beispiele nennt er die Nachbarländer: „In Dänemark und den Niederlanden haben viele Branchen erkannt, dass Wachstum notwendig ist, um sich durch gezielte Investitionen in eine Champion-Position auf dem großen EU-Binnenmarkt zu bringen. Von Seiten der öffentlichen Hand wurden Handelsmöglichkeiten konsequent erweitert und die Infrastruktur strategisch optimiert.“
Sein Fazit ist eindeutig: "In Deutschland investieren wir seit Jahrzehnten zu wenig in Infrastruktur – die A 20 ist da nur eines von vielen traurigen Beispielen. Dabei ist der Handel für eine Exportnation existenziell für Wirtschaftsleistung und -wachstum. Wir waren da historisch gut aufgestellt, sowohl auf der Straße, auf der Schiene und auf dem Wasser. Aber dann sind wir in einen Dornröschenschlaf verfallen. Und es wird dringend Zeit aufzuwachen."
Dass Landtagspräsidentin Kristina Herbst (CDU) kürzlich zum Hospitieren in dem Traditionsbetrieb zu Gast war, unterstreicht nicht nur die Bedeutung mittelständischer Familienunternehmen wie der Futter-Manufaktur Plambeck für die regionale Wirtschaft. Es verdeutlicht auch, wie wichtig es ist, die Anliegen dieser Innovationstreiber und Arbeitgeber ernst zu nehmen und die Rahmenbedingungen für ihren weiteren Erfolg zu verbessern.
Gesichter hinter den Zahlen: Wie die A 20 Unternehmen und Menschen bewegt
Jedes Unternehmen hat eine Geschichte. Jede Geschichte hat ein Gesicht. Hinter den Planungen, Diskussionen und Debatten rund um die A 20 stehen Menschen – Unternehmerinnen und Unternehmer, Mitarbeitende, Familien. Sie alle verbindet eine gemeinsame Herausforderung: die tägliche Realität in einer Region, die noch auf ihre vollständige Verkehrsanbindung wartet. Wir haben 20 Unternehmen entlang der geplanten A 20-Trasse besucht und zugehört. Diese Unternehmensstorys sind Teil der Initiative „A 20 – Das wird gut" von sieben norddeutschen Industrie- und Handelskammern. Unser Ziel: eine sachliche, transparente Debatte über die A 20 führen – mit allen Fakten, allen Argumenten und im offenen Dialog mit Befürwortern wie Kritikern. Mehr zur Initiative erfahren Sie hier.
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Thorsten Scholz