20 für die A 20: Frank Schulz

"Die Elbquerung in Hamburg ist unser täglicher Flaschenhals", erklärt Frank Schulz, Geschäftsführer von HTS cargo, mit einem Gesichtsausdruck, der von jahrelanger Frustration mit diesem Verkehrsproblem zeugt. Für sein Logistikunternehmen bedeuten Staus dort nicht nur verlorene Zeit, sondern konkrete finanzielle Einbußen: "Wenn wir Zeitfenster nicht einhalten können, drohen Strafzahlungen", berichtet er aus dem Unternehmensalltag.
Frank Schulz
"Die Infrastruktur ist unser tägliches Brot und gleichzeitig unser größter Alptraum", lacht der Logistikexperte, aber sein Lachen hat einen Beigeschmack. Sein 2006 gegründetes Unternehmen HTS cargo ist täglich mit den Tücken des norddeutschen Straßennetzes konfrontiert. Die 25 Mitarbeiter, die 365 Tage im Jahr im Einsatz sind, kennen die neuralgischen Punkte nur zu gut.

Die A 20: Mehr als nur eine weitere Autobahn

Wenn Schulz von der geplanten A 20 spricht, wird seine Stimme energischer. "Das ist ein echtes Jahrhundertprojekt für unsere Wirtschaftsregion", betont er . Die neue Autobahn würde nicht nur eine dringend benötigte Alternative zur chronisch überlasteten Elbquerung in Hamburg bieten, sondern ganz neue Geschäftsfelder erschließen.
"Mit der A 20 wäre ich sofort bereit, im Dreieck Kiel-Fehmarn-Hamburg-Itzehoe-Heide zu investieren", erklärt der Unternehmer begeistert. Momentan konzentrieren sich fast alle Logistiker auf die Metropolregion Hamburg – verständlich, denn dort pulsiert das wirtschaftliche Leben. Doch die A 20 könnte diese Zentrierung aufbrechen und für eine ausgewogenere regionale Entwicklung sorgen.

Dänemark, Schweden, Polen: Der Norden wächst zusammen

Oft unterschätzt : das enorme Interesse aus Dänemark, Schweden und Polen, die A 20 als effiziente Transitstrecke nach Westeuropa oder Skandinavien zu nutzen. "Dänemark ist für uns aktuell als Abnehmer nicht interessant genug", gibt Schulz zu, "aber als Durchgangs- oder Hub-Region hätte es enormes Potenzial."
Die Vision einer reibungslosen Ost-West-Verbindung durch Norddeutschland lässt nicht nur Logistiker-Herzen höher schlagen. Es wäre ein Katalysator für die gesamte Wirtschaftsregion Schleswig-Holstein, die bislang oft im Schatten Hamburgs steht.

Digitale Infrastruktur: Der unterschätzte Erfolgsfaktor

Doch nicht nur die physische Infrastruktur treibt den Logistik-Profi um. "Digitalisierung ist der große Schlüssel zum Bürokratieabbau", betont Schulz und erzählt von den Bergen an Papierdokumenten, die immer noch durch die Gegend transportiert werden müssen.
"In Dänemark sind keine Fahrer mehr mit Zetteln unterwegs", berichtet er anerkennend. "Bei uns muss die Digitalisierung politisch konsequent vorangetrieben werden – und zwar nicht nur in Sonntagsreden." Der Kontrast zwischen der privaten Welt, in der man bei Amazon mit wenigen Klicks bestellt, und der B2B-Logistik mit ihren Papierbergen sei manchmal kaum zu glauben.
Positiv bewertet der Unternehmer hingegen die digitalen Kontrollen durch das Bundesamt für Güterverkehr: "Die messen beim Vorbeifahren Höhe, Reifen oder Gewicht. Das spart Zeit für seriös arbeitende Unternehmen wie uns, da wir seltener für Kontrollen herausgezogen werden."

Die Zukunft der Logistik: Vom Kraftfahrer zum Transportmanager

Auch wenn Schulz die Zukunftsaussichten der Branche "nicht so schlecht" einschätzt, steht die Logistik vor einem tiefgreifenden Wandel. Autonomes Fahren auf Autobahnstrecken hält er innerhalb seines Berufslebens für realistisch. "Die 'letzte Meile' in der Stadt wird aber weiterhin eher manuell bleiben", prognostiziert er.
Die Rolle des Kraftfahrers wird sich transformieren – vielleicht zum "Transportmanager", der im digitalisierten LKW zusätzliche logistische Aufgaben erledigen kann. "Der Beruf wird weiterhin gebraucht werden, aber er wird ein völlig anderes Profil haben", ist sich der HTS cargo-Chef sicher.

Ein Plädoyer für mehr gesellschaftliche Anerkennung

Was dem Logistikexperten besonders am Herzen liegt: mehr Wertschätzung für Logistiker und Kraftfahrer. "Logistik fällt nur negativ auf, wenn sie nicht funktioniert", sagt er nachdenklich. "Wenn alles reibungslos läuft, nimmt niemand Notiz davon, dass täglich tausende Menschen dafür sorgen, dass unsere Supermarktregale gefüllt sind und unsere Onlinebestellungen pünktlich ankommen."
Das oft negative Image und die herausfordernde Verkehrslage erschweren es, junge Menschen für den Beruf zu begeistern. Dabei bildet HTS cargo selbst aus für die Berufe Berufskraftfahrer/-in und Kaufmann/-frau für Büromanagement – und sieht darin eine strategische Investition in die Zukunft der Branche.

Fazit: Infrastruktur als Lebensader einer modernen Wirtschaft

Für Frank Schulz und sein Unternehmen ist die Infrastruktur – ob physisch oder digital – die unerlässliche Lebensader ihres Geschäfts. Die Fertigstellung der A 20 wäre nicht nur für HTS cargo ein Meilenstein, sondern für die gesamte Wirtschaftsregion Schleswig-Holstein ein entscheidender Sprung nach vorn.
"Infrastruktur ist nie sexy", sagt Schulz schmunzelnd , "aber ohne sie steht alles still. Buchstäblich." Und während er das sagt, checkt er schon wieder die Verkehrslage auf seinem Smartphone – in der Hoffnung, dass die Elbquerung heute einmal gnädig mit seinen Fahrern ist.

Gesichter hinter den Zahlen: Wie die A 20 Unternehmen und Menschen bewegt

Jedes Unternehmen hat eine Geschichte. Jede Geschichte hat ein Gesicht. Hinter den Planungen, Diskussionen und Debatten rund um die A 20 stehen Menschen – Unternehmerinnen und Unternehmer, Mitarbeitende, Familien. Sie alle verbindet eine gemeinsame Herausforderung: die tägliche Realität in einer Region, die noch auf ihre vollständige Verkehrsanbindung wartet. Wir haben 20 Unternehmen entlang der geplanten A 20-Trasse besucht und zugehört. Diese Unternehmensstorys sind Teil der Initiative „A 20 – Das wird gut" von sieben norddeutschen Industrie- und Handelskammern. Unser Ziel: eine sachliche, transparente Debatte über die A 20 führen – mit allen Fakten, allen Argumenten und im offenen Dialog mit Befürwortern wie Kritikern. Mehr zur Initiative erfahren Sie hier.