Interview: Frank Limprecht

"Mehr Kapazitäten auf der Schiene"

Der Leiter Großprojekte des Regionalbereichs Nord der DB Netz AG, Frank Limprecht, erklärt, wie der Stand der Umsetzung von Schienenprojekten im Norden ist, wie sie künftig schneller realisiert werden sollen und wie norddeutsche Unternehmen partizipieren können.
Der Realisierungszeitraum für Neuund Ausbauprojekte im Norden beträgt durchschnittlich 20 Jahre. Wie lässt sich die Dauer reduzieren?
Der Aus- und Neubau des Schienennetzes ist dringend, um die Klimaziele umzusetzen, mehr Kapazitäten auf der Schiene zu schaffen und bessere Verbindungen anzubieten. Deshalb wollen wir um mehrere Jahre schneller werden. Frühzeitige Bürgerbeteiligung, partnerschaftliche Projektumsetzung, Vereinfachung der Genehmigungsverfahren und digitale Unterstützung sind einige Stichworte für die Wege dahin.
Der Bau der Schienenanbindung für die feste Fehmarnbelt- Vogelfluglinie Querung umfasst rund 2,2 Milliarden Euro Investitionen. Hinzu kommen weitere Großprojekte der DB Netz AG im Norden. Wie sehen die Beschäftigungsmöglichkeiten für regionale Unternehmen aus?
Jährlich vergibt die DB Leistungen für Erhalt und Ausbau der Infrastruktur in Höhe von mehr als sieben Milliarden Euro - Tendenz steigend. Unternehmen können sich als Einzelbieter, in Arbeitsgemeinschaften oder als Nachunternehmer eines erfolgreichen Bieters beteiligen. Ausschreibungen werden sowohl im TED, dem elektronischen Portal für europaweite Ausschreibungen, als auch auf dem Bieterportal der DB veröffentlicht. Mit einem transparenten Präqualifikationsverfahren sichert die DB mit ihren Partnern hohe Qualitätsstandards.
In den nächsten Jahren unterbrechen viele Baustellen den Zugverkehr mit Dänemark über die Vogelfluglinie. Welche Alternativen sind geplant?
Für den Bau der Schienenanbindung des Tunnels muss die Strecke zwischen Neustadt in Holstein und Puttgarden etwa vier Jahre voll gesperrt werden. Die Region ist dennoch gut erreichbar: Es wird ein Ersatzangebot mit Bussen in annähernd gleicher Fahrzeit geben. Der Fernverkehr zwischen Hamburg und Kopenhagen wird in dieser Zeit über Flensburg umgeleitet. Die Fahrzeit über den Großen Belt wird nicht viel länger sein als die über den Fehmarnbelt.
Wann beginnt die Bauphase der Schleibrücke Lindaunis und welche Beeinträchtigungen sind für die regionale Wirtschaft zu erwarten?
Ein Neubau wird in Lindaunis die fast 100-jährige Klappbrücke ersetzen. Das Genehmigungsverfahren läuft. Wir hoffen, in diesem Jahr mit ersten Arbeiten und 2019 mit dem Neubau zu beginnen. Der Bau wird den Verkehr nur wenig behindern: Neben der alten entsteht die neue Brücke, auf die zuerst der Straßenverkehr umgelegt wird. Der Bahnverkehr folgt in einem zweiten Schritt.
Wie weit ist die Planung des dritten Gleises zwischen Krupunder und Elmshorn? Wann ist mit einer Realisierung zu rechnen?
Das Bundesverkehrsministerium hat im Bundesverkehrswegeplan 2030 eine Reihe von Maßnahmen im Knoten Hamburg in den vordringlichen Bedarf aufgenommen. Dazu gehört auch der viergleisige Ausbau des Bahnhofs Elmshorn, um Schleswig-Holsteins älteste Bahnstrecke leistungsfähiger zu machen. Die Idee des dreigleisigen Ausbaus zwischen Hamburg und Elmshorn wurde bislang nicht in den Bundesverkehrswegeplan 2030 aufgenommen.
Interview: Rüdiger Schacht, Benjamin Tietjen
Veröffentlicht am 3. April 2018