Autonome Fähren

Die Schlei als Zukunftslabor

Unleash Future - frei übersetzt heißt das so viel wie “die Zukunft entfesseln”. Dieser Aufgabe stellt sich das Unternehmer-Ehepaar Engelhard samt Team mit der von ihm gegründeten Denkfabrik. In den vergangenen 15 Jahren wuchs Unleash Future zu einem umsetzungsstarken Ideengeber für Industrie und Wirtschaft weltweit. Das neueste Projekt verspricht Schleswig zum Innovationsstandort zu machen. 
Zu den größten Herausforderungen unserer Zeit gehöre der Klimawandel, sagt Lars Holger Engelhard. “Die Faktenlage ist eindeutig. Wir müssen jetzt handeln, um nicht alles zu verlieren.” Dazu wolle das Ehepaar seine Fähigkeiten einbringen, etwa um eine Wasserstoff-Fähre zu entwickeln, die Schleswig mit dem gegenüberliegenden Schleiufer verbindet - ein Bedarf, der sich durch viele Anfragen bestätige. Die Idee hatte Lars Holger Engelhard, als er an den Königswiesen in Schleswig stand. “Fahrdorf ist in Sichtweite und trotzdem muss ich von dort zehn Kilometer fahren, um in die Stadt zu kommen. Das dauert 20 Minuten.”
Die Lösung: kleine Fähren für maximal zwölf Personen und sechs Fahrräder, betrieben mit umweltfreundlicher Wasserstofftechnologie. “Ich habe mich mit meiner Frau zusammengesetzt, und nach kurzer Zeit stand bereits der erste Entwurf.” Stefanie Engelhard, auch Ingenieurin, hat lange in der Entwicklungsabteilung von Audi gearbeitet. “Die ‘Schleiboote’ sollen autonom verkehren, und der Fahrplan wird sich nach dem persönlichen Bedarf richten”, erklärt sie. So sollen die Fähren per App angefordert werden können. Damit das alles funktioniert, sind Innovationen gefordert. “Künstliche Intelligenz ist ein wichtiges Thema. Zunächst werden unsere Boote die Routen und das Gebiet kennenlernen müssen.” Im Anschluss sei dann der autonome Betrieb geplant.
“Die Schlei wird so zum Testgebiet, und das Projekt kann wichtige Informationen für die Forschung liefern”, sagt Stefanie Engelhard. Ein renommiertes Forschungsinstitut habe Interesse angemeldet, ergänzt ihr Mann. Zudem wolle man mit Schulen zusammenarbeiten. “Von den Schülerinnen und Schülern kommen einfach spannende Anregungen, die wir mitnehmen möchten.” Zudem sei das Projekt immer auch als Mehrwert für die Region gedacht. “Wir wollen zeigen, wie attraktiv und auch innovativ die Region für künftige Fachkräfte sein kann.”
Stufenplan
Bereits in drei Jahren sollen vier Fähren fertig sein, zwei davon in verkleinertem Maßstab. Die Modelle sollen auf Messen Verwendung finden und der Erprobung dienen. “Mit den kleinen Fähren ist man deutlich flexibler und kann auch in anderen Wasserrevieren testen”, erklärt Lars Holger Engelhard. Das sei von Vorteil, wenn es darum gehe, die Technik auf einen anderen Standort zu übertragen, so der 37-Jährige.
Das Projekt ist in vier Stufen aufgeteilt: “Wir beginnen mit einer elektrisch betriebenen Fähre. Im nächsten Schritt kommt die Brennstoffzelle dazu. Dann starten wir mit dem teilautonomen Betrieb, um schließlich final in den autonomen Betrieb überzugehen” erklärt Stefanie Engelhard. Zwei der drei in Schleswig verkehrenden Fähren würden in den kommenden Jahren ihren Betrieb einstellen. Mit dem Stufenplan könne man schnell Ersatz bereitstellen. “Wir haben alles zusammen und können loslegen. Was uns fehlt, sind nur noch weitere Investoren” sagt Lars Holger Engelhard. Doch er ist optimistisch: “Unsere Gespräche haben gezeigt, wie gut die Idee hier aufgenommen wird. Die vielen Anfragen machen den Markt deutlich, in dem wir skalieren können.”
René Koch
Veröffentlicht am 28. September 2020
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