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Wie, wo und wann mit Nachhaltigkeit beginnen?
Nach unserem letzten Artikel ist wohl klar: das Thema Nachhaltigkeit betrifft alle Unternehmen! Doch wie, wo, wann damit anfangen? Denn schließlich gibt es durch die unterschiedlichen Krisen-Modi mehr als genug zu tun. Und die Wirtschaftlichkeit darf auch nicht auf der Strecke bleiben. Da ist es kein Trost, dass aktuell fast allen Unternehmen die Ressourcen für Nachhaltigkeit fehlen.
Bereits heute kann die Berücksichtigung oder eben Nicht-Berücksichtigung von Nachhaltigkeit in der eigenen Wertschöpfungskette über Neu- beziehungsweise Weiterbeauftragungen entscheiden – beispielsweise wenn Sie im Rahmen des neuen Lieferkettengesetzes Ihren Kunden hierzu Auskunft geben müssen. (1)
Nachhaltig handeln beinhaltet somit, die Auswirkungen des Unternehmens auf wirtschaftliche, ökologische und soziale Aspekte im Blick zu behalten. Gleichzeitig müssen die veränderten Anforderungen der Stakeholder, die auf das Unternehmen einwirken, berücksichtigt werden (wie zum Beispiel die Kundenforderung von CO2-Bilanzen für Produkte).
Mit kleinen Schritten anfangen
Aufgrund der Themenvielfalt bietet es sich an, mit kleinen Schritten nachhaltige Aspekte in den beruflichen Alltag zu integrieren und so die ersten Schritte zu machen. Viele Maßnahmen bringen neben diversen sozialen und ökologischen Verbesserungen auch wirtschaftliche Vorteile für das eigene Unternehmen. Oft lassen sich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen, sodass nachhaltiges Handeln gemeinsam mit anderen Prioritäten einhergehen kann. Häufige Beispiele sind Energiesparmaßnahmen (und geringere Energiekosten), die Reduktion von Abfall, insbesondere Verpackungsmüll (und somit weniger Entsorgungskosten) oder mobile Arbeitsplätze (und damit weniger Arbeitsstättenbedarf und oft zufriedenere Mitarbeitende). Weiterhin werden auch nachhaltige Beschaffung (und damit seltenere Organisationskosten) wie auch Transportoptimierung (geringere Fuhrparkskosten) als gewinnbringend angeführt.
Wirksamkeit vs. Schwierigkeit
Um die richtigen Themen auszuwählen, bietet sich eine Abwägung hinsichtlich der Wirksamkeit einiger Maßnahmen und ihres Schwierigkeitsgrads bei der Umsetzung an, wie die folgende Grafik beispielhaft zeigt (angelegt an Schwierigkeitsgrad und Wirksamkeit von Brudermann (2)).
Aber was genau bedeutet denn überhaupt Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsmanagement?
Worum es dabei geht hat die Brundtland-Kommission bereits 1987 so formuliert: „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.“
Und im wirtschaftlichen Sinne? Kurz und knapp heißt es, dass eine Organisation nicht nur nach ökonomischen, sondern auch unter Berücksichtigung ökologischer UND sozialer Aspekte handelt und versucht, eine Balance dieser drei Säulen zu wahren.
Worum es dabei geht hat die Brundtland-Kommission bereits 1987 so formuliert: „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.“
Und im wirtschaftlichen Sinne? Kurz und knapp heißt es, dass eine Organisation nicht nur nach ökonomischen, sondern auch unter Berücksichtigung ökologischer UND sozialer Aspekte handelt und versucht, eine Balance dieser drei Säulen zu wahren.
Dies sieht in jedem Unternehmen durchaus unterschiedlich aus, abhängig beispielsweise von Unternehmensgröße, Geschäftsmodell oder Branche. Wichtig ist, dabei die unternehmensspezifischen Anforderungen der eigenen Stakeholder zu berücksichtigen. Beispielweise sollten vor der Umstellung auf eine rein vegetarische Kantine die Nutzer dieser Kantine eingebunden werden. Aufgrund der möglichen Themenvielfalt sollten mit Hilfe einer Wesentlichkeitsanalyse die relevanten Hebel für Ihr Unternehmen definiert werden. Damit werden die Grundlagen für das Nachhaltigkeitsmanagement gelegt.
Es muss aber nicht immer gleich der große Wurf sein. Auch in einem ersten kleinen Brainstorming aus bereichsübergreifenden Mitarbeitenden finden sich oft schon passende Ideen.
Ein Schubs Richtung Nachhaltigkeit
Bei der Suche nach ersten kleinen Maßnahmen kann das Prinzip des Nudging helfen. Der Begriff Nudging (deutsch: Schubsen, Anstoßen) kommt aus der Verhaltensökonomie und wurde durch Richard Thaler und Cass Sunstein geprägt. Es geht darum, Verhaltensänderungen ohne Druck, Verbote oder das Verändern von definierten Rahmenbedingungen zu erzielen. (3) So wird das gewünschte Verhalten attraktiver als bisherige Alternativen. Beispiele können sein:
- ÖPNV-Tickets, Dienstfahrräder und mehr gesicherte, überdachte Fahrradstellplätze direkt am Eingang, um das eigene Auto weniger attraktiv zu machen
- Regelmäßig vegetarische oder vegane Gerichte günstiger in der Kantine anbieten
- Bei Kaffeeautomaten oder in der Kantine: Getränke in eigenen oder Mehrweg-Bechern vergünstigt anbieten
- BahnCards, die auch privat genutzt werden dürfen, um Dienstreisen weniger mit dem Auto zu absolvieren
- Gute digitale Infrastruktur und mobile Arbeitsmodelle, um Fahrtwege & -zeiten zu reduzieren und eine gute Work-Life-Balance zu ermöglichen
- Ehrenamtliche Arbeit der Angestellten fördern, zum Beispiel durch Freistellung
- Bei Buffets den Fleischanteil verringern, vermehrt vegetarische oder vegane Gerichte anbieten
Der Kreativität sind hierbei keine Grenzen gesetzt und das Sammeln von neuen Ideen kann in einer Organisation regelrecht zu einem Wettbewerb werden.
Brauche ich ein bereichsübergreifendes Nachhaltigkeits-Netzwerk?
Ziel eines solchen Netzwerkes es, eine überschaubare Gruppe aus (freiwilligen) Mitarbeitenden aller Bereiche zusammenzustellen, die unverbindlich und unbürokratisch erste Ideen skizzieren.
Hierdurch werden vielerlei Vorteile ermöglicht:
• Synergien durch bereichsübergreifenden Austausch und Lösungen
• Geschwindigkeit, da übliche Entscheidungswege entfallen & veränderte Rahmenbedingungen schneller adaptiert werden können
• Integration vieler Mitarbeitenden durch Multiplikatorinnen sowie Multiplikatoren & ganzheitliche Ansätze
Besonders am Anfang der Nachhaltigkeitstransformation ist eine solche Community hilfreich, denn meist bestehen noch keine Strukturen, die gezielt Nachhaltigkeitsthemen vorantreiben. Die Multiplikatorinnen und Multiplikatoren können auf diese Weise sehr niederschwellig erste Ideen und Maßnahmen starten, für das Thema sensibilisieren und Vorschläge für eben jene Strukturen erarbeiten.
Ziel eines solchen Netzwerkes es, eine überschaubare Gruppe aus (freiwilligen) Mitarbeitenden aller Bereiche zusammenzustellen, die unverbindlich und unbürokratisch erste Ideen skizzieren.
Hierdurch werden vielerlei Vorteile ermöglicht:
• Synergien durch bereichsübergreifenden Austausch und Lösungen
• Geschwindigkeit, da übliche Entscheidungswege entfallen & veränderte Rahmenbedingungen schneller adaptiert werden können
• Integration vieler Mitarbeitenden durch Multiplikatorinnen sowie Multiplikatoren & ganzheitliche Ansätze
Besonders am Anfang der Nachhaltigkeitstransformation ist eine solche Community hilfreich, denn meist bestehen noch keine Strukturen, die gezielt Nachhaltigkeitsthemen vorantreiben. Die Multiplikatorinnen und Multiplikatoren können auf diese Weise sehr niederschwellig erste Ideen und Maßnahmen starten, für das Thema sensibilisieren und Vorschläge für eben jene Strukturen erarbeiten.
Sollten Ihnen die vielen anderen Themen auf Ihrem Schreibtisch noch immer Sorgen machen: Es geht nicht um Perfektion (mal abgesehen von gesetzlichen Vorgaben), sondern um die ehrliche Auseinandersetzung mit nachhaltigen Möglichkeiten in Ihrer Organisation.
Los geht’s!
Also wie, wo und wann anfangen? Mit dem letzten Artikel haben wir aufgezeigt, warum für Ihr Unternehmen das Thema Nachhaltigkeitsmanagement wichtig ist. Wann ist also schonmal klar: jetzt.
Und wo? Da alle Bereiche einen Teil beitragen können und müssen, sollte es auch überall in Ihrem Unternehmen angegangen werden.
Wie? Fangen Sie klein an und beziehen Sie so viele Mitarbeitende wie möglich ein. Vielleicht über das bereits bestehende Ideenmanagement oder den Start eines unverbindlichen Nachhaltigkeits-Netzwerks. Auch kleinere Pilotprojekte und der Austausch mit anderen unterstützen das gemeinsame Lernen und bringen so großen Nutzen für die ganze Organisation.
Ausblick
In den kommenden Artikeln nehmen wir Sie weiter mit auf den Weg zu Ihrem eigenen Nachhaltigkeitsmanagement:
- Wie geht das eigentlich mit dieser Wesentlichkeitsanalyse?
- Change Management als Rahmenbedingung für die Nachhaltigkeitstransformation?
- Wie komme ich zu unserem eigenen Nachhaltigkeitsbericht?
- und vieles mehr
Initiiert von:
Dr. Julia Norden, AGIMUS GmbH Umweltgutachterorganisation & Beratungsgesellschaft;
Sabine Sternberg, Jenko Sternberg Design GmbH und Anna-Careen Urban, pionira GmbH
Dr. Julia Norden, AGIMUS GmbH Umweltgutachterorganisation & Beratungsgesellschaft;
Sabine Sternberg, Jenko Sternberg Design GmbH und Anna-Careen Urban, pionira GmbH
Quellen:
Zu 1: BMAS-Lieferkettengesetz
Zu 2: Brudermann, T. (2022). Die Kunst der Ausrede. München: oekonom.
Zu 3: Nudging (Psychologie) – PSYLEX
Zu 1: BMAS-Lieferkettengesetz
Zu 2: Brudermann, T. (2022). Die Kunst der Ausrede. München: oekonom.
Zu 3: Nudging (Psychologie) – PSYLEX