08.11.2023

Lichtenfelser Wirtschaft enorm unter Druck

Trendauswertung IHK-Gremium Lichtenfels

Die Unternehmen aus der Wirtschaftsregion Lichtenfels stehen zu Beginn des Winterhalbjahres enorm unter Druck, so die Kernaussage der Konjunkturumfrage der IHK für Oberfranken Bayreuth. Der Konjunkturklimaindex für Lichtenfels sackt um 22 Zähler auf sehr schwache 77 Punkte ab.

Die aktuelle Geschäftslage am Obermain trübt sich im Herbst ein. Nur noch 20 Prozent der befragten Unternehmen berichten von einer guten, aber 32 Prozent von einer schlechten Geschäftslage. Damit hat sich der Anteil der negativen Meldungen im Vergleich zum Frühjahr verdoppelt. Ursache für diese Einschätzung sind das rückläufige Auftragsvolumen im In- und Ausland; nur zehn Prozent der Firmen verzeichnen ein Plus, 60 Prozent dagegen ein Minus. "Die konjunkturelle Situation spitzt sich zu. Das kommt ein Stück weit mit Ansage. Die Politik in Brüssel, Berlin und München muss die dringenden Themen jetzt angehen und darf sie nicht auf die lange Bank schieben", so Wilhelm Wasikowski, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK-Gremiums Lichtenfels.

Konsumgüterhersteller enorm unter Druck

"Aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen scheut der Endverbraucher die Anschaffung langfristiger Konsumgüter. Das bekommen auch die beiden für den Landkreis wichtigen Branchen wie die Polstermöbelindustrie und die Kfz-Zulieferer mehr als deutlich zu spüren", macht Wasikowski deutlich.

Der Polstermöbelverband spricht von einem Auftragsrückgang von 10 Prozent in den ersten sieben Monaten dieses Jahres. Diese Nachfrageschwäche trifft auf eine Zeit, in der die Kosten für die Hersteller spürbar gestiegen sind. So lagen die Preise für Holzwaren laut Statistischem Bundesamt im September 2023 31 Prozent höher als im September 2020, bei Furnier- und Sperrholz lag die Preissteigerung sogar bei 38 Prozent. Wasikowski: "Die Insolvenzen der vergangenen Jahre sprechen eine deutliche Sprache."

Die Zahl der Kfz-Zulassungen bis September ist 2023 gegenüber 2022 zwar um 14,5 Prozent gestiegen, hat aber immer noch den Einbruch von 23 Prozent von 2022 gegenüber 2019 zu verkraften. Hier kommt erschwerend dazu, dass es während der Corona-Pandemie zu erheblichen Lieferengpässen gekommen ist und dass sich die Branche mitten in der Transformation befindet - weg vom Verbrenner, hin zum Elektroantrieb.

Konjunkturerwartungen im Sinkflug

Immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmen blicken pessimistisch auf die kommenden Monate. 46 Prozent der Unternehmen, fast doppelt wie im Frühjahr, rechnen dagegen mit einer Negativentwicklung. Unverändert rund 14 Prozent erwarten einen Aufwärtstrend. Dieser regelrechte Absturz zeigt sich auch deutlich in der rückläufigen Auftragsentwicklung und der sinkenden Kapazitätsauslastung in den kommenden sechs Monaten. Nicht weniger als 40 Prozent der Befragten rechnen mit einer geringeren Kapazitätsauslastung als im vergangenen Halbjahr.

"Viele Unternehmen blicken pessimistisch auf das Winterhalbjahr. Steigende Zinsen, eine fehlende Konsumlaune, eine schwache Inlandsnachfrage und ein nur noch lauwarmer Auslandsmarkt nehmen die Wirtschaft regelrecht in die Zange. Unseren Unternehmen fehlt immer mehr die politische Rückendeckung, vor allem wenn ich an den Bürokratieabbau oder die Energiepolitik denke", so Wasikowski. "Bei den Standortfaktoren fällt Deutschland im internationalen Vergleich immer mehr zurück. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf den Landkreis Lichtenfels."

Unternehmen wollen weniger investieren

Diese Entwicklung bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Investitionen und die weitere Beschäftigtenentwicklung. In beiden Fällen rechnen die betroffenen Unternehmen mit einer rückläufigen Entwicklung.

Bürokratie und Kostenbelastung nehmen Unternehmen in die Zange

"Eine überbordende Bürokratie, eine im internationalen Vergleich zu hohe Steuerlast, dazu exorbitant hohe Energiekosten setzen die Unternehmen unter Druck", warnt der IHK-Gremiumsvorsitzende. "Uns fehlt das Fundament für ein nachhaltiges Wachstum."