14.02.2025
Lichtenfelser Wirtschaft mit Auftragseinbruch
Trendauswertung IHK-Gremium Lichtenfels
Zu Jahresbeginn kühlt sich die wirtschaftliche Situation im Landkreis Lichtenfels merklich ab. Laut Konjunkturbefragung der IHK für Oberfranken Bayreuth geben sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen nach. Die Erwartungen für das laufende Jahr sind trüb. Der Konjunkturklimaindex sinkt um neun Zähler und beträgt nun 87 Punkte.
Die Bewertung der aktuellen Geschäftslage lässt zu Jahresbeginn spürbar nach. Der Anteil der Unternehmen mit positiver Geschäftslage sinkt gegenüber dem Herbst von 28 auf 23 Prozent, der Anteil mit negativer Beurteilung steigt dagegen von 20 auf 32 Punkte. Das Auftragsvolumen der letzten sechs Monate spiegelt die angespannte Lage wider. So berichtet über die Hälfte der Befragten von gesunkenen Aufträgen im Inland (57 Prozent). Bei der Kapazitätsauslastung halten sich positive und negative Stimmen die Waage
"In der Politik wurde der Erfolg der deutschen Industrie in den vergangenen Jahren als selbstverständlich angenommen", so Wilhelm Wasikowski, Vorsitzender des IHK-Gremiums Lichtenfels. “Aber gerade in der Industrie ist die Stimmung aufgrund der schlechten Rahmenbedingungen besonders schlecht.”
Aussichten für das Geschäftsjahr 2025 trüb
Der unternehmerische Blick auf die kommenden Monate ist mehr als verhalten. Nur 15 Prozent der befragten rechnen damit, dass sich ihre Geschäftslage in den folgenden zwölf Monaten verbessern wird, 32 Prozent prognostizieren eine Verschlechterung. Damit rutschen die Geschäftserwartungen noch tiefer in den negativen Bereich.
Investitionsplanungen im Inland und erwartete Beschäftigungsentwicklung sind auch kein Hoffnungsschimmer. Der Anteil der Unternehmen mit rückläufigen Investitionsplanungen ist im Landkreis Lichtenfels mit 35 Prozent mehr als doppelt so hoch wie der Anteil mit steigendem Investitionsvolumen (15 Prozent). Hinzu kommen 21 Prozent, die angeben, keinerlei Investitionen tätigen zu wollen. "Ohne Investitionen, vor allem in Produktinnovationen und Kapazitätserweiterungen wird es keine Trendwende zum Positiven geben", mahnt Wasikowski.
Auch bei der Beschäftigungsentwicklung überwiegt die Zahl der Unternehmen deutlich, die von einer schrumpfenden Belegschaft am Standort Lichtenfels ausgehen.
Bei politischen Entscheidungen Auswirkungen auf Wirtschaft berücksichtigen
Aus Sicht der Lichtenfelser Wirtschaft gibt es für die neu gewählte Bundesregierung nach der bevorstehenden Wahl viel zu tun. Wasikowski fasst die zentralen Forderungen der Lichtenfelser Wirtschaft zusammen: "Wir brauchen wirksame Wachstumsimpulse, eine verlässliche Energieversorgung und einen starken EU-Binnenmarkt. Um dem demografischen Wandel begegnen zu können, benötigen wir außerdem genügend Arbeitskräfte. Bei der Digitalisierung muss das Tempo deutlich angezogen werden. Das funktioniert alles nicht ohne einen deutlichen Abbau der Bürokratie und Planungssicherheit sowie ein faires und praktikables Steuersystem."
Wasikowski appelliert an die Politik, endlich den Ernst der Lage zu erkennen. “Ein erster Schritt wäre es, dass in Brüssel, Berlin, München und auch vor Ort bei allen politischen Entscheidungen die Auswirkungen auf die Wirtschaft betrachtet werden müssen!”
Einbeziehung der Wirtschaft in Gesetzgebungsverfahren
Für Wasikowski muss die Einbindung der Wirtschaft aber bereits vorher erfolgen: "Wenn es um Entscheidungen geht, die die Wirtschaft betreffen, ist es unbedingt erforderlich, die Wirtschaft so frühzeitig als möglich einzubinden. Ein solcher Praxischeck im Vorfeld kann viel unnötige Bürokratie vermeiden, egal ob auf EU-, Bundes-, Landes oder kommunaler Ebene."