06.05.2025

Damoklesschwert Betriebsübergabe: Ziele setzen und Zeithorizonte klären

Best-Practice-Beispiele beim IHK-Nachfolgetag

28 Prozent der Unternehmen in Deutschland erwägen die Schließung, wenn sie keinen geeigneten Nachfolger finden. Eine echte Herausforderung, findet Jörg Lichtenegger, Vorsitzender des IHK-Gremiums Bayreuth beim Nachfolgetag der IHK für Oberfranken Bayreuth. Nachfolge könne aber auch ein spannender Einstieg ins Berufsleben sein, so Lichtenegger.

Von ihren persönlichen Nachfolgeerfahrungen berichteten Alban Steingraeber, der seit 2023 zusammen mit seiner Schwester an der Spitze der Pianomanufaktur Steingraeber steht, und Julian Schmitt, der das Traditionsgasthaus Sudpfanne übernommen hatte und die Gastronomie nach einem verheerenden Brand derzeit als “Phönix by Sudpfanne“ an anderer Stelle weiterführt. Beide sprechen von einem Spezialfall, denn in beiden Fällen hätten Emotionen eine große Rolle gespielt.

Alban Steingraeber führt das Unternehmen mittlerweile in siebter Generation. Obwohl der renommierte Klavierbauer “deutlich unter 50 Beschäftigte“ hat, säßen die Kunden auf der ganzen Welt. Da müsse er schon mal zur Musikmesse nach Los Angeles oder zu Gesprächen mit einer Firma in China. Vater Udo Schmidt-Steingraeber freut sich über einen erfolgreichen Übergabeprozess innerhalb der Familie und hat einen Tipp für alle, die mit dem Gedanken spielen, ihr Unternehmen innerhalb der Familie zu übergeben: “Um ein böses Erwachen zu vermeiden, sollte man auf jeden Fall die negativen Seiten des Unternehmens darstellen.“ Und man sollte jede Form des Zwangs vermeiden. Dann könne die Übergabe funktionieren.

Im Familienbetrieb sei eine solche Übergabe zunächst einmal immer schwierig, so Julian Schmitt. Er habe seine Lehre zum Koch auswärts gemacht und sei dann zurückgekehrt, weil Not am Mann war. Den Übergang habe man bewusst gar nicht groß publik gemacht. Das Positive für ihn am elterlichen Betrieb, in dem Vater und Mutter noch immer mitmachen: “Man kann sich auch mal Fehler erlauben. Und ganz wichtig: die Familie hält zusammen.“

IHK rät: Klare Verhältnisse schaffen

Wertvolle Tipps, wie eine Übergabe reibungslos funktionieren kann, gab auch Michael Wunder, IHK-Referent für Unternehmensförderung: “Ziele setzen, einen Zeithorizont festlegen und die eigene Erwartung klären.“ Wunder rief die Unternehmerinnen und Unternehmer dazu auf, sich rechtzeitig Gedanken zu machen und klare Verhältnisse zu schaffen. Unklare Verhältnisse, zum Beispiel bei Familienübergaben, gehörten zu den häufigsten Gründen für das Scheitern der Nachfolge. “Wenn man es richtig machen will, dann fängt man zehn Jahre vorher an, sich mit dem Thema zu beschäftigen“, so der Referent. Er gab auch zu bedenken, dass es aktuell viel mehr Betriebsinhaber gibt, die abgeben wollen, als potenzielle Interessenten.

Zudem informierte der IHK-Referent über aktuelle Nachfolgezahlen: 50 Prozent der Betriebe würden an Externe übergeben, 33 Prozent an Familienmitglieder, die restlichen 17 Prozent an Mitarbeiter. Die IHK könne dabei erste Anlaufstelle sein. “Wir können mit Erstauskünften weiterhelfen und innerhalb unseres Netzwerks vermitteln“, so Nadine Siegemund, ebenfalls IHK-Referentin für Unternehmensförderung. Für Nachfolgegespräche werde man allerdings an Experten wie Rechtsanwälten, Steuerberatern oder Notaren nicht vorbeikommen. Auch Siegemund legte den Unternehmern ans Herz, sich rechtzeitig um die Nachfolge zu kümmern: “So ab 50 sollte man sich schon Gedanken machen.“

Damoklesschwert Betriebsübergabe

Landtagsabgeordneter Franc Dierl (CSU) bezeichnete eine nicht gesicherte Betriebsübergabe als Damoklesschwert für jedes Unternehmen. Er sagte zu, sich für pragmatische, einfachere Lösungen einzusetzen, um wieder eine Aufbruchstimmung zu erzeugen. “Wir müssen junge Leute motivieren und ihnen sagen, wie großartig es ist, Unternehmer zu sein“, so Franc Dierl. Wichtig sei vor allem wieder mehr Verlässlichkeit bei den politischen Rahmenbedingungen. Der Abgeordnete zeigte sich zuversichtlich, dass es in der Region starke Kräfte dafür gebe.