19.02.2025

Elementarer Baustein der dualen Berufsausbildung

IHK-Spitze informiert sich im Beruflichen Schulzentrum Selb

Mit dem Image der Berufsschulen steht es in der Öffentlichkeit nicht immer zum Besten. Völlig zu Unrecht, wie IHK-Vertreter mit Präsidenten Dr. Michael Waasner an der Spitze beim Besuch des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums für Produktdesign und Prüftechnik (BSZ) in Selb feststellen konnten.

"Das BSZ ist eine hochspezialisierte, attraktive und top-modern ausgestattete Einrichtung, die Schülerinnen und Schüler aus dem gesamten Bundesgebiet in den Landkreis Wunsiedel lockt. Damit steht die Schule beispielgebend für viele Berufliche Schulzentren in Oberfranken, ohne die das duale System der beruflichen Bildung nicht funktionsfähig wäre", so Dr. Waasner, der von Michael von Hertell (Berufsbildungsausschuss), Rolf Brilla (IHK-Gremium Marktredwitz/Selb), IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm und Bernd Rehorz (IHK-Leiter Berufliche Bildung) begleitet wurde.

“Die Praxis spielt bei uns eine große Rolle“, betont Schulleiterin Dr. Grit Mende. Auch wenn die Schule vergleichsweise klein sei, so habe sie doch aufgrund ihrer hohen Spezialisierung ein echtes Alleinstellungsmerkmal.

Viele Unternehmen benötigten beispielsweise Physiklaboranten, etwa in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, so der dafür zuständige Haiko Brem. Bundesweit gebe es nur wenige Berufsschulstandorte dafür. Die Schüler kommen aus ganz Deutschland, der Unterricht erfolgt in einer Blockbeschulung: zwei Wochen in Selb, vier Wochen im jeweiligen Betrieb. Bundesweit gebe es aktuell rund 60 Unternehmen, die ihre Physiklaboranten im BSZ beschulen lassen, in Selb sind derzeit 25 Schüler in einem Jahrgang, von denen jeweils rund ein Drittel die Realschule, das Gymnasium oder ein Studium absolviert hat.

Produktdesign: Ideen zielgerichtet in reale Produkte verwandeln

In der eigenen Mobilitätsabteilung der Fachschule für Produktdesign arbeitet das BSZ eng mit der Automobilindustrie zusammen, auch wenn es eigentlich um alle Produkte des täglichen Lebens gehe. "Design" beschreiben die Verantwortlichen als komplexen Prozess, den es auch theoretisch zu durchdringen gilt. "Nur die Kenntnis der Wirkung von Bild- und Formensprache und die Beherrschung der technischen Mittel ermöglichen es, Ideen zielgerichtet in reale Produkte zu verwandeln", erläutert Dr. Mende. "Damit ist die Fachschule heute ein international angesehenes Zentrum für innovative Produktgestaltung, Industriedesign und Designmodellbau."

Das Lehrerkollegium umfasst rund 60 Personen, so Dr. Mende. Während die Schülerzahlen etwa bei den Chemielaboranten mit aktuell 45 Auszubildenden aus Oberfranken und bei den Physiklaboranten mit 80 Auszubildenden aus ganz Deutschland konstant seien, könnten es im Bereich "Prüftechnik Keramik" mit derzeit zehn und "Industriekeramik" mit derzeit 25 Auszubildenden jeweils aus ganz Deutschland schon noch mehr sein.

Hohe finanzielle Belastung für kommunale Sachaufwandsträger

“Das BSZ Selb steht für eine hochwertige Ausbildung und auch das Umfeld passt“, zeigt sich Dr. Waasner überzeugt. Mit finanziellen Mitteln, aber auch mit viel Fantasie, sei am BSZ viel realisiert worden, um Möglichkeiten für die Schüler zu schaffen, die so nicht jeder Betrieb bieten könne. Allein die Laborausstattung gehe in die Millionen. Diese Ausstattung stellt für die kommunalen Sachaufwandsträger eine erhebliche finanzielle Herausforderung dar. In Selb setzt man auf die Zukunft. Noch in diesem Jahr soll mit Unterstützung des Freistaats Bayern der Startschuss für den Neubau eines Designstudios mit Werkstätten und Atelier erfolgen.

Hervorgegangen war das Berufliche Schulzentrum aus dem Berufsbildungszentrum für Keramik. Es bildet das organisatorische Dach über mehrere Schulen mit unterschiedlichen Eingangsvoraussetzungen und unterschiedlichen Abschlussqualifikationen. Dazu gehören die Staatliche Berufsfachschule und Fachschule für Produktdesign, die jeweils staatlichen Fachschulen für Steintechnik und Gestaltung sowie für Werkstoff- und Prüftechnik und die Berufsschule für Baustoffprüfer, Chemielaboranten, Industriekeramiker, Physiklaboranten, Prüftechnologen Keramik, Steinmetze und Steinbildhauer sowie Werkstoffprüfer.