06.05.2025
Oberfrankens wirtschaftliche Lage bleibt angespannt
IHK für Oberfranken Bayreuth fordert klare politische Signale
Während die aktuelle Geschäftslage durch die Mitgliedsunternehmen der IHK für Oberfranken Bayreuth in der jüngsten Konjunkturbefragung etwas schlechter beurteilt wird als zur Jahreswende, fallen die Geschäftserwartungen für die kommenden 12 Monate geringfügig optimistischer aus. Der IHK-Konjunkturklimaindex steigt um drei auf 96 Punkte. "Die oberfränkische Wirtschaft steckt noch im Stimmungstief fest", so Dr. Michael Waasner, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth.
"Die oberfränkische Wirtschaft befindet sich weiter in einer angespannten Lage", macht Dr. Waasner deutlich. "Geopolitische Spannungen, der Zollstreit mit den USA und innenpolitische Unsicherheiten belasten unsere Unternehmen stark." Vor diesem Hintergrund gibt die Bewertung der aktuellen Geschäftslage in der Konjunkturbefragung der IHK für Oberfranken Bayreuth zum zweiten Mal in Folge leicht nach. 25 Prozent der befragten Unternehmen im Kammerbezirk bewerten im Frühjahr ihre aktuelle Geschäftslage positiv, aber 30 Prozent negativ. Besonders schwierig ist die Lage derzeit im Großhandel, aber auch in der Industrie und im Tourismus. Im Baugewerbe und bei den Dienstleistern sieht es etwas besser aus. Im Einzelhandel halten sich positive und negative Einschätzungen die Waage.
Weniger Aufträge und sinkende Umsätze
Fast die Hälfte der Unternehmen berichtet von sinkenden Umsätzen im Inland, nur ein knappes Fünftel gibt einen gestiegenen Umsatz zu Protokoll (19 Prozent). Insbesondere die Lage im Großhandel gibt weiter nach, der Saldo liegt inzwischen bei -64 Punkten. Auch die Auftragslage im Ausland hat auf allen Märkten nachgelassen, besonders stark in der Region Russland-Osteuropa-Türkei sowie in Nordamerika.
Zudem gibt gut jedes dritte Unternehmen eine unzureichende Auslastung an. Noch am besten ist die Situation im Dienstleistungssektor.
Allgemeine Erwartungen verbessert, doch weitere Aussichten trüb
Die Geschäftserwartungen für die folgenden zwölf Monate hellen sich leicht auf, bleiben im Saldo aber leicht negativ. 21 Prozent der Befragten rechnen mit einer Belebung, 24 Prozent erwarten eine nachlassende Geschäftslage. Im Baugewerbe, im Dienstleistungssektor und im Tourismus überwiegt zum Start in den Sommer leichter Optimismus.
"Seit dem Frühjahr 2020 fiel der Saldo bei den Erwartungen kaum einmal positiv aus. Eine so lange Phase mit überwiegend negativen Erwartungen haben die Mitgliedsunternehmen der IHK für Oberfranken Bayreuth in den vergangenen 30 Jahren zuvor kein einziges Mal erlebt", macht IHK-Konjunkturreferentin Dr. Sabine Ebensperger den Ernst der Lage deutlich.
Die Rahmenbedingungen bleiben schwierig. So rechnen die Unternehmen in allen Wirtschaftszweigen – vor allem aber im Großhandel - mit einem nachlassenden Inlandsumsatz. Auch der Blick aufs Ausland fällt nicht besser aus: Positive Impulse, die zu Jahresbeginn noch für die USA erwartet wurden, sind verpufft – dem Zollkonflikt sei Dank. Dr. Waasner: „Das kann man wohl als Trump-Effekt bezeichnen.“
Weniger Investitionen, rückläufige Beschäftigtenzahl
Insgesamt zeigen sich die Unternehmen bei den Planungen für die folgenden zwölf Monate weiter zurückhaltend. Nur wenige Betriebe (17 Prozent) wollen ihre Inlandsinvestitionen erhöhen, etliche planen Kürzungen (26 Prozent). Ein Viertel der Befragten plant keinerlei Investitionen. Ersatzbeschaffungen bleiben das Hauptmotiv bei den Investitionen (66 Prozent). Immerhin lösen Produktinnovationen (32 Prozent) geplante Rationalisierungen (31 Prozent) wieder als zweitwichtigstes Investitionsmotiv ab. Auch bei der Beschäftigung rechnen die Unternehmen eher mit einem Rückgang (24 Prozent) als mit einem Anstieg (11 Prozent). Einen Sonderfall stellt die Dienstleistungsbranche dar, die sowohl bei den Inlandsinvestitionen als auch bei den Beschäftigtenplanungen mit gleichbleibenden Werten kalkuliert.
Angesichts der verhaltenen Aussichten für die folgenden zwölf Monate lässt die positivere Grundstimmung der oberfränkischen Wirtschaft einen gewissen Zweckoptimismus vermuten. Dr. Waasner: “Dieser beruht wohl zum Teil auf der Hoffnung auf einen klaren wirtschaftspolitischen Kurs der neuen Bundesregierung, auf positive Impulse durch das angekündigte Investitionspaket und auf eine Beilegung des Zollkonfliktes mit den USA.”
Aktuelle Unsicherheiten bei Unternehmen immens
Dass die aktuelle Situation für viele Unternehmen von großen Unsicherheiten und Risiken geprägt ist, verdeutlicht ein Blick auf die Einschätzung der größten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen. Die Energie- und Rohstoffpreise werden zwar immer noch als großes Risiko angesehen (54 Prozent), wurden mittlerweile aber von den Sorgen um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (66 Prozent), die Inlandsnachfrage (64 Prozent) und die Arbeitskosten (60 Prozent) als größte Risiken abgelöst.
"Viele Probleme in Deutschland sind hausgemacht. Deshalb ist es für die oberfränkischen Unternehmen von entscheidender Bedeutung, dass von der neuen Bundesregierung zeitnah positive wirtschaftspolitische Signale ausgehen. Von ihr erhoffen sich unsere Mitglieder vor allem mehr Vertrauen in das Unternehmertum, dazu größere Planungssicherheit, weniger Bürokratie, eine geringere Steuer- und Abgabenlast sowie wettbewerbsfähige Energiekosten", so Dr. Waasner. "Nur so kann die oberfränkische Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen."