28.01.2025

Oberfränkische Wirtschaft weiter im Krisenmodus

Konjunkturbefragung der IHK für Oberfranken Bayreuth: Kaum Lichtblicke

Die Schwächephase der oberfränkischen Wirtschaft hält an: Die Beurteilung der Geschäftslage rutscht in den negativen Bereich, die Erwartungen sind weiter pessimistisch, die Beschäftigtenprognosen unverändert negativ, die dringend benötigten Investitionsimpulse lassen auf sich warten – so die zentralen Aussagen der aktuellen Konjunkturbefragung der IHK für Oberfranken Bayreuth. Der IHK-Konjunkturklimaindex sinkt um zwei auf 93 Punkte.

25 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage positiv, 27 Prozent negativ – erstmals seit Jahren fällt der Saldo leicht negativ aus. Besonders schlecht ist die Stimmung in Industrie, Großhandel und Tourismus. Binnen- und Auslandsnachfrage sind gleichermaßen betroffen. „Die Standortbedingungen haben sich in den vergangenen Jahren fortlaufend verschlechtert. Das betrifft nahezu alle Kostenfaktoren wie Material- und Energiepreise, Arbeitskosten und Finanzierungskonditionen, aber auch Bürokratie und fehlende Planungssicherheit“, so Dr. Michael Waasner, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth. IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm macht deutlich: „Unternehmen und Verbraucher fragen sich, wie Politik und Gesellschaft die immensen Herausforderungen in unserem Staat und weltweit lösen wollen. Das führt auf breiter Basis zu einer Unsicherheit, die Entwicklungen und Investitionen in Unternehmen hemmt und zu Kaufzurückhaltung bei den Konsumenten führt. Diese Unsicherheit muss überwunden werden.“

Ausblick der Unternehmen auf das kommende Geschäftsjahr verhalten

Unverändert trüb sind die Geschäftserwartungen der oberfränkischen Unternehmen für die kommenden zwölf Monate: 15 Prozent rechnen mit einer Verbesserung, satte 27 Prozent mit einer Verschlechterung. Während die Unternehmen bei der Binnennachfrage weiter mit schwerer See rechnen, stabilisiert sich die Auslandsnachfrage, vor allem durch Impulse im Raum Asien und Pazifik (ohne China) sowie eine gefestigte Nachfrage aus Nordamerika. „Im Inland ist kaum Wachstum zu erwarten. Viele Unternehmen haben daher restriktive Pläne für Personal und Investitionen. Dazu kommt der stärker werdende Wettbewerb mit China und den USA, wo die Weichen in Richtung Wirtschaftswachstum gestellt wurden“, erläutert Dr. Michael Waasner. „Sollte US-Präsident Donald Trump wie angekündigt auf europäische Importe Zölle von bis zu 20 Prozent erheben, wird das über kurz oder lang insbesondere unsere exportintensive Industrie treffen.“

Weiterhin mit spürbarem Beschäftigtenabbau zu rechnen

Diese schwierigen Rahmenbedingungen ziehen weiterhin eine negative Beschäftigtenentwicklung nach sich. Immer seltener ist der Fachkräftemangel die Ursache. Im Herbst gaben zwei Drittel der Unternehmen als Ursache für die erwartete Beschäftigtenentwicklung einen geplanten Personalabbau an und das restliche Drittel offene Stellen, die nicht nachbesetzt werden können. Inzwischen ist in 72 Prozent aller Fälle ein bevorstehender Personalabbau die Ursache für den negativen Beschäftigungstrend.

Im Inland nur wenige Zukunftsinvestitionen

Nicht überraschend, dass angesichts dieser Rahmenbedingungen ein Viertel der befragten Unternehmen das Investitionsvolumen zurückfahren will und nur 17 Prozent mehr investieren wollen. Zwei Drittel der Unternehmen wollen dabei in Ersatzbeschaffungen investieren und ein Drittel in Rationalisierungen (33 Prozent). Investitionen in Produktinnovationen und Kapazitätserweiterungen spielen weiterhin nur eine untergeordnete Rolle. 22 Prozent der Unternehmen planen keinerlei Investitionen.

Bei den Unternehmen, die im Ausland investieren, sind Produktinnovationen, Kapazitätserweiterungen und wie im Inland Ersatzbeschaffungen die Hauptmotive. „Immer mehr Unternehmen mit geplanten Auslandsinvestitionen geben inzwischen eine Teilverlagerung als Ursache an. Diese wachsenden Abflüsse deuten zunehmend auf eine Deindustrialisierung hin“, so Brehm. Vor allem soll dabei in der Eurozone sowie in Nordamerika und in China investiert werden.

Konjunkturklimaindex so schwach wie zuletzt vor über 20 Jahren

Aufgrund der rückläufigen Lagebeurteilung sinkt der IHK-Konjunkturklimaindex um weitere zwei Punkte auf einen Wert von 93. Damit wird die Wachstumsschwelle von 100 Punkten das fünfte Mal in Folge unterschritten. So lange unterhalb dieser Marke bewegte sich der Index zuletzt in den Jahren 2001 bis 2003. „Damals wurde mit umfassenden Reformen reagiert“, so Dr. Waasner. „Heute sind wir in einer ähnlich verfahrenen Situation – wir befinden uns vor den schwierigsten wirtschaftlichen Herausforderungen seit Generationen. Ein robustes Wirtschaftswachstum ist mittelfristig ohne umfassende Reformen nicht zu erreichen.“

Das bestätigt auch ein Blick auf die aus Sicht der Unternehmen größten Risiken: die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (mit 63 Prozent der Nennungen seit einem Jahr auf einem Allzeithoch), die geringe Inlandsnachfrage, die hohen Energiepreise und die Arbeitskosten.

Hausaufgaben für die neue Bundesregierung

„Und gerade dort, bei den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, muss die neue Bundesregierung ansetzen. Weniger Bürokratie, mehr Planungssicherheit, niedrigere Steuern, wettbewerbsfähige Energiepreise und eine leistungsfähige Infrastruktur sind das Gebot der Stunde“, so Dr. Waasner. „Nur so bekommen wir den Wirtschaftsstandort wieder flott.“

„Die von immer mehr Unternehmen beklagte Überbürokratisierung ist dabei Ausdruck eines überzogenen Lenkungswillens des Staates und eines Selbstverständnisses einer Verwaltung, der es an Anreizen fehlt, nach Effizienzkriterien zu handeln“, mahnt Brehm. „Wir benötigen in Deutschland wieder mehr Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft statt in die lenkende Hand des Staates.“