27.03.2025
Kaum Lichtblicke im internationalen Geschäft
Oberfränkische Unternehmen beklagen immer mehr Handelshemmnisse
Über die Hälfte ihres Gesamtumsatzes erwirtschaften oberfränkische Industrieunternehmen im Ausland. Doch das internationale Geschäft wird immer schwieriger, so eine aktuelle Umfrage der IHK für Oberfranken Bayreuth. Rund 60 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie zunehmend Handelshemmnisse im internationalen Geschäft wahrnehmen.
"Die Stimmung bei unseren Exporteuren ist gedämpft", macht Dr. Johanna Horzetzky deutlich, Leiterin der Stabsstelle International bei der IHK für Oberfranken Bayreuth. Nur wenige Märkte sorgen – so die Ergebnisse der aktuellen "Going International"-Umfrage, derzeit für Zufriedenheit. Kanada ist einer davon, spielt aber für Oberfranken nur eine untergeordnete Rolle. Wichtige Handelspartner wie Großbritannien, die Türkei und China bereiten dagegen Sorgen. In den USA, dem zweitwichtigsten Markt nach der EU, ist die Lage durchwachsen.
Kaum Entspannung erwartet
Auch für die kommenden Monate erwarten die international agierenden Unternehmen keine Entspannung. "Die Unternehmen rechnen vor allem mit Dämpfern beim Export in die beiden wichtigsten Abnehmerregionen nach der EU, in die USA und nach China. Aber auch bei den Exporten nach Mexiko überwiegt Pessimismus", macht Dr. Horzetzky deutlich. Das sei zweifellos ein indirekter Effekt der aktuellen Zollpolitik des US-Präsidenten Donald Trump. "Von der robust wachsenden Weltwirtschaft kommt in Oberfranken wenig an", so Horzetzky. Laut IWF (Internationaler Währungsfonds) bleibt Deutschland Konjunktur-Schlusslicht
Bürokratie auch im grenzüberschreitenden Handel großer Bremsklotz
Zwei von drei Unternehmen sehen sich mehr Handelshemmnissen ausgesetzt als in früheren Jahren. Dabei machen den Unternehmen nicht nur die höheren Zölle zu schaffen (USA, 41 Prozent), sondern vor allem lokale Zertifizierungsanforderungen, vor allem in China, der Eurozone, Nordamerika und dem Nahen Osten (59 Prozent). Aber auch Sanktionen, verstärkte Sicherheitsanforderungen und intransparente Gesetzgebung (jeweils 41 Prozent) sind Herausforderungen für die Unternehmen..
"Die Bürokratie wächst und wächst. Das kostet Zeit, Geld und Nerven", kritisiert Dr. Horzetzky. Gerade beim Handel innerhalb der EU nehmen nationale Vorschriften zu. “Die EU wollte eigentlich den freien Warenverkehr erleichtern. Davon entfernen wir uns leider durch nationale Alleingänge immer mehr.”
Hausgemachte Probleme lösen
Hinzu kommen hausgemachte Handelshemmnisse, die immer mehr an Bedeutung gewinnen. Bei den bürokratischen Hürden fallen insbesondere die Umsetzung des Lieferketten-Sorgfaltspflichtgesetzes, des CO2-Grenzausgleichsmechanismus und der erweiterten Herstellerverantwortung (Verpackungsverordnung) ins Gewicht.
Auffällig ist auch die eher kritische Wahrnehmung der USA als Handelspartner. Drei von vier Unternehmen rechnen mit negativen Auswirkungen der US-Handelspolitik auf den transatlantischen Handel. Es gibt aber auch positive Entwicklungen: Vom Pakt mit Mercosur (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay und Venezuela) erhoffen sich die Unternehmen einen leichteren Marktzugang in die betreffenden Länder.
Klare Forderungen der IHK
"Internationale Handelshemmnisse und vor allem hausgemachte Bürokratie müssen abgebaut, klare und vor allem einheitliche Regeln geschaffen werden", fordert Dr. Horzetzky.