27.02.2022
Energiewende made in Kulmbach
Unternehmen des IHK-Gremiums Kulmbach informieren sich über Energiewende
Die Energiewende und die damit verbundenen Möglichkeiten und Risiken standen im Mittelpunkt einer Sitzung des IHK-Gremiums Kulmbach. "Nicht erst seit dem Krieg in der Ukraine und den reduzierten Gaslieferungen aus Russland steht die Energiewende im Fokus", so Harry Weiß, Vorsitzender des IHK-Gremiums Kulmbach und Vizepräsident der IHK für Oberfranken Bayreuth.
Drei Referenten beleuchten deshalb den Status Quo und die Möglichkeiten, die der Wasserstoff liefert und gehen auf die Risiken und Chancen ein. In seiner Bestandsaufnahme skizziert Markus Ruckdeschel von der Energieagentur Oberfranken den Status Quo. Er macht deutlich, dass die aktuelle Energiekrise eine fossile Energiekrise ist, befeuert durch den Ukraine-Krieg. Extreme Preissprünge bei Öl, Kraftstoffen, Strom und vor allem Gas, aber auch bei CO2-Zertifikaten waren schon in den Monaten vor dem Einmarsch in die Ukraine zu beobachten. Der Ausfall der Energielieferungen aus Russland lässt sich kurzfristig definitiv nicht über erneuerbare Energien kompensieren. Ruckdeschel: "Ein schneller Ausbau der Erneuerbaren wirkt aber mittel- und langfristig bei solchen Krisen deeskalierend."
Er macht in seiner Bestandsaufnahme aber auch deutlich, dass eine Vervielfachung des bisherigen Ausbautempos notwendig ist, um die aktuellen Ausbauziele der Bundesregierung bei den Erneuerbaren zu realisieren. "Eine bilanzielle Vollversorgung aus erneuerbaren Energien ist absolut machbar", ist sich Ruckdeschel dabei sicher. Wichtig sei aber auch die wirtschaftliche Beteiligung der Kommunen und Bürger. Ruckdeschel: "Diese darf nicht nur symbolischer Natur sein."
Genehmigungsverfahren vereinfachen
Hier knüpft IHK-Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner an: "Bei der Bewilligung von LNG-Terminals ist ganz klar der Wille zu erkennen, dass Genehmigungsverfahren vereinfacht und beschleunigt werden sollen und müssen. Eine Entbürokratisierung brauchen wir nicht nur bei den LNG-Terminals, sondern auch bei Projekten der Energiewende vor Ort."
Wasserstoff als Lösungsansatz
Einen Blick weiter in die Zukunft wirft Ingrid Flieger vom Klimaschutzmanagement des Landkreises Kulmbach. Der Landkreis ist HyStarter-Modellregion. Mit Hilfe dieses Programms sollen Akteure motiviert werden, Konzepte mit Wasserstoffbezug zu initiieren, zu planen und umzusetzen. Oberste Prämisse sei es, erneuerbare Energien direkt zu nutzen. Flieger: "Hier kommt der Wasserstoff ins Spiel." Mit Elektrolyse werde grüner Wasserstoff produziert, der dann über einen längeren Zeitraum gespeichert oder verlustfrei über größere Strecken transportiert werden kann, etwa über das vorhandene Gasnetz. Dass sich der Landkreis besonders eigne als Modellregion, ist auch auf seine Wirtschaftsstruktur, etwa die Wärmepumpenhersteller, aber auch auf die Verkehrsakademie Kulmbach zurückzuführen, die spezielle Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die Wasserstoff-Mobilität schnüren kann. Die IHK für Oberfranken Bayreuth gehört zu den Unterstützern der HyStarter-Modellregion.
Sichere Energieversorgung und Klimaneutralität erreichen
Auf die Risiken und Chancen der Energiewende geht IHK-Energiereferent Frank Lechner näher ein. Auf die Industrie entfallen derzeit rund 27 Prozent des bayerischen Erdgasverbrauchs. Hier muss dringend eine Substituierung erfolgen. Lechner: "Wasserstoff ist eine echte Alternative, steht aber kurzfristig nicht zur Verfügung."
In den vergangenen Jahren wurden etliche Windparks in der Nordsee errichtet, weitere sind im Bau oder in Planung. Er macht aber auch deutlich, dass das allein nicht reiche für eine erfolgreiche Energiewende weg von fossilen Brennstoffen. LNG-Terminals als Übergangstechnologie werden ebenso benötigt wie Windkraftwerke oder Photovoltaikanlagen und vor allem Speichermöglichkeiten auch vor Ort. Dazu müssen gesetzliche Vorgaben und lange Genehmigungsverfahren auf den Prüfstand. "Nur so lassen sich eine sichere Energieversorgung auf der einen Seite und der Weg zur Klimaneutralität auf der anderen Seite realisieren", so Lechner.