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IHK-Handelsausschuss - Zukunft von Innenstädten
Die Innenstädte und Ortszentren sowie die Einzelhandelsunternehmen unterliegen einem ständigen Wandel. Schon vor dem Ausbruch der Coronapandemie und der krisenbedingten Konsumzurückhaltung zählten die steigende Bedeutung des Onlinehandels und der Rückgang der Kundenfrequenzen in den Zentren zu den größten Herausforderungen. Daher gilt es weiterhin alle Chancen zu nutzen, die Innenstädte weiterzuentwickeln. „Waren die Innenstädte früher vor allem Handel, so profitieren sie heute von den unterschiedlichen Akteuren aus Tourismus, Gastronomie, Dienstleistungen, Kreativen und Kultur. Die Innenstadt hat sich bereits verändert – und wird sich weiterhin verändern müssen“, so Olaf Jaeschke, Vizepräsident und Vorsitzender des Handelsausschusses der IHK Braunschweig.
IHK-Vizepräsident und Ausschussvorsitzender Olaf Jaeschke (vorn links) begrüßte die Teilnehmenden der Handelsausschusssitzung am 30.06. im Kongresssaal der IHK Braunschweig.
© Anneke Reich/IHK Braunschweig
Wichtige Impulse zur zukünftigen Neuausrichtung von Innenstädten und Ortszentren lieferte Benjamin Kemper, Projektleiter bei der CIMA Beratung + Management GmbH, der den Teilnehmenden der Ausschusssitzung die Ergebnisse der „Deutschlandstudie Innenstadt“ vorstellte. Die Einkaufsmöglichkeiten stehen bei der Bewertung der Attraktivitätsfaktoren noch immer an der Spitze. Dennoch ist deren Bedeutung in den letzten Jahren gesunken. Stattdessen werden Faktoren wie Stadtgrün, Gastronomie, Sauberkeit und Aufenthaltsqualität immer wichtiger. In diesem Rahmen ist der Wunsch der Innenstadtbesuchenden nach einem sauberen und gepflegten Stadtbild mit attraktiven Orten zum Ausruhen und Verweilen sowie ausreichend öffentlichen Toiletten sehr ausgeprägt. Nach den Studienergebnissen stellen zudem Gesundheitsdienstleistungen, Behörden und Bildungseinrichtungen bedeutende Frequenzpartner des Handels dar. Im Gesamtergebnis ist festzuhalten, dass es nur ein vielfältiger Nutzungsmix ermöglicht, lebenswerte Innenstädte zu schaffen.
Gleichzeitig sind digitale Information und Online-Sichtbarkeit eine immer wichtigere Entscheidungsgrundlage für den Besuch der Innenstadt. Die Kunden wollen vorab online die Öffnungszeiten sowie die Verfügbarkeit von Waren prüfen, Artikel und Beratungstermine reservieren oder Liefer-Services nutzen. Sie planen mithilfe digitaler Tools den Besuch des nächsten Events und erwarten zugleich digitale Informationen über Parkmöglichkeiten. Bereits der Weg in die City ist von entscheidender Bedeutung – wird er als angenehm empfunden, zahlt das deutlich auf das Innenstadterlebnis ein. Anhand der Studienergebnisse wird deutlich, dass der private Pkw nach wie vor das Hauptverkehrsmittel für den Weg in die Innenstadt ist. 42 Prozent aller Befragten nutzen den Pkw, 25 Prozent den ÖPNV, 20 Prozent gehen zu Fuß und nur rund 10 Prozent nutzen das Fahrrad oder Pedelec. Differenziert nach Stadtgrößen zeigt sich erwartungsgemäß, dass mit wachsender Stadtgröße der Anteil der Pkw-Nutzung abnimmt und derjenige der ÖPNV-Nutzung zunimmt.
© Deutschlandstudie Innenstadt, CIMA Beratung + Management GmbH
Zur Sitzung des Handelsausschusses stellte Tobias Grosch, Bereichsleiter bei der Braunschweig Stadtmarketing GmbH, zudem die Markt- und Wettbewerbsanalyse „Digitale Präsenz Braunschweig 2.0“ vor, nach der die Innenstadt und die hier ansässigen Unternehmen in den letzten Jahren deutliche Fortschritte erzielt haben. Beispielsweise betreiben mittlerweile 97 Prozent der 150 betrachteten Betriebe mindestens einen Social-Media-Kanal; 2017 waren es nur 55 Prozent. Die sozialen Medien haben sich in den Unternehmen als Informations- und Vertriebskanäle fest etabliert. Die Darstellung der Innenstadt auf den Online-Medien des Braunschweiger Stadtmarketings erhalten ebenfalls gute bis sehr gute Bewertungen. Wichtig bleibt die digitale Weiterentwicklung, die es durch zunehmende Vernetzung der Innenstadtakteure und eine intensivere Verknüpfung vorhandener digitaler Projekte und Maßnahmen zu stärken gilt.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine lebendige Diskussion über einheitliche Ladenöffnungszeiten in den Städten und Gemeinden. Alle Versuche zur Einrichtung einheitlicher Ladenöffnungszeiten sind in den einzelnen Städten des IHK-Bezirks wie im gesamten Bundesgebiet ohne Erfolg geblieben. Für möglich gehalten werden lediglich Verschiebungen der Öffnungszeiten in Anlehnung an die Kundenfrequenzen. So seien gerade die Morgenstunden frequenzschwach und für Geschäfte verzichtbar. Statt einheitlicher Öffnungszeiten im Sinne einer Verlängerung in den Abendstunden, ist in den Kommunen vielmehr auf verlässliche Öffnungszeiten während frequenzstarker Tageszeiten zu achten. In diesen Zeiten soll der Einzelhandel sein gesamtes Serviceangebot bereithalten und volle Attraktivität entfalten. Aufgrund des Personalmangels fehlt ohnehin das Personal für eine Ausweitung der Ladenöffnungszeiten – für den Einzelhandel ist schon aus diesem Grund eine vollkommene Flexibilität bei der Ausgestaltung der Öffnungszeiten unabdingbar. Meist informieren sich die Kunden vorab online über die Öffnung der Geschäfte, wodurch eine Vereinheitlichung von Ladenöffnungszeiten in den Kommunen ohnehin an Bedeutung verloren hat.
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