Olaf Lies macht Mut auf der Steinbergalm
Herausragenden Persönlichkeiten aus der Großregion Braunschweig-Wolfsburg ein Forum geben, das ist der Anspruch der Steinberg-Dialoge seit 2013. Organisator Martin Burghartz und Alm-Wirt Burkhard Rösner riefen am Dienstag zur 50. Auflage dieses Formats für Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. „Herausragend“ war das buchstäblich – nicht nur die Aussicht von der Alm hinunter auf Goslar, sondern auch die Bühne für die geladenen Persönlichkeiten: der Ministerpräsident auf rustikalem Holzbalkon gemeinsam mit vier Oberbürgermeistern aus der Region.
Auf der Steinbergalm ging der niedersächsische Regierungschef Olaf Lies am Dienstagabend mit Goslars Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner (SPD), Dr. Thorsten Kornblum (SPD) aus Braunschweig, Dennis Weilmann (CDU) aus Wolfsburg und Frank Klingebiel (CDU) aus Salzgitter in den Dialog. Zur Feier des Tages stieg als Moderator noch ein weiterer (Ex-)OB unters Dach der Alm: der frühere Braunschweiger Rathauschef Ulrich Markurth (SPD).
„Hier werden Wahlen gewonnen“
Ein Streitgespräch war das nicht, was die rund 220 geladenen Gäste erlebten. Es waren Ansprachen und Wünsche, Erwartungen, die aber eines untermauerten: Von Braunschweig bis zum Oberharz, von Wolfsburg bis Salzgitter „fließen die meisten Steuereinnahmen in den Maschsee. Hier werden Wahlen gewonnen oder verloren“, meinte Burghartz zum Auftakt launig.
Mobilität, Recycling, Wasserstoff und grüner Stahl
„Ich bin in einer Region, die Zukunft gestaltet“, untermauerte Olaf Lies mit Beispielen: Braunschweig mit der Digitalisierung des Bahnverkehrs (Siemens), Forschungsflughafen, Entwicklungen für autonomes Fahren. Wolfsburg als VW-Stadt im digitalen Wandel. Salzgitter mit Forschung, Entwicklung und Innovation für Wasserstoff und „grüne“ Stahlproduktion. Und Goslar im Zentrum einer technologisch herausragenden Recyclingregion, ob Metalle oder Batterien.
„Der Ingenieur in mir ist total begeistert“, resümierte der studierte Elektrotechniker Olaf Lies in einer „Herzensregion“, die voller Selbstbewusstsein nach außen treten könne. „Doch wir brauchen ein klares Signal der Politik“, fügte er an: „Sind wir auf dem richtigen Weg der Transformation?“
Das war teils politische Selbstkritik, richtete sich vor allem aber an die Bundesregierung in Berlin. Denn mit dem Wechsel zur schwarz-roten Koalition haben sich auch Gewichtungen in Zukunftsfragen wieder verändert – ob Energie, Klimaschutz, E-Mobilität oder digitale Infrastruktur.
„Grüner Stahl ist ein Beispiel“, sagte Lies mit Blick auf milliardenschwere Transformation, Investitionen und Förderzusagen bei Salzgitter-Stahl. Ein anderes ist E-Mobilität: Wenn der Schwerpunkt auf E-Autos liegt, dann müssen auch Netzwerke, Ladeinfrastruktur und Energiepreise stimmen. Sonst laufen Hersteller und Käufer gleichermaßen in eine Sackgasse.
„Drei Jahre Rezession, das ist ein Problem“
An dieser Transformation arbeiten auch Vorzeigeunternehmen im Raum Goslar, wie Urte Schwerdtner deutlich machte, etwa die Firma Fest (Wasserstoff) oder H.C. Starck (Batterie-Recycling). Daran hängt ebenso die Entwicklung in der VW-Stadt Wolfsburg, wie Weilmann unterstrich. Und es strahlt gleichermaßen aus auf Stahlproduktion und Batteriezellen (VW) in Salzgitter, wie Klingebiel erklärte.
Bei allen Vorzügen der Region Braunschweig-Wolfsburg und politischen Streicheleinheiten gibt es eben auch gravierende Schwierigkeiten, wie Thorsten Kornblum klarmachte: „Drei Jahre Rezession in Deutschland, das ist ein Problem.“
Mehr Planungssicherheit, weniger Bürokratie
Erwartungen der Oberbürgermeister: Politische Unterstützung für Hochschulen und Mobilitätswirtschaft, fordert Weilmann. Bahn frei für Wasserstofftechnologie und technische „Pionierfreiheit“, appelliert Klingebiel. „Ich wünsche mir, dass die Wasserstoffautobahn nicht in Salzgitter endet“, sondern nach Goslar und in den Oberharz weiterführt, betont Urte Schwerdtner. Mehr Planungssicherheit, weniger Bürokratie und weniger Bedenkenträger fordert Kornblum. Seine Devise: „Wir sagen Ja zu Investitionen. Wir gehen auch anständig um mit Menschen, die investieren wollen.“
Autor:
Jörg Kleine, Goslarsche Zeitung
7/2025
