IEA: Energiepolitikbericht Deutschland 2025

Die Internationale Energieagentur (IEA) hat im April 2025 ihre turnusmäßige Bewertung der deutschen Energiepolitik vorgelegt. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Deutschland nach dem Ausstieg aus Kernenergie, Kohle und russischem Gas seine Energieversorgung sicher, klimafreundlich und bezahlbar umgestalten kann. Die IEA sieht Deutschland dabei an einem „Wendepunkt der Energiewende“.

Zentrale Befunde

  1. Klimaziele: Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden, Zwischenziel 2030: -65% gegenüber 1990. Bis 2024: -48%.
  2. Stromsektor: 2024 Emissionsrückgang um 11% durch Kohleausstieg.
  3. Gebäudesektor: 32 Mt CO2eq Überschuss bis 2030 mit Blick auf die Vorgaben des Klimaschutzgesetzes erwartet.
  4. Verkehr: Größte Lücke – rund 180 Mt CO2eq über dem Budget.
  5. Kosten: Hohe Strompreise belasten Haushalte und Industrie.
  6. Finanzierung: Klimatransformationsfonds KTF 2024 auf 49 Mrd. EUR reduziert, Unklarheiten über künftige Mittelverfügbarkeit.

Fokusbereiche der IEA

  1. Elektrizitätssystem: Ziel: 80% Erneuerbare bis 2030. Notwendig sind Netzausbau, Speicher, Flexibilität und smarte Steuerung.
  2. Wärmesektor: Fokus auf Wärmepumpen, Fernwärme und kommunale Wärmeplanung zur Dekarbonisierung der Gebäude.
  3. Verkehr: Ziel von 15 Mio. E-Autos bis 2030 gefährdet. Ladeinfrastruktur und politische Anreize unzureichend.
  4. Wasserstoff: Nachfrageanreize und Planungssicherheit fehlen. CfDs, Standards und öffentliche Beschaffung empfohlen.

Zehn zentrale Empfehlungen der IEA

  1. Langfristige politische und regulatorische Stabilität sichern: Investitionen in klimafreundliche Technologien brauchen verlässliche Rahmenbedingungen.
  2. Dekarbonisierung des Verkehrssektors deutlich beschleunigen: Bonus-Malus-System, Flottenziele, Ladeinfrastruktur, bessere Koordination.
  3. Rolle von Erdgas im Übergang klar definieren: Ein konsistentes Ausstiegsszenario schaffen, um Investitionen zu ermöglichen.
  4. Strompreise senken und Wettbewerbsfähigkeit sichern: Netzentgelte, Entlastungen für Industrie, faire Kostenverteilung.
  5. Klare lokale Preissignale zur Systemoptimierung einführen: Anreize für standortgerechte Einspeisung und Netznutzung schaffen.
  6. Smart Meter flächendeckend ausrollen: Grundlage für flexible, dezentrale Energienutzung schaffen.
  7. Großspeicher zügig und strategisch ausbauen: Speicherstrategie zügig umsetzen, Ausschreibungen starten.
  8. Kommunale Wärmeplanung stärken und koordinieren: Kommunen benötigen Ressourcen zur Planung und Umsetzung.
  9. Wärmepumpen und Fernwärme als zentrale Optionen verankern: Kommunikation und Förderpolitik auf diese Optionen ausrichten.
  10. Gezielte Nachfrage nach grünem Wasserstoff stimulieren: CfDs, grüne Produktstandards und öffentliche Beschaffung einsetzen.

Finanzierung und Umsetzung

Ein zentrales Querschnittsthema der IEA-Analyse ist die Frage der praktischen Umsetzung – insbesondere die Finanzierung der Energiewende. Zwar bestehen in Deutschland ambitionierte Ziele und ein breiter politischer Konsens, doch viele Maßnahmen scheitern bislang an Ressourcen, Koordination und Planungsunsicherheit.
Klimatransformationsfonds (KTF): Zentrales Finanzierungsinstrument, 2024: 49 Mrd. EUR (nach Kürzung um 12 Mrd. EUR infolge des Verfassungsgerichtsurteils).
Verteilung der Mittel:
  • 40 Prozent für die Wärmewende
  • 31 Prozent zur Senkung der Energiekosten
  • Weitere Mittel für Mobilität, Digitalisierung, Wasserstoff
Risiken: Fehlende Mittel für kommunale Wärmeplanung, soziale Abfederung und Innovationsförderung.
Empfehlung: Finanzierungsfragen frühzeitig in die Gesetzesplanung integrieren und sozial flankieren.

Fazit der IEA

Deutschland hat gute gesetzliche Grundlagen und klare Ziele. Entscheidend ist nun die Umsetzung – vor allem in den Bereichen Verkehr, Gebäude und Wasserstoff. Die Finanzierung bleibt ein kritischer Engpass. Die IEA ruft zu mehr Koordination, Verlässlichkeit und technologischer Offenheit auf.
(Quelle DIHK)