IHK-Energiewende-Barometer: Jeder dritte Betrieb sieht Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt

Die Unternehmen in Deutschland bekennen sich mit deutlicher Mehrheit zu den Klimaschutzzielen. 89 Prozent der Unternehmen haben sich das Ziel gesetzt, bis spätestens 2045 klimaneutral zu sein. Die Betriebe können die Transformation aber nur stemmen, wenn sie dadurch nicht ihre Wettbewerbsfähigkeit einbüßen. Das sind zentrale Ergebnisse des „Energiewende-Barometers 2025“ der IHK-Organisation, an dem sich bundesweit über 3.600 Unternehmen aller Branchen beteiligt haben. In Lippe waren es insgesamt 31 Firmen, davon 20 aus der Industrie. Die DIHK gibt Empfehlungen ab, wie die Energiewende erfolgreicher gestaltet werden kann.
Werte des IHK-Energiewendebarometers im Zeitverlauf: Der tiefste Wert wurde 2023 mit Minus 27 erreicht.

Barometerwert etwas gestiegen

Auf einer Skala von minus 100 (sehr negativ) bis plus 100 (sehr positiv) beurteilen die Betriebe die Energiewende 2025 im Schnitt mit einem Wert von minus 8,3. Damit ist die Sicht auf die Energiewende zwar nicht mehr ganz so skeptisch wie im Vorjahr (minus 20), sie liegt aber weiterhin im negativen Bereich. Der Wert steht für den gewichteten Saldo aus positiven und negativen Rückmeldungen. 36 Prozent der Unternehmen sagen aus, dass sich die Energiewende negativ auswirke. Positive Wirkungen sehen nur 24 Prozent. In der Industrie ist das Ergebnis noch schlechter: So fühlen sich NRW-weit 61 Prozent und in Lippe sogar 64 Prozent negativ beeinträchtigt.
Branchenwerte im Zeitablauf
Die Auswirkungen der Energiewende auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit werden von den Branchen sehr unterschiedlich bewertet.

Hohe Energiekosten dämpfen Investitionen

Die hohen Energiepreise sind für die Betriebe weiterhin ein Thema. Etwa die Hälfte berichtet von gestiegenen Preisen für Strom und Wärme in den vergangenen zwölf Monaten. Unternehmen in Deutschland zahlen im Vergleich deutlich mehr für Strom und Wärme als ihre Wettbewerber in anderen Ländern", so die DIHK. Dieses Geld fehle an anderer Stelle, nicht zuletzt bei den Investitionen in Transformation der Industrie.
35 Prozent der befragten Industrieunternehmen stellt aktuell Investitionen in Kernprozesse zurück, bei Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen sind es 27 Prozent. In NRW verschieben 42 Prozent der produzierenden Unternehmen Investitionen, 29 Prozent stoppen Ausgaben für Klimaschutzprojekte.
Die hohen Energiekosten dämpfen die Investitionsbereitschaft, insbesondere in der Industrie.
41 Prozent aller Unternehmen und sogar 63 Prozent der Industriebetriebe sehen sich durch die hohen Energiepreise vor allem gegenüber ihren internationalen Konkurrenten benachteiligt. 37 Prozent der befragten Industrieunternehmen haben ihre Produktion heruntergefahren, verlagern Kapazitäten ins Ausland oder planen dies. Inzwischen schränkt mehr als jedes zweite große Industrieunternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern (59 Prozent) aufgrund der hohen Energiekosten seine Produktion im Inland ein beziehungsweise plant, es zu tun. Dies ist nochmal eine Steigerung gegenüber den Vorjahren.

Was die Transformation behindert

Als weitere Hemmschuhe für Investitionen am Standort Deutschland beklagen die Unternehmen vor allem die überbordende Bürokratie (bundesweit 67 Prozent, NRW-weit 69 Prozent) und die fehlende Verlässlichkeit und Planbarkeit der politischen Rahmenbedingungen der Energiewende (beide 60 Prozent). Die hohen Energiepreise (bundesweit 28 Prozent, NRW-weit 30 Prozent), Finanzierungsmöglichkeiten (bundesweit 20 Prozent, NRW-weit 18 Prozent) und fehlende Fachkräfte (bundesweit 15 Prozent, NRW-weit 17 Prozent) sind weitere Aspekte, die die Transformation erschweren.
Als schnelle Maßnahme würde die Senkung der Stromkosten durch eine Entlastung bei den Netzentgelten helfen. Darin sind sich knapp 88 Prozent der Befragten einig.
(Quelle DIHK, IHK Lippe)