Hohe Energiewende-Kosten: Auch nicht-energieintensive Branchen gefährdet
Die hohe Kostenbelastung durch die aktuelle Energiewendepolitik in Deutschland führt nicht nur zur Abwanderung energieintensiver Industriebetriebe, sondern gefährdet Unternehmen über alle Branchen hinweg. Das geht aus einer aktuellen Analyse hervor, die die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) Ende Oktober 2025 vorgestellt hat.
Die Untersuchung ergänzt die Studie Neue Wege für die Energiewende ('Plan B'), die das Forschungsinstitut Frontier Economics im Auftrag der DIHK erarbeitet hat. Sie beleuchtet, wie einzelne Branchen durch die aktuelle Ausgestaltung der Energiewende betroffen sind. Konkret geht sie der Frage nach, über welche Wege Unternehmen höhere Kosten zu tragen haben, in welchen Bereichen Abwanderung droht und wie sich die Risiken senken lassen.
Unternehmen direkt und indirekt belastet
Ein zentrales Ergebnis: Die Energiewende belastet die Unternehmen gleich doppelt: Direkt über höhere Energiekosten und zusätzliche Ausgaben für Maschinen und Anlagen. Indirekte Kosten entstehen darüber hinaus für Vorprodukte, Logistikleistungen, Personal sowie Bürokratie und Verwaltung.
Abbildung: Bewertung der Wirkung von indirekten Energiekostensteigerungen der Energiewende auf einzelne Branchen
Die Abbildung zeigt den Einfluss von indirekten Kostensteigerungen durch die Energiewende auf einzelne Branchen. Die qualitativen Ergebnisse setzen sich zusammen aus eigener Recherche und der Auswertung von Experteninterviews mit Unternehmen aus den entsprechenden Branchen.
Die Abbildung zeigt den Einfluss von indirekten Kostensteigerungen durch die Energiewende auf einzelne Branchen. Die qualitativen Ergebnisse setzen sich zusammen aus eigener Recherche und der Auswertung von Experteninterviews mit Unternehmen aus den entsprechenden Branchen.
Ein Treiber sind unter anderem stark steigende Netzentgelte. Um erneuerbaren Strom zu transportieren, muss das Stromnetz massiv ausgebaut werden. Die Studie veranschlagt den Zuwachs der Stromnetzentgelte daher bis 2045 auf rund 63 Prozent im Bereich Gewerbe und Handel und auf knapp 50 Prozent für die privaten Haushalte. Industriebetriebe müssen mit Kostensteigerungen von 70 Prozent und mehr rechnen, bei industriellen Großverbrauchern sind es sogar fast 130 Prozent.
Währenddessen sorgt die zunehmende Elektrifizierung dafür, dass der Gasverbrauch deutlich zurückgeht. Damit verteilen sich die Kosten der Gasnetzinfrastruktur auf immer weniger Schultern. In der Folge erhöhen sich für diese Kunden die Gasnetzentgelte spürbar: Im Gewerbesektor steigen sie laut Frontier-Analyse von 1,6 Cent pro Kilowattstunde im Jahr 2024 auf 4,3 Cent pro Kilowattstunde im Jahr 2040. In der Industrie verdreifachen sie sich im selben Zeitraum nahezu, von 0,6 auf 1,7 Cent pro Kilowattstunde.
Auch weniger energieintensive Sektoren betroffen
Die Studie zeigt, dass vor allem die Branchen in ihrer Existenz gefährdet sind, in denen eine hohe Betroffenheit von direkten und indirekten Energiekosten auf einen starken internationalen Wettbewerb treffen. Das gilt vor allem für die energieintensive Grundstoff- und Chemieindustrie, aber auch für andere, weniger energieintensive Sektoren wie die Lebensmittel- und Getränkeindustrie, die Konsumgüterindustrie und die mittelständisch geprägten Branchen Maschinenbau und Elektrotechnik.
Abbildung: Durch die Energiewende gefährdete Branchen in Deutschland
In weiteren Branchen wie dem Baugewerbe, der Gastwirtschaft oder dem Handel bestehe zwar keine Abwanderungsgefahr. Jedoch wirkten sich Kostensteigerungen in diesen Bereichen über steigende Preise unmittelbar auf die Kaufkraft und damit die inländische Nachfrage aus. Auch das bedrohe die Existenz von Unternehmen.
(Quelle DIHK, Frontier Economics)
