DIHK-Stellungnahme: EU-Strategie zur Wärme- und Kälteversorgung

Im Rahmen der Konsultation der Europäischen Kommission für eine EU-Strategie zur Wärme- und Kälteversorgung hat die DIHK eine Stellungnahme (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 231 KB) abgegeben. Die Veröffentlichung der Strategie ist für das erste Quartal 2026 vorgesehen.

Ziel der Strategie

Die EU-Strategie zur Wärme- und Kälteversorgung zielt darau ab, die Dekarbonisierung der Wärme- und Kälteversorgung zu beschleunigen. Sie soll
  • dazu beizutragen, Technologien für erneuerbare Energien und Energieeffizienzlösungen für Industrie, Haushalte und Unternehmen bereitzustellen;
  • Ineffizienzen an der Schnittstelle zwischen Angebot und Nachfrage sowie auf Planungsebene angehen;
  • bei der Wärme- und Kälteversorgung die Integration des Energiesystems vorantreiben;
  • einen Aktionsplan für geothermische Energie enthalten;
  • andere Maßnahmen zur Rückgewinnung von Direktwärme, z. B. durch Solarthermie, untersuchen.
Die DIHK hat sich insbesondere mit folgenden Schwerpunktthemen in die Konsultation eingebracht.

Wärme- und Kälteversorgung als Transformationslücke:

Die Wärme- und Kälteversorgung ist ein bislang weitgehend unbeachteter Aspekt der Transformation der gewerblichen Wirtschaft hin zur Klimaneutralität – insbesondere im industriellen Bereich. In Deutschland werden derzeit rund 80 % des industrielle Prozesswärmebedarfs noch über fossile Brennstoffe gedeckt. Eine ambitionierte EU-Strategie kann hier ein politisches Signal setzen, um diesem Bereich eine systematische Transformation zu ermöglichen.

Fehlende Kohärenz politischer Maßnahmen:

Die aktuelle Situation ist geprägt von einer Fülle an Strategien, Aktionsplänen, Leitlinien und Initiativen auf EU- und nationaler Ebene. Für Unternehmen ist jedoch oft nicht erkennbar, wie diese Maßnahmen zusammenhängen oder welche Prioritäten gelten. Diese mangelnde Kohärenz und Klarheit führen zu Unsicherheit – und damit zu Zurück-haltung bei Investitionen. Die EU-Strategie zur Wärme- und Kälteversorgung muss daher in eine kohärente, transparent gestaltete Roadmap münden, die Unternehmen eine kalkulierbare Orientierung gibt.

Wärmewende als Investitions- und Risikoherausforderung:

Die Dekarbonisierung der Wärme- und Kälteversorgung stellt eine zentrale Herausforderung dar, insbesondere für kleine und mittlere sowie energieintensive Unternehmen. Hohe Investitionen und unsichere regulatorische Rahmen- und Förderbedingungen hemmen den Markthochlauf klimaneutraler Lösungen. Wettbewerbsfähige Betriebskosten sind ein entscheidender Faktor für die Transformation. Deshalb sind für die Wirtschaft sichere Rahmenbedingungen und gezielte Maßnahmen zur Risikominderung wichtig, die sich vorrangig auf Investitionskosten notwendiger (Netz)-)Infrastruktur oder technologisch unausgereiften Lösungen beziehen sollten. Nationale Förderinstrumente sollten dabei rechtssicher im Rahmen des EU-Beihilferechts verankert sein.

Infrastrukturplanung als Grundvoraussetzung:

Eine koordinierte, transparente und verlässliche Infrastrukturplanung ist essenziell, um Synergien zwischen Strom-, Gas-/Wasserstoff-, CO2- und Wärmenetzen zu heben. Bei der Netzplanung sollten die Bedarfe der Industrie und Betriebe von Anfang an eingebunden werden. Geothermie kann als systemdienliche Technologie sowohl in bestehende Fernwärmenetze integriert als auch für dezentrale Lösungen wie kalte Nahwärmenetze genutzt werden. Ihre Rolle als Quelle für Wärme, Kälte und Speicherlösungen sollte strategisch berücksichtigt werden.

Technologieoffenheit und -breite:

Die DIHK unterstreicht die Bedeutung eines breiten Technologiemixes und empfiehlt eine technologieoffene Ausgestaltung der EU-Strategie. Neben Elektrifizierung sollten auch Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), Wasserstoff, Solarthermie, Hochtemperatur-Wärmepumpen, Biomasse, Geothermie sowie Lösungen unter Einsatz von CO2-Abscheidung und Speicherung (CCUS) berücksichtigt werden – jeweils angepasst an regionale Gegebenheiten, sektorale Anforderungen und unter Berücksichtigung von internationaler Wettbewerbsfähigkeit. Digitale Lösungen zur Steuerung und Effizienzsteigerung sowie Wasserstoff als ergänzende Option für industrielle Anwendungen sollten ebenfalls Teil der Strategie sein. Entscheidend ist, dass die EU klare Signale für Planungs- und Investitionssicherheit setzt.

Rahmenbedingungen, Fachkräfte und Genehmigungen als Basis:

Stabile Rahmenbedingungen sind für die Wertschöpfungsketten unerlässlich. Politisch inkonsistente Rahmenbedingungen und Förderpolitiken führen zu Unsicherheit bei Herstellern und Installateuren, in der Energiewirtschaft und in den verbrauchenden Sektoren . Die Umsetzung der Wärmewende erfordert zudem eine starke Fachkräftebasis, gezielte Aus- und Weiterbildungsprogramme sowie die Bereitstellung öffentlicher Flächen für Infrastrukturprojekte. Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche betriebliche Trans-formation ist eine deutliche Beschleunigung von Genehmigungsverfahren etwa durch Genehmigungsfiktionen, Stichtagsregelungen und vereinfachte Verfahren im Umwelt-, Wasser- und Bergrecht.
(Quelle DIHK)