IW-Studie: Welchen Einfluss hat KI auf die Produktivität in Deutschland?
Durch den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) wird es zwar eine Steigerung der Produktivität geben, ein Produktivitätswunder durch KI ist in Deutschland in den nächsten Jahren aber nicht zu erwarten. Damit die Chancen der KI überhaupt genutzt werden können, muss die Politik schnell die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wesentlich verbessern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des Gemeinschaftsausschusses der Deutschen Gewerblichen Wirtschaft erstellt hat.
Die Studie zeigt, dass bisher immer noch relativ wenige Unternehmen hierzulande KI aktiv einsetzen: Nur jeder vierte bis fünfte Betrieb wendet die Technologie an. Im internationalen Vergleich ergibt sich ein gemischtes Bild. Bei der Einführung von KI in Unternehmen liegt Deutschland noch über dem EU-Durchschnitt, aber hinter EU-Spitzenreitern Dänemark, Finnland und Niederlande auf Platz 11. Auch in der Forschung und bei der Anzahl der notwendigen Supercomputer belegt Deutschland einen vorderen Platz, fällt aber bei der Verfügbarkeit und Weiterverwendung der Daten im OECD-Vergleich weit zurück (Platz 24).
In einer Projektion für die Jahre 2025 bis 2030 erwartet das IW Köln für Deutschland ein jährliches Produktivitätswachstum von 0,9 Prozent und für die Jahre 2030 bis 2040 von 1,2 Prozent. In den 2020er-Jahren hat Deutschland ein Produktivitätszuwachs von lediglich 0,4 Prozent erreicht, wobei die Corona-Zeit zu berücksichtigen ist. KI-Anwendungen erhöhen also perspektivisch unser Potenzial, ein von vielen erhofftes "Produktivitätswunder" wird aber ausbleiben.
Der Einsatz von KI hat auf der Ebene des einzelnen Arbeitsplatzes das Potenzial, Produktivitätsgewinne zu realisieren. Die Ausschöpfung dieses Potenzials ist aber kein Automatismus ist und ist von spezifischen Faktoren abhängig, die von Betrieb zu Betrieb, Organisationsbereich zu Organisationsbereich sowie Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz bzw. Beschäftigten zu Beschäftigten unterschiedlich sein können.
Handlungsempfehlungen für die Politik
- Deutsche Umsetzung der europäischen KI-Verordnung vorantreiben. Das Durchführungsgesetz zur KI-Verordnung muss priorisiert von der neuen Bundesregierung verabschiedet werden, um zeitnah für Rechtssicherheit bei der nationalen Umsetzung der Regulierung zu sorgen.
- KI-Regulierung handhabbar machen. Es gilt, die KI-Verordnung für Unternehmen, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU), in konkrete Umsetzungshilfen, Checklisten und Beispiele guter Praxis zu überführen, damit er Rechtssicherheit schafft statt Innovationshemmnis zu sein.
- Die KI-Verordnung wiederholt evaluieren und an aktuelle Erfordernisse anpassen. Das Gesetz muss regelmäßig in kürzeren Abständen evaluiert und gegebenenfalls angepasst werden, um mit der dynamischen Entwicklung von KI Schritt halten zu können.
- Übersicht über Digitalregulierung schaffen. Eine digitale Plattform oder Webseite sollte KMU Orientierung zu den verschiedenen europäischen Digitalregulierungen geben, um deren Komplexität und Interaktion zu reduzieren.
- Ausbau der Unterstützungsinstrumente für den Mittelstand. Kleine und mittlere Unternehmen benötigen gezielt Unterstützung, um KI-Technologien erfolgreich zu implementieren.
- Vorgaben für die betriebliche Praxis auf KI ausrichten. Fremdpersonal unterstützt die Digitalisierung, aber das Statusfeststellungsverfahren schafft Rechtsunsicherheit.
- KI-Forschung in Deutschland in die Anwendung bringen. Um KI profitabel einzusetzen, sind Investitionen in Forschung und Anreize für Kooperationen zwischen Universitäten, Unternehmen und Startups erforderlich.
- Private Investitionen in KI incentivieren. Durch attraktive Rahmenbedingungen (Steuervergünstigungen, Bürokratieabbau) sollten Anreize für private Investitionen geschaffen werden. Insgesamt müssen die Rahmenbedingungen für die allgemeine Investitionstätigkeit in Deutschland verbessert und auf internationales Niveau gehoben werden.
- Infrastruktur fit für KI machen. Durch die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren und den Ausbau erneuerbarer Energien wird die Grundlage für den Ausbau der digitalen Infrastruktur gelegt, etwa im Bereich der KI-Rechenzentren.
- Arbeitsmarktpolitik prüfen. Es ist zu prüfen, ob notwendige Weiterbildungsmaßnahmen als Aufgabe der Unternehmen durch weitere Förderangebote der Arbeitsmarktpolitik unterstützt werden sollten.
- Fachkräfteverfügbarkeit verbessern. Gezielte Bildung, Zuwanderung und Maßnahmen zur Erhöhung der Erwerbsbeteiligung können auch die Fachkräfteverfügbarkeit im Bereich KI verbessern.
- KI-Bildung ausbauen. Bildungseinrichtungen sollten KI-Themen früh und umfassend in Lehrpläne integrieren, um Schüler und Studierende auf den Umgang mit KI vorzubereiten
Handlungsempfehlungen für die Wirtschaft
- Mit Digitalisierung und Datenmanagement Grundlagen für erfolgreiche KI-Anwendungen schaffen. Nur durch die Fähigkeit zur effizienten Datenbewirtschaftung und die Problemlösung oder Prozessvereinfachungen kann KI bei der digitalen Transformation sinnvoll eingesetzt werden
- Compliance sicherstellen. Für die rechtskonforme Anwendung von KI ist die Schulung von Mitarbeitenden mit Verantwortung unverzichtbar, um die Risikoklassifizierung eigener KI und Folgebewertung sicherzustellen.
- Weiterbildung stärken. Weiterbildung im Unternehmen sollte gezielt und bedarfsorientiert sein, um den betrieblichen Anforderungen gerecht zu werden.
- Akzeptanz schaffen. Die Akzeptanz und frühzeitige Einbindung der Mitarbeitenden sind entscheidend für die erfolgreiche und nachhaltige Implementierung von KI im Unternehmen.
- Mindset vorleben. Ein positives und agiles Mindset im Unternehmen, das Chancen über Risiken stellt und Offenheit für Innovation zeigt, ist entscheidend für die erfolgreiche und schnelle Implementierung von KI-Lösungen.
(Quelle DIHK, IW)