03.11.2022

Im Winter droht der Konjunktureinbruch

Trendauswertung IHK-Gremium Kulmbach


Die Erwartungen der Unternehmen im IHK-Gremium Kulmbach für 2023 geben in nie gekanntem Ausmaß nach, so das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK für Oberfranken Bayreuth. Nur noch vier Prozent rechnen mit einer Verbesserung der Geschäftslage, 54 Prozent mit einer Verschlechterung. Der Konjunkturklimaindex für die Region Kulmbach gibt um 30 Zähler nach und liegt nun bei nur noch 79 Punkten.

Ganz anders die aktuelle Geschäftslage: Ganze 36 Prozent der befragten Kulmbacher Unternehmen schätzen diese positiv ein, nur 12 Prozent negativ. Damit verbessert sich der Saldo im Vergleich zur Frühjahrsumfrage von +16 auf +24 Punkte. Nur im IHK-Gremium Marktredwitz-Selb wird die aktuelle Geschäftslage noch positiver eingeschätzt. Die Wirtschaft profitiert von der noch guten Kapazitätsauslastung, die sich im Vergleich zum Frühjahr spürbar verbessert hat. Die Auftragseingänge lassen allerdings inzwischen spürbar nach.

Kulmbach erwartet konjunkturelles Unwetter

"Mit Blick auf die derzeitigen und künftigen Herausforderungen verlässt die Kulmbacher Unternehmen die Zuversicht", so Weiß. "Bei der aktuellen Situation handelt es sich nicht um eine Delle, sondern um eine existenzbedrohende Lage." Die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise, die Verfügbarkeit von Rohstoffen und Waren, eine stark nachlassende Konsumlaune und ein mögliches erneutes Aufflammen der Corona-Pandemie verunsichern die Unternehmerinnen und Unternehmer enorm. Im Ergebnis schätzen die Kulmbacher Unternehmen die Entwicklung der Geschäftslage 2023 so schlecht ein wie keine zweite Teilregion. Gerade einmal vier Prozent erwarten einen Aufwärtstrend, 54 Prozent dagegen eine Verschlechterung. Damit fallen die Erwartungen auf ein Rekordtief.

Investitionen werden derzeit kritisch hinterfragt, immer mehr Unternehmen wollen ihre Investitionen verringern oder zumindest aufschieben. Fast ein Drittel der Kulmbacher Unternehmen plant überhaupt keine Investitionen. Nur im Raum Forchheim ist der Anteil der Unternehmen ohne Investitionsplanungen noch höher.

Fach- und Arbeitskräftemangel überlagert negative Konjunkturentwicklung

Die geplante Beschäftigtenentwicklung lässt hoffen, dass die Wirtschaftsregion Kulmbach ohne größeren Beschäftigtenrückgang durch den Winter kommt. Weiß: "Man sieht deutlich, dass die aktuelle Konjunkturlage durch die dauerhafte Herausforderung der fehlenden Fach- und Arbeitskräfte überlagert wird."

Unternehmen fehlt das Vertrauen

Es müsse alles getan werden, damit Unternehmen wieder Vertrauen in den Standort Deutschland finden. Weiß: "Die aktuellen Notmaßnahmen wie der Gaspreisbremse kommen zwar etwas spät, sie sind aber richtig und wichtig." Aber auch andere Baustellen müssten dringend angegangen werden. "Ganz oben auf der Agenda steht dabei die Bürokratie." Das Spektrum reiche von Genehmigungsverfahren, auch gerade im Bereich der erneuerbaren Energien, über die Digitalisierung, bis hin zum internationalen Handel. "Für Unternehmen gibt es einfach zu viele Bremsen und Blockaden. Unsere Unternehmen warten seit langem auf entsprechende Befreiungsschläge."

Insgesamt ergibt die aktuelle IHK-Konjunkturumfrage in allen acht oberfränkischen IHK-Teilregionen ein ähnliches Bild. „In allen acht IHK-Gremien ist der Konjunkturklimaindex jeweils deutlich gefallen. Dies zeigt, auf welch breiter Front die derzeitigen Herausforderungen die Unternehmen vor Ort belasten“, so IHK-Konjunkturreferent Malte Tiedemann.