Energiemonitoring der IHK NRW: Ausbau deutlich hinter dem Zeitplan

Im Juli letzten Jahres hatten die Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen (IHK NRW) erstmals ein Monitoring zur Versorgungssicherheit in 2030 in Nordrhein-Westfalen veröffentlicht, dem Jahr des geplanten Ausstiegs aus der Kohleverstromung. Mit dem regelmäßigen Monitoring misst IHK NRW den Fortschritt beim Aus- und Zubau der erneuerbaren Energien, der als Reservekapazität notwendigen Gaskraftwerke sowie der Stromnetze und Speicher. So will die IHK-Organisation in NRW frühzeitig auf Verzögerungen hinweisen und konkrete Gegenmaßnahmen anreizen.Die erste Fortschreibung zeigt: Bei der Energiewende liegt NRW weiterhin deutlich hinter dem Zeitplan.

Kein Fortschritt bei Gaskraftwerken

Beim Aufbau von wasserstofffähigen Gaskraftwerken gibt es keinerlei Fortschritte, kritisiert IHK NRW. Um nicht im Dunkeln zu sitzen, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, brauche man in NRW bis 2030 acht Kraftwerke mit einer Leistung von etwa 1 Gigawatt. Nur drei GW Leistung sind bisher in Planung. Bis zur Inbetriebnahme dauert es im Schnitt sechs Jahre.
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Aus Sicht von IHK NRW sollte die Landesregierung jetzt die konkreten Kraftwerksstandorte sichern und entwickeln sowie für den Notfall bestehende Kraftwerksreserven sichern. Da die angedachten Gaskraftwerke selbst nur einspringen sollen, wenn die Erneuerbaren Anlagen zu wenig Strom liefern, müsse der Bund für ein auskömmliches Marktmodell sorgen. Dies ist mit der Kraftwerksstrategie, auf die sich die Koalitionsparteien geeinigt haben, zumindest angekündigt.

Zubau bei Photovoltaik

Der Ausbau Erneuerbarer Energien nimmt langsam Fahrt auf. Insbesondere der Photovoltaik-Zubau in Nordrhein-Westfalen erreicht laut Monitoring mit mehr als 2,1 Gigawatt (GW) Leistung einen neuen Höchstwert. Bei der Windenergie sind es demgegenüber nur 0,4 GW gewesen. Diese Geschwindigkeit reicht aber bei weitem noch nicht aus, da in NRW laut IHK-NRW-Studie bis 2030 bei der Photovoltaik ein Zubau von 30 GW und bei der Windenergie von 9 GW erforderlich ist. So muss die Geschwindigkeit des Windenergieausbaus in NRW nahezu vervierfacht werden.
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Wenigstens auf Planungs- und Genehmigungsebene verändere sich bei den Erneuerbaren nach Einschätzung der IHK Lippe im Augenblick einiges zum Positiven. So hätten Bund und Land Vereinfachungen bei den Planungs- und Genehmigungsverfahren beschlossen. In NRW würden derzeit zudem die Regionalpläne geändert. Nach regional einheitlichen Kriterien sollen Vorranggebiete für Windenergie ausgewiesen werden. Problematisch aus Sicht der IHK Lippe: In OWL sollen nach derzeitigen Vorstellungen der Bezirksregierung Waldflächen grundsätzlich ausgenommen werden. Damit könnten viele windreiche und konfliktarme Standorte für Windenergieanlagen nur bei einer Positivplanung der Kommune genutzt werden.

Infrastrukturausbau

Beim Ausbau der Stromübertragungsnetze dürfen nach Einschätzung von IHK NRW keine Verzögerungen mehr auftreten, ansonsten drohten Versorgungslücken und steigende Kosten. Der Ausbau der regionalen und kommunalen Verteilnetze muss mit dem Aus- und Aufbau von Erneuerbaren Energien, Wärmepumpen und E-Mobilität synchronisiert werden. Derzeit fehlen vielerorts noch eine übergreifende Koordination sowie das Bewusstsein, dass die Finanzierung der zu erwartenden hohen Kosten für den Ausbau der Verteilnetze einen weiteren Engpassfaktor des Netzausbaus darstellt.
Die IHKs in NRW fordern Bund und Land auf, die notwendigen Schritte schnell zu gehen. Denn eine sichere, kostengünstige und langfristig klimafreundliche Versorgung mit Energie in Nordrhein-Westfalen bleibe der Schlüssel für die Wettbewerbsfähigkeit des Industrie- und Wirtschaftsstandorts NRW. Ohne klare und positive Entscheidungen fehle den Unternehmen eine belastbare Planungsgrundlage am Standort.
Das Monitoring erfolgt auf Grundlage einer Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts der Universität zu Köln (EWI) im Auftrag von IHK NRW. Die Studie orientiert sich an den Ausbauzielen der Bundes- bzw. Landesregierung. Als Zielhorizont des Monitorings ist das Jahr 2030 gewählt, bis zu dem laut Koalitionsvertrag der Bundesregierung Deutschland idealerweise aus der Kohleverstromung aussteigen soll.
(Quelle IHK NRW)