Neuausrichtung auf Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungsicherheit erforderlich

Mit dem regelmäßigen Monitoring zur Energiewende misst IHK NRW den Fortschritt beim Aus- und Zubau der erneuerbaren Energien, der als Reservekapazität notwendigen Gaskraftwerke sowie der Stromnetze, Speicher und der Wasserstoffinfrastruktur. Die Fortschreibung zeigt: Bei der Energiewende liegt NRW trotz Erfolgen beim Ausbau Erneuerbarer Energien deutlich hinter dem Zeitplan.

Plan B zur Sicherung der Versorgung auflegen

Wetterlagen ohne Wind und Sonne machen umfangreiche Reservekapazitäten unabdingbar wie zuletzt im Dezember 2024 deutlich wurde, als der Anteil der Erneuerbaren Stromerzeugung an vier aufeinanderfolgenden Tagen auf unter 30 Prozent fiel
Im Jahr 2024 konnte bei der Versorgungssicherheit kein Fortschritt erzielt werden. Bei Unternehmen liegen zwar vorbereitende Planungen für den Zubau von bis zu 5 GW an Gaskraftwerken in NRW vor, Genehmigungsanträge liegen den Behörden aber noch nicht vor.
Nach dem Aus des Kapazitätsmarkts im Bund darf die Landesregierung nicht allein auf den Bund warten, sondern muss vorbereitend alles tun, um gesicherte Kapazitäten für NRW zu ermöglichen. Dabei sollte nicht allein auf den Ausbau wasserstofffähiger Gaskraftwerke, sondern auch auf flexibel geführter Biogas- und Biomasseanlagen gebaut werden. Um Planungssicherheit zu schaffen, muss die Landesregierung spätestens bis 1. Januar 2026 einen Plan B über den Streckbetrieb der Kohlekraftwerke über 2033 hinaus entwickeln.

Ausbau Erneuerbare Energien gewinnt an Fahrt

Laut ewi-Berechnungen benötigt NRW bis zum Jahr 2030 Kapazitäten an Windenergie von 16 GW und Photovoltaik von über 37 GW. Das Land NRW rechnet in der Energie- und Wärmestrategie mit einem Zielkorridor von bis zu 15 GW für Wind und zwischen 21 bis 27 GW PV.
Der Ausbau der PV-Kapazitäten hat sich zuletzt beschleunigt. Im vergangenen Jahr sind 2,3 GW an PV-Kapazität zugebaut worden. Damit ist allerdings erst ein Drittel des Ausbauziels erreicht. Trotz Rekordzahlen muss der PV-Ausbau weiter beschleunigt werden, um die Ausbauziele bis 2030 zu erreichen.
Durch das schnelle Wachstum von nicht-steuerbaren PV-Anlagen drohen an sonnenreichen Tagen Überlastungen in den Netzen. Voraussichtlich müssen bereits in diesem Frühjahr PV-Anlagen im Gewerbe an Wochenenden und Feiertagen heruntergeregelt werden, wenn das Stromangebot die -nachfrage übersteigt.
Beim Windenergieausbau belegt NRW im Vergleich zu anderen Bundesländern derzeit den Spitzenplatz. Im Durchschnitt haben die Behörden im Jahr 2024 nach 17 Monaten grünes Licht für ein neues Windenergieprojekt gegeben. 2023 dauerte das Genehmigungsverfahren noch knapp 25 Monate.
Trotz der Erfolge müssen in den verbleibenden fünf Jahren jedes Jahr über 1 GW Wind und je nach Zielannahme 2 bis 5 GW PV-Leistung (ewi-Ziele) hinzugebaut werden. Gleichzeitig muss der Netzausbau deutlich beschleunigt werden.

Fokus auf den Ausbau der Infrastrukturen

Der Netzausbau droht zum zentralen Engpassfaktor in den Regionen Nordrhein-Westfalens zu werden. Der Ausbau zukunftsfähiger Energienetze reicht noch nicht aus, um den Hochlauf der Erneuerbaren zu garantieren und die Versorgung der Wirtschaft zu wettbewerbsfähigen Preisen abzusichern. Der Ausbau der regionalen und kommunalen Verteilnetze muss mit dem Ausbau erneuerbarer Energien, Wärmepumpen und E-Mobilität abgestimmt werden.
Die installierte Batterieleistung stieg deutschlandweit auf 12,1 GW (8,6 GW in 2023), die Speicherkapazität stieg von 12,7 GWh auf 17,7 GWh. Die Leistung der deutschen Pumpspeicherwerke liegt bei rund 10 GW. Der Anstieg geht zu einem großen Anteil auf Speicherkapazitäten zurück, die mit dem Zubau von PV-Leistungen entstanden, aber häufig nicht netzdienlich nutzbar sind.
Hintergrund
Das Monitoring erfolgt auf Grundlage einer Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts der Universität zu Köln (EWI) im Auftrag von IHK NRW. Die Studie orientiert sich an den Ausbauzielen der Bundes- bzw. Landesregierung. Als Zielhorizont des Monitorings ist das Jahr 2030 gewählt, bis zu dem laut Koalitionsvertrag der Bundesregierung Deutschland idealerweise aus der Kohleverstromung aussteigen soll. Die Landesregierung hat ihrerseits in ihrer Energie- und Wärmestrategie für 2026 ein umfassendes, integriertes Monitoring für die Energiewende in NRW angekündigt.
Weitere Informationen rund um die Energiewende sind im Energiewende-Cockpit auf der Website der IHK Aachen zu finden.
(Quelle IHK NRW)