ÜNB: Aufteilung in Strompreiszonen lohnt nicht

Die deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) haben Ende April den von der EU-Kommission in Auftrag gegebenen „Bidding Zone Review" sowie ein Positionspapier dazu veröffentlicht. Darin sehen sie zwar vermeintliche Vorteile für eine Aufteilung Deutschlands in mehrere kleine Strompreiszonen, weisen aber auch deutlich auf Nachteile für die Wirtschaft hin und kritisieren die von der europäischen Energiebehörde ACER vorgegebene Methodik. Der Bericht bietet wichtige Impulse für die weitere Diskussion um die Gestaltung der europäischen Strommärkte.
Der Bidding Zone Review sieht den größten monetären Nutzen bei einer Aufteilung der deutsch-luxemburgischen Stromgebotszone in fünf Zonen. Laut Modellierung generiere diese Aufteilung unter den getroffenen Annahmen Wohlfahrtsgewinne von 339 Mio. EUR für das Zieljahr 2025 gegenüber dem Status Quo in der Region Zentraleuropa. Dies entspreche laut ÜNB-Positionspapier nicht einmal einem Prozent der für das Jahr 2025 simulierten Systemkosten, die zur Deckung der Stromnachfrage entstünden. Die Kosten für die Implementierung würden in der Studie methodisch unterschätzt würden, die Eingangsdaten aus dem Jahr 2019 seien veraltet. Die Studie berücksichtige zukünftige Entwicklungen im Stromsystem wie Netzausbauprojekte oder die innerdeutschen Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen (HGÜ) genauso wenig wie den fortschreitenden Ausbau der Erneuerbaren Energien (EE). Zudem sei eine Anpassung der Gebotszonen nicht vor 2030 umsetzbar.
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) teilt die Kritik der ÜNB. Die von den europäischen Übertragungsnetzbetreibern bevorzugte Teilung der der deutsch-luxemburgischen Strompreiszone würde die deutsche Wirtschaft stark belasten. Insbesondere die energieintensive Industrie leide schon heute unter den hohen Strompreisen und würde dadurch im internationalen Wettbewerb weiter geschwächt. Denn grundsätzlich gelte: Je größer ein Markt, desto stärker der Wettbewerb und desto effizienter die Verteilung. Ein großer Strommarkt erhöhe die Versorgungssicherheit und senke die Preise insgesamt.
Eine Aufteilung Europas in zahlreiche kleinteilige Preiszonen hingegen sei ein Kostentreiber für die deutsche Wirtschaft. Sie entziehe dem Markt Liquidität, begünstige regionale Monopole und erschwere den Handel. Die Folgen seien hohe Strompreise, neue Umlagen und weitere Bürokratie sowie eine tiefgreifende Verunsicherung der Betriebe und Anlagenbetreiber durch einen viele Jahre andauernden Teilungsprozess. Investitionen in die Stromerzeugung und Flexibilitäten wie zum Beispiel Speicher würden ausgebremst.
Die DIHK empfiehlt der Bundesregierung, sich weiterhin auf EU-Ebene für die einheitliche Strompreiszone einsetzen. Die Wirtschaft brauche gerade jetzt stabile Rahmenbedingungen und keine zusätzlichen Risiken und Unsicherheiten. Eine Stärkung des europäischen Strombinnenmarktes sei erforderlich – zum Beispiel durch einen raschen Ausbau von Grenzkuppelstellen und eine gemeinsame europäische Energieinfrastruktur. Regionale Preissignale sollten zukünftig über dynamische Netzentgelte wirken statt über den Strommarkt.
(Quelle DIHK)