IHK fordert Zurückhaltung bei Gewerbesteuerhebesätzen

Nachdem 2021 im Einzugsgebiet der IHK für Oberfranken Bayreuth 31 der 196 Kommunen die Gewerbesteuer oder die Grundsteuer erhöht haben, waren es dieses Jahr 20 Kommunen, wie die jüngste Realsteuerumfrage der IHK für Oberfranken Bayreuth zeigt. Alexander Zahn, stellvertretender Vorsitzender des IHK-Gremiums Bayreuth, bittet die Kommunen weiter um Zurückhaltung.

Im Landkreis Bayreuth hat Pottenstein die Gewerbesteuer angehoben, Bad Berneck und Bindlach haben die Grundsteuer A und B erhöht.

“Gerade unter den aktuellen Rahmenbedingungen ist es wichtiger denn je, dass sich die Kommunen bei der Erhöhung der Realsteuern zurückhalten. Dafür bedanke ich mich ausdrücklich auch im Namen unserer Mitgliedsunternehmen. Schließlich kämpfen viele vor allem aufgrund der explodierenden Energiekosten um ihre Existenz. Jede Abgabenerhöhung wäre da kontraproduktiv”, macht Zahn deutlich. “Mir ist klar, dass auch die Kommunen erheblich unter finanziellem Druck stehen. Ein Verzicht auf eine Gewerbesteuererhöhung ist aber mehr denn je praktizierte Standortsicherung!”

Seit Jahren erfasst die IHK für Oberfranken Bayreuth die Entwicklung bei den Realsteuerhebesätzen. Die Informationen fallen nicht nur bei den Unternehmen auf ein großes Interesse, sondern auch bei den Kommunen selbst. Zehn Kommunen in Oberfranken erhöhten 2022 die Gewerbesteuerhebesätze, 15 die Grundsteuer A und weitere 16 die Grundsteuer B.

“Man darf bei den Gewerbesteuerhebesätzen nicht nur potenzielle Neuansiedlungen im Fokus haben, sondern vor allem alle ansässigen Unternehmen, die von einer Gewerbesteuererhöhung oder -senkung genauso betroffen sind”, macht IHK-Steuerreferent Andreas Wandner deutlich, der Projektleiter der Umfrage.

“Die weitverbreitete Meinung, dass eine Erhöhung der Gewerbesteuer die Unternehmen nicht tangiert, trifft für viele Unternehmen nicht zu.” Einzelunternehmen und Personengesellschaften haben einen Freibetrag in Höhe von 24.500 Euro. Einer Kapitalgesellschaft, also etwa einer GmbH, steht dagegen kein Freibetrag zu. “Eine Erhöhung der Gewerbesteuer kann bei den Unternehmen also nicht unerheblich ins Geld gehen”, macht Wandner deutlich. “Hinzu kommt, dass aktuell niemand abschätzen kann, wie sich die Grundsteuerreform im Einzelfall auswirken wird. Auch dort drohen den Unternehmen künftig erhebliche Mehrbelastungen.”

Pottenstein erhöht als einzige Kommune im Landkreis seine Gewerbesteuer von 320 auf 350 Punkte. Mit 361,5 Punkten liegt der durchschnittliche Gewerbesteuerhebesatz im Raum Bayreuth leicht über dem oberfränkischen Schnitt von 352,8 Punkten. Im Mittel am höchsten sind die Gewerbesteuerhebesätze im IHK-Gremium Forchheim mit 376,2 Punkten, gefolgt von Lichtenfels mit 362,7 und Bayreuth. Im IHK-Gremium Kronach begnügen sich die Kommunen mit 325,1 Punkten, im IHK-Gremium Kulmbach mit 332,3 Punkten.

Die Spanne zwischen den Kommunen im Landkreis ist dabei vergleichsweise groß. Während sich Aufseß und Mistelbach bei der Gewerbesteuer mit einem Hebesatz von 310 begnügt, liegt dieser in Emtmannsberg bei 400 Punkten. Der Hebesatz in der Stadt Bayreuth beträgt 370 Punkte.

Bad Berneck erhöht die Grundsteuern A und B von jeweils von 380 auf 400 Punkte, Bindlach von 300 auf 350 Punkte. Auch bei der Grundsteuer ist die Spanne im Raum Bayreuth sehr groß: In der Stadt Bayreuth liegt die Grundsteuer A bei 250 Punkten, am anderen Ende liegen Emtmannsberg, Haag und Schnabelwaid mit 450 Punkten. Bei der Grundsteuer B reicht die Spanne von 300 Punkten in Gesees und Hummeltal bis 450 Punkten in Emtmannsberg, Haag, Schnabelwaid und Seybothenreuth.

Die ausführlichen Ergebnisse der Umfrage mit allen Details sind in der IHK-Zeitschrift “Oberfränkische Wirtschaft” und auf der IHK-Homepage www.bayreuth.ihk.de veröffentlicht.